Return to search

Analyse des aktuellen Managements bei abnormal invasiver Plazentation (AIP) des Perinatalzentrums Level 1 des Universitätsklinikums Leipzig

Eine abnormal invasive Plazenta (AIP) wird definiert durch eine invasiv in das Myometrium des Uterus einwachsende Plazenta und kennzeichnet eine geburtsmedizinische Problematik, die mit einer hohen maternalen Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Das Krankheitsbild ist einer der schwerwiegendsten Schwangerschaftskomplikationen und gewinnt durch steigende Sectioraten zunehmend an klinischer Relevanz (Eshkoli et al., 2013; Kamara et al., 2013; Robert M. Silver et al., 2006). Die AIP ist eine außerdem der Hauptgrund für eine peripartale Hysterektomie (Daskalakis et al., 2007). Leider gibt es derzeit noch keine konsensuale optimale Behandlungsstrategie. Goldstandard ist immer noch die einzeitige Sectio-Hysterektomie, die jedoch mit einer hohen blutungsverbundenen Morbidität assoziiert ist (Amsalem et al., 2011; Grace Tan et al., 2013; Jauniaux et al., 2018).
Diese retrospektive Studie ist eine qualitätssichernde Analyse des Managements und des Outcomes der Patientinnen, die an der Universitätsklinik Leipzig mit der Diagnose AIP mit zwei verschiedenen therapeutischen Ansätzen behandelt wurden. Sie soll dazu beitragen, die klinikinterne Beratung von Schwangeren mit Risikofaktoren für eine Plazentationsstörung oder bereits gestellter Diagnose sowie die Therapie des Krankheitsbildes basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen, zu optimieren. Außerdem soll die Studie einen Beitrag zu einem genauer festgelegten Management der abnorm invasiven Plazenta leisten.
Hierfür wurden Patientendaten des Zeitraumes 2003-2018 recherchiert und mit dem Statistikprogramm BM© SPSS Statistic ausgewertet.
Bis April 2013 wurden betroffene Patientinnen (n=16) nach dem bisherigen einzeitigen Vorgehen behandelt, das in jedem Fall einzeitig geplant war und meist eine Sectio-Hysterektomie, seltener eine Exzision des increten bzw. percreten Plazentaareals mit anschließender Uterusrekonstruktion umfasste. Seit April 2013 wird ein neues Vorgehen mit zweizeitiger Plazentaresektion oder zweizeitige Hysterektomie (Leipziger Hybrid-Modell) angestrebt (n = 24).
Der Schwerpunkt der Auswertung lag auf dem Vergleich der beiden Vorgehensweisen, bezogen auf das maternale Outcome und die auftretenden Komplikationen, Umsetzbarkeit des Leipziger Hybrid-Modells, sowie dem Vergleich der einzeitigen Hysterektomie mit den restlichen Therapien. Außerdem wurde das Outcome bezogen auf den Ausprägungsgrad der AIP, das neonatale Outcome und die Übereinstimmung des präoperativen Befundes der Sonografie mit dem der MRT verglichen.
Diese Studie gibt Hinweis darauf, dass das Leipziger-Hybrid- Modell, eine legitime Behandlungsstrategie ist, die tendenziell mit einer verringerten blutungsassoziierten maternalen Morbidität verbunden ist. Bei Patientinnen, die nach neuem Vorgehen behandelt wurden, traten seltener atone Blutungen und insgesamt seltener ein hoher Blutverlust auf als bei Patientinnen, die nach dem alten Vorgehen behandelt wurden.
Zudem ist ein Unteruserhalt und eine damit verbundene weitere Fertilität in 41,7% der Fäll möglich gewesen. In Bezug auf die Hysterektomie gibt unsere Studie einen Hinweis darauf, dass die einzeitige Hysterektomie mit einer höheren maternalen Morbidität verbunden ist, als die einzeitige oder zweizeitige Plazentaresektion bzw. eine zweizeitige Hysterektomie. Insbesondere bezieht sich dies auf den Blutverlust (Gruppe 1: Median 3850 ml, Gruppe 2: Median 2000 ml, p=0,01), den Transfusionsbedarf von Blutkonserven (Gruppe 1: Median= 9,5 vs. Gruppe 2: Median=6, p=0,061), sowie auf den Bedarf an FFP-Transfusionen (Gruppe 1: 13/17 (76,5%), Gruppe 2: 9/23 (39,1%), p=0,04). Auch der Bedarf an Gerinnungsfaktoren wie Tranexamsäure, Fibrinogen oder Trombozytenkonzentraten war bei Patientinnen mit einzeitiger Sectio-Hysterektomie höher (Gruppe 10: 7/17 (41,2%) vs. Gruppe 2: 6/23 (26,1%), p=0,27). Außerdem scheint die einzeitige Hysterektomie tendenziell mit einem höheren Blutverlust assoziiert zu sein, als die zweizeitige Hysterektomie (p=0,029).
Bei abgeschlossener Kinderplanung ist dies eine gute therapeutische Alternative.
Die einzeitige Sectio-Hysterektomie bleibt jedoch eine weitere relevante Behandlungsmethode bis prospektiv-randomisiert kontrollierte Studien einen klaren Vorteil des konservativen, zweizeitigen Managements aufzeigen.
Es gibt weiterhin Hinweise darauf, dass das Leipziger Hybrid-Model mit einer niedrigeren neonatalen Morbidität aufgrund eines höheren Gestationsalters zur Geburt verbunden ist. Während des alten Vorgehens lag das mediane GA bei Geburt bei 33. SSW, während innerhalb des neuen Vorgehens ein medianes GA von 35. SSW erreicht werden konnte (p=0,19).

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:91914
Date06 June 2024
CreatorsSchöne, Amanda Louise
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

Page generated in 0.0026 seconds