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Ermittlung von Nutzwerten arbeitsmedizinisch relevanter Erkrankungen aus der Perspektive von betroffenen und nichtbetroffenen Versicherten

Hintergrund: Um unser, auf dem Solidaritätsprinzip basierendes Gesundheitssystem und dessen Finanzierbarkeit aufrecht zu erhalten, gilt es systematisch Therapien, Medikamente und Technologien auf ihren tatsächlichen Vorteil zu untersuchen und daraus Kosten/Nutzen-Bewertungen entstehen zu lassen. Im Rahmen gesundheitsökonomischer Evaluationen sind Health-Utilities ein Fundament dafür Präferenzen zu messen, bestimmten Gesundheitszuständen Werte zuzuschreiben und somit die Krankheitslast und Einschränkung der Lebensqualität zu bestimmen. Das chronische Handekzem und die unspezifischen chronischen Rückenschmerzen gehören zu den bedeutendsten Krankheitsbildern, wobei die Betroffenen eine erhebliche Beeinträchtigung im alltäglichen Leben erfahren. Gesamtgesellschaftlich spielen der arbeitsmedizinische und der gesundheitsökonomische Aspekt, im Sinne der verursachten direkten und indirekten Kosten dieser chronischen Leiden, eine große Rolle. Zielsetzung: Das Ziel der hier vorliegenden Arbeit war es die Health-Utilities (HU) sowie die „Willingness to Pay“ (WTP) für das chronische Handekzem und die unspezifischen chronischen Rückenschmerzen aus Sicht von Probanden ohne Erkrankung, Beschäftigen im medizinischen Bereich und von Betroffenen selbst zu ermitteln. Weiterhin war von Interesse, inwieweit Vorkenntnisse über die Krankheitsbilder und soziodemographische Faktoren diesen Prozess beeinflussen. Methoden: In dieser monozentrischen, epidemiologischen Studie (Querschnittserhebung) wurden im Rahmen eines einmaligen, interaktiven und computerassistierten Interviews, Nutz-werte sowie ergänzende Indizes zur Bestimmung der Schwere von Gesundheitszuständen aus der Perspektive von Patienten (n=64) sowie Angestellten aus dem Gesundheitssektor (n=126) ermittelt. Das Kollektiv der Betroffenen bestand aus 32 Probanden mit einem chronischen Handekzem (CHE) und 32 Probanden, welche unter chronischen, unspezifischen Rückenschmerzen (CURS) litten. Insgesamt wurden 190 Teilnehmer rekrutiert. Nach Vorlage standardisierter Szenarien mit Beschreibung der Krankheitsbilder wurden die Nutzwerte mithilfe der Time-Trade-off-Methode (TTO) erhoben. Dem Zustand in Krankheit wurde dabei eine verkürzte Lebenszeit in vollständiger Gesundheit gegenübergestellt und die Probanden wählten zwischen diesen zwei Gesundheitszuständen bis zu einem Punkt der Unentschlossenheit. Daraus folgt ein numerischer Wert zwischen null und eins, wobei null dem schlechtesten Gesundheitszustand entspricht, für den die Probanden lieber den Tod vorziehen als weiter mit der Krankheit zu leben. Eins hingegen steht für ein beschwerdefreies Leben, für das keine Lebenszeitverkürzung in Betracht kommt. Folglich repräsentiert ein Nutzwert die Anzahl an Lebensjahren, die die Teilnehmenden hypothetisch bereit waren, für ein Leben ohne die jeweilige chronische Erkrankung, einzutauschen.
Ergebnisse: Die unter den Probanden ohne Erkrankung mit Hilfe der TTO-Methode abgeleiteten Nutzwerte, betrugen für das leichte chronische Handekzem 0,92 (Mdn: 0,97) und für das schwere 0,75 (Mdn: 0,77). Das Szenario für unspezifische chronische Rückenschmerzen wurde mit 0,81 (Mdn: 0,90) bewertet. Aus Sicht der Betroffenen mit einem CHE betrug der Mittelwert für die leichte Form 0,91 (Mdn: 0,98), für die schwere Form 0,77 (Mdn: 0,82) und für Rückenschmerzen 0,80 (Mdn: 0,83). Patienten mit CURS bewerteten wie folgt: Nutz-werte für das leichte CHE betrugen im Mittel 0,95 (Mdn: 0,98), für die schwere Form 0,75 (Mdn: 0,81) und für CURS selbst 0,88. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied der Nutzwerte zwischen gesunden Probanden und denen mit CURS bei Bewertung des Sze-narios „unspezifische chronischen Rückenschmerzen“. Im Rahmen der Analyse des Einflusses soziodemographischer Faktoren auf die Health Utilities ergaben sich signifikant unterschiedliche Mittelwerte zwischen den Gruppen bei der Beurteilung des leichten CHE in Abhängigkeit der Bekanntschaft zu einer vom CHE betroffenen Person. Ausserdem konnten Zusammenhänge zwischen Vorkenntnissen zu dem Krankheitsbild und der Beur-teilung auf der visuellen Analogskala (VAS) sowie der eigenen WTP beim schweren CHE festgestellt werden. Korrelationen und Regressionen zeigten auf, dass das Alter einen signifikanten Einfluss auf die Bewertung des schweren chronischen Handekzems auf der VAS und das Geschlecht einen Einfluss auf die eigene Zahlungsbereitschaft bei der Bewertung beider Schweregrade hat.
Schlussfolgerung: Die beiden chronischen Krankheitsbilder stellen aus Sicht der Beschäftigten im Gesundheitswesen und der Patienten selbst eine erhebliche Beeinträchtigung für die Betroffenen dar. Im Durchschnitt wählten die Teilnehmenden eine 19 bis 25 Prozent kürzere Lebenserwartung um CURS bzw. ein schweres CHE zu vermeiden. Beim Vergleich der Health-Utilities innerhalb der Gruppen zeichnete sich eine hohe Messkonsistenz der Werte ab. Außerdem lagen die HU-Werte der leichten Form des chronischen Handekzems stets unter denen der schweren, was plausibel erscheint und eine gewisse Stabilität der Ergebnisse verspricht. Nutzwerte sind ein wichtiges und nützliches Fundament für gesundheitsökonomische Bewertungen als Basis für die Berechnung und Verwendung von QALYs und somit, als Konsequenz, auch Entscheidungshilfen für therapeutische und präventive Maßnahmen im Gesundheitssystem.:Inhaltsverzeichnis III
Abbildungsverzeichnis VII
Tabellenverzeichnis IX
Abkürzungsverzeichnis XIII
1 Einleitung 1
1.1 Hintergrund 1
1.1.1 Lebensqualität 1
1.1.2 Gesundheitssystem und Kosten 2
1.2 Theoretische Grundlagen – chronisches Handekzem 4
1.2.1 Einführung 4
1.2.2 Gesundheitsökonomischer Aspekt 5
1.2.3 Epidemiologie 6
1.2.4 Diagnosekriterien und klinische Charakteristika 6
1.2.5 Klassifikation/Ätiologie 8
1.2.6 Therapie 12
1.2.7 Verlauf und Prognose 15
1.3 Theoretische Grundlagen – chronische unspezifische Rückenschmerzen 16
1.3.1 Einführung 16
1.3.2 Gesundheitsökonomischer Aspekt 16
1.3.3 Epidemiologie 17
1.3.4 Diagnosekriterien und klinische Charakteristika 18
1.3.5 Ätiologie 21
1.3.6 Therapie 22
1.3.7 Verlauf und Prognose 23
1.4 Gesundheitsökonomie und ihre Methoden 27
1.4.1 Formen gesundheitsökonomischer Evaluationen 28
1.4.2 Das QALY-Konzept 30
1.4.3 Nationaler und internationaler Einsatz von QALYs und KNB im Rahmen von medizinökonomischen Evaluationen 32
1.5 Möglichkeiten zur Ermittlung von Nutzwerten/Messmethoden der Lebensqualität 41
1.6 Ziele und Fragestellungen der Arbeit 45
2 Durchführung, Methoden, Instrumente 47
2.1 Studienbeschreibung 47
2.2 Studienpopulation 47
2.2.1 Patientenzahl 47
2.2.2 Ein- und Ausschlusskriterien/Auswahl der Probanden 47
2.3 Studienvisite/Studienprozeduren 48
2.3.1 Ablauf des standardisierten Interviews 48
2.3.2 Erhebung von soziodemografischen, erkrankungsspezifischen und gesundheitsökonomischen Daten 50
2.3.3 Beschreibung der Erkrankungsszenarien/standardisierte Gesundheitszustände 50
2.3.4 Nutzwertermittlung mittels Time-Trade-off-Methode und VAS aus der Perspektive der Probanden ohne Erkrankung 51
2.3.5 Time-Trade-off-Verfahren und VAS zur Nutzwertermittlung (Perspektive der Betroffenen) 52
2.4 Fragebögen 52
2.4.1 EQ-5D – Euroquol 52
2.4.2 CES-D – Center for Epidemiological Studies Depression Scale 53
2.4.3 WLQ – Work Limitations Questionnaire 53
2.4.4 WPAI – Work Productivity and Impairment Questionnaire 53
2.4.5 HECSI – The Hand Eczema Severity Index 54
2.4.6 PGA – Physician Global Assessment 54
2.4.7 DLQI – Dermatology Life Quality Index 54
2.4.8 Roland Morris Disability Questionnaire 55
2.4.9 BPS – Back Performance Scale 55
2.5 Statistik 56
2.6 Ethische, rechtliche und administrative Aspekte 56
2.6.1 Ethikkommission 57
2.6.2 Finanzierung der Studie 57
2.6.3 Dokumentation und Datenmanagement 57
3 Ergebnisse 59
3.1 Gesamtes Kollektiv 59
3.1.1 Einleitung 59
3.1.2 Soziodemografische Daten von Patienten und Probanden ohne Erkrankung 59
3.1.3 Kenntnisse über die Krankheitsbilder im gesamten Kollektiv 64
3.1.4 Vergleich der erhobenen Nutz-, VAS- und WTP-Werte im gesamten Probandenkollektiv 66
3.1.5 Einfluss von Vorkenntnissen und soziodemografischen Charakteristika des gesamten Probandenkollektives auf die Nutzwert-, VAS- und WTP-Ermittlung 75
3.2 Patientenkollektiv 89
3.2.1 Krankheitsspezifische Charakteristika und Health-Utilities 89
3.2.2 Die eigene Erkrankung der Patienten mit CHE 93
3.2.3 Die eigene Erkrankung der Patienten CURS 101
3.3 Reliabilitätsanalysen und Zusammenhänge der Messmethoden 106
4 Diskussion 111
4.1 Nutz-, VAS- und WTP-Werte des gesamten Kollektivs der Befragten 112
4.2 Einfluss (Unterschiede) von Vorkenntnissen und soziodemografischen Faktoren auf die Nutzwert-, VAS- und WTP-Ermittlung? 116
4.3 Einfluss (Zusammenhänge) von Vorkenntnissen und soziodemographischen Faktoren auf die Nutz-, VAS- und WTP-Werte im gesamten Kollektiv 117
4.4 Krankheitsspezifische Charakteristika sowie Nutz-, VAS- und WTP-Werte des Patientenkollektives 120
4.5 Abhängigkeit der ermittelten Nutz- und VAS-Werte vom Schweregrad der Erkrankung 121
4.6 Wie zuverlässig sind die Messmethoden? 125
4.7 Ist die Time-Trade-off-Methode ein valides Instrument? 126
4.8 Methodenanwendung in Deutschland und politische Einordnung der Ergebnisse 128
4.9 Stärken dieser Studie 131
4.10 Grenzen dieser Studie und Aussichten 133
5 Zusammenfassung 137
6 Summary 141
Literaturverzeichnis 143
Anhang 165
Erklärung zu Vorabveröffentlichung von Ergebnissen 261

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:90458
Date04 June 2024
CreatorsRethberg, Constanze
ContributorsSchmitt, Jochen, Lützner, Jörg, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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