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Wie beeinflussen persönliche Einstellungen zur Alkoholabhängigkeit die Einschätzung des eigenen Erkrankungsrisikos?

Der permissive Umgang mit Alkohol und die Stellung, die das Trinken als Teil unserer Kultur genießt, erfordert einen reflektierten Umgang über die Grenzen von gesundem Konsum, die Risiken exzessiven Trinkens und Gefahr der Abhängigkeit. Da vor allem Studierende im Vergleich zu ihren Peers einen vermehrt riskanten Konsum zeigen, ist die Frage nach Ursachen und Faktoren, die zu einem verantwortungsvollen und bewussten Trinkverhalten führen, berechtigt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, sowohl den Einfluss von Wissen über Krankheitsbild und Folgen von Alkoholabhängigkeit, als auch den Einfluss der Einstellungen gegenüber Menschen mit Alkoholproblemen auf die Einschätzung des eigenen Trinkverhaltens zu untersuchen. Verwendet wurde ein Online-Fragebogen mit insgesamt 64 Fragen zum Trinkverhalten, der Selbsteinschätzung des eigenen Trinkverhaltens, der Einstellung und Haltung gegenüber Menschen mit Alkoholproblemen und Wissen über das Krankheitsbild und negative Folgen von Alkoholkonsum. Die Daten von 410 Studierenden, die den Fragebogen in einem 6 Monatszeitraum beantworteten, gingen in die Analyse ein. Die Beschreibung der Daten erfolgte mittels deskriptiver Statistik und die Darstellung der Zusammenhänge durch Korrelation, Diskriminanzanalyse und multinomialer logistischer Regression. Bei den Ergebnissen war auffallend, dass die befragten, weiblichen Studierenden das eigene Trinkverhalten als vollkommen unproblematisch einschätzten, obwohl 40.8% von ihnen einen objektiv riskanten Konsum zeigten und sich nur 59.2% laut S3 Leitlinie unterhalb der Grenze und innerhalb des moderaten Konsums befanden. Auch die befragten, männlichen Studierenden schätzen ihr Trinkverhalten als unproblematisch ein, wobei sich hier nur 48% unterhalb der Grenze befanden und mehr als die Hälfte der Befragten objektiv einen riskanten Konsum von Alkohol aufwiesen. Am stärksten beeinflusst wurde die kritischere Selbsteinschätzung durch das eigene Trinkverhalten – hier stieg die Odds bzw. Chance der Selbsteinschätzung als problematisch im Vergleich zur Einschätzung als unproblematisch um 147% mit jedem weiteren Punkt im AUDIT-C. Bei der Vorstellung, dass Alkoholprobleme ein ansteigendes Kontinuum darstellen, stieg die Odds bzw. Chance der kritischeren Selbsteinschätzung um 162%. Der Wunsch nach Distanz zu Menschen mit Alkoholproblemen resultierte in einer Abnahme der Odds bzw. Chance einer kritischeren Selbsteinschätzung um 51%. Die Suche nach den Ursachen des riskanten Trinkens und die bessere Wahrnehmung des eigenen Trinkverhaltens und Erkrankungsrisikos scheint einen positiven Effekt auf die kritischere Selbsteinschätzung der untersuchten Stichprobe gehabt zu haben. Diese Erkenntnis könnte helfen, den bewussten Umgang mit Alkohol in der Gesellschaft zu fördern. Zwar könnte sich der Umgang mit Alkohol in der Gesellschaft weiterhin permissiv entwickeln, jedoch sind die Vermittlung klarer und verbindlicher Grenzen des Konsums und die regelmäßige Reflexion des eigenen Trinkverhaltens potentiell dazu in der Lage, die kritische Selbsteinschätzung zu beeinflussen, wie es in der Stichprobe gezeigt werden konnte. Vor allem eine Betonung des Kontinuums zwischen unschädlichem Konsum und der Alkoholabhängigkeit könnte dabei zu einem verantwortungsvolleren Trinkverhalten unter Studierenden beitragen.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:76912
Date08 December 2021
CreatorsFoster, Deborah
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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