Der Dresdner Romanist Victor Klemperer (1881–1960), der nach dem Zweiten Weltkrieg in Halle, Greifswald und vor allem an der Berliner Humboldt-Universität lehrte, wurde von vielen Kollegen, nicht zuletzt aus dem westlichen Teil Deutschlands, belächelt. Sie warfen ihm vor, journalistisch zu schreiben, was in den Kreisen der strengen Wissenschaft keineswegs als Kompliment gemeint war. Keiner von ihnen, und am wenigsten der Gescholtene selber, hätte geglaubt, dass er einmal der weltweit bekannteste Romanist deutscher Zunge werden würde, noch bekannter als Ernst Robert Curtius, Karl Vossler oder Hugo Friedrich. Klemperer verdankt sein Ansehen jedoch nicht so sehr seinen romanistischen Arbeiten, obgleich seine informativ und fesselnd geschriebenen Literaturgeschichten nach wie vor Beachtung verdienen, sondern seinen Tagebüchern, vor allem denen aus den finsteren Jahren 1933 bis 1945. Klemperers bis Ende des Ersten Weltkriegs reichende Autobiographie Curriculum vitae. Jugend um 1900, die 1989 gleichzeitig beim Ost-Berliner Rütten & Loening- und beim West-Berliner Siedler-Verlag erschien, blieb noch relativ unbeachtet. Gleichwohl stand diese doppelte Publikation schon im Zeichen des Mauerfalls, der die beiden Teile Deutschlands näher aneinanderrückte.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:14-qucosa-101985 |
Date | 10 January 2013 |
Creators | Hausmann, Frank-Rutger |
Contributors | SLUB Dresden, |
Publisher | Saechsische Landesbibliothek- Staats- und Universitaetsbibliothek Dresden |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | deu |
Detected Language | German |
Type | doc-type:article |
Format | application/pdf |
Source | BIS - Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 5(2012)4, S. 259-260 |
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