Einführung: Aortenaneurysmen bergen das hohe Risiko einer lebensbedrohlichen Aortenruptur und stellen deshalb einen Grund zur operativen Versorgung dar. Bei der endovaskulären Reparatur von Aortenaneurysmen ist die spinale Ischämie eine der verheerendsten Komplikationen. In den letzten Jahren entwickelten sich viele Verfahren zur Prävention der spinalen Ischämie. Eines davon ist die sog. minimalinvasive Segmentarterien-Coilembolisation (MISACE), bei welcher in Vorbereitung auf die Prothesenimplantation von der Aorta abgehende Segmentarterien mit kleinen Coils oder Plugs verschlossen werden. So wird die Entstehung von Kollateralen angeregt, um die Blutversorgung des Rückenmarks auch nach Einbau des Stentgrafts sicherzustellen. Von einigen dieser Segmentarterien geht die A. radicularis magna anterior (ARMA) ab, welche wiederum die A. spinalis anterior (ASA) speist und einen wichtigen Beitrag zur Blutversorgung des Rückenmarks leistet. Bisher wurde noch nicht spezifisch untersucht, ob MISACE mit Verschluss der ARMA durchführbar und sicher ist. Dies ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Methoden: Von Januar 2018 bis Juli 2020 erhielten 104 Patienten am Universitätsklinikum Leipzig eine endovaskuläre Aortenreparatur (EVAR) ihres thorakalen Aortenaneurysmas (TAA) oder thorakoabdominalen Aortenaneurysmas (TAAA) mit vorheriger MISACE Intervention. Bei 54 dieser Patienten (36 männlich, Mittelwert des Alters: 71,1 ± 9,3 Jahre) wurde während des Eingriffs eine ARMA gesichtet und die Abgänge dieser okkludiert. Die Daten dieser 54 Patienten wurden in die retrospektive monozentrische Studie aufgenommen. Klinische Endpunkte der Studie waren der technische Erfolg von MISACE, neurologische Komplikationen sowie die Krankenhausmortalität nach MISACE und EVAR bei TAA und TAAA.
Ergebnisse: Die TAAA wurden nach Crawford klassifiziert. Hierbei zeigten sich Typ II (N=19), Typ III (N=5), Typ IV (N=11) und Typ V (N=11). Die Anzahl an TAA betrug N=8. Insgesamt wurden 388 Segmentarterien im Rahmen von MISACE okkludiert, wobei der Mittelwert der okkludierten Segmentarterien bei den Patienten 7,2 ± 3,1 betrug. Dadurch wurden 64,5 % (Spannweite: 25 %-100 %) des direkten arteriellen Blutflusses aus den Segmentarterien zum Rückenmark unterbunden. Insgesamt wurden 66 ARMAs gefunden, welche von 85 (21,9 %) Segmentarterien abgingen. Der Ursprung der ARMA zeigte sich zwischen TH8 und L3, in den meisten Fällen (75,3 %) auf der linken Seite. Manche Patienten erhielten mehrere Interventionen. Während des ersten MISACE Eingriffs wurden N=42 der 85 Segmentarterien, welche die ARMA versorgen, gecoilt. Im zweiten MISACE Eingriff wurden N=26, im dritten N=14 und im vierten N=3 Segmentarterien okkludiert. Insgesamt fanden 136 MISACE Interventionen statt. Danach kam es zu keinen verfahrensspezifischen Komplikationen, insbesondere keinen neurologischen wie spinaler Ischämie oder Apoplex. Im Mittel 47,9 ± 39,4 Tage nach einem MISACE Eingriff erfolgte die Implantation einer Aortenprothese in minimalinvasiver Technik. Danach kam es zu keinen Todesfällen. Ein Patient entwickelte eine unvollständige und vorübergehende spinale Ischämie, ein weiterer erlitt einen Apoplex.
Fazit: Die Okklusion von Segmentarterien, welche direkt die ARMA und damit die ASA speisen, ist im Rahmen von MISACE technisch durchführbar und sicher. Es kam zu keinen verfahrensspezifischen Komplikationen, insbesondere keiner spinalen Ischämie.:Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis II
Abkürzungsverzeichnis V
Abbildungsverzeichnis VII
Tabellenverzeichnis IX
1 Einführung 1
1.1 Aufbau der Aorta 1
1.2 Aortenaneurysma 3
1.2.1 Definition 3
1.2.2 Klassifikation der Aortenaneurysmen 4
1.2.3 Epidemiologie thorakaler und thorakoabdomineller Aortenaneurysmen 5
1.2.4 Ätiologie und Risikofaktoren thorakaler und thorakoabdomineller Aortenaneurysmen 6
1.2.5 Klinik thorakaler und thorakoabdomineller Aortenaneurysmen 7
1.2.6 Diagnostik thorakaler und thorakoabdomineller Aortenaneurysmen 7
1.2.7 Therapiestrategien 11
1.2.7.1 Offene chirurgische Versorgung 12
1.2.7.2 Endovaskuläre Versorgung per Stentgraft 13
1.2.7.3 Hybride Technik 19
1.2.8 Komplikationen 19
1.2.8.1 Komplikationen unbehandelter Aneurysmen 19
1.2.8.2 Komplikationen nach offener Versorgung 20
1.2.8.3 Komplikationen nach endovaskulärer Aortenreparatur 21
1.2.8.4 Komplikation spinale Ischämie 23
1.3 Anatomie der Rückenmarksversorgung 27
1.4 Minimalinvasive Segmentarterien-Coilembolisation zur Prävention von spinaler Ischämie 30
1.5 Fragestellung der eigenen Arbeit 34
2 Methoden 34
2.1 Studiendesign und Patientenauswahl 34
2.2 Festlegung spezifischer Kriterien 35
2.3 Ermittlung demographischer Daten 36
2.4 Analyse der thorakalen und thorakoabdominellen Aortenaneurysmen 36
2.5 Analyse des Status der Segmentarterien 36
2.6 Analyse der minimalinvasiven Segmentarterien-Coilembolisation 38
2.7 Analyse der endovaskulärer Aortenreparatur 39
2.8 Klinisches Vorgehen 40
2.9 Statistische Auswertung 40
3 Ergebnisse 41
3.1 Demographische Daten und Beschreibung der thorakalen und thorakoabdominellen Aortenaneurysmen 41
3.2 Anatomie der Segmentarterien mit Zufluss zur A. spinalis anterior und minimalinvasive Segmentarterien-Coilembolisation 42
3.3 Neurologische Komplikationen und Management nach minimalinvasiver Segmentarterien-Coilembolisation 44
3.4 Endovaskuläre Reparatur von thorakalen und thorakoabdominellen Aortenaneurysmen 45
3.5 Neurologisches Outcome nach endovaskulärer Aortenreparatur 45
4 Diskussion 46
4.1 Sicherheit der minimalinvasiven Segmentarterien-Coilembolisation mit Verschluss der A. radicularis magna anterior 46
4.2 Bedeutung der A. radicularis magna anterior und ihrer Anastomosen 47
4.3 Stützung des Konzeptes des Kollateralnetzwerks 49
4.4 Limitierungen der Studie 50
5 Schlussfolgerung 50
6 Zusammenfassung der Arbeit 51
7 Literaturverzeichnis 53
8 Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit 62
9 Danksagung 63
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:87957 |
Date | 10 November 2023 |
Creators | Funk, Katharina |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
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