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Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren bei Angststörungen und Depression: Eine epidemiologische Studie

Hintergrund. Angst- und depressive Störungen treten sehr häufig auf. Die Komorbidität zwischen beiden Störungsgruppen ist hoch. Quer- und Längsschnittstudien legen nahe, dass vorausgehende Angststörungen das Risiko sekundärer Depression erhöhen, wobei wenig zur Rolle klinischer Charakteristika von Angststörungen in diesem Zusammenhang bekannt ist. Es liegen eine Fülle von Befunden zu Risikofaktoren für Angst- und depressive Störungen vor, die bei genauerer Betrachtung allerdings eine Reihe methodischer Limitationen und offener Forschungsfragen aufweisen (z.B. viele Querschnittserhebungen, klinische Stichproben, keine vergleichenden Analysen der Risikofaktoren von Angststörungen versus Depression). Eine reliable Bewertung der diagnostischen Spezifität vs. Unspezifität von Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren von Angst- und depressiven Störungen mit den bislang vorliegenden Ergebnissen schwer möglich ist. Fragestellungen. Es wurden Gemeinsamkeiten und Unterschieden hinsichtlich der Korrelate und Risikofaktoren von reinen Angst- versus reinen depressiven Störungen untersucht. Durch einen Vergleich reiner Angst- mit reinen depressiven Störungen sollte eine reliablere Einschätzung der Spezifität versus Unspezifität der untersuchten Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren erfolgen. Der zweite Fokus lag in der Analyse der Rolle von primären Angststörungen und der mit ihnen assoziierten klinischen Merkmale bei der Entwicklung sekundärer Depressionen. Methoden. Die „Early Developmental Stages of Psychopathology (EDSP)“- Studie ist eine prospektive, longitudinale Studie. Eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe von ursprünglich 3021 Jugendlichen und jungen Erwachsenen (zu Baseline 14-24 Jahre alt) wurde dreimal befragt (eine Baseline-Erhebung sowie zwei Folgebefragungen). Zusätzlich wurden die Eltern der Probanden, die am ersten Follow-Up teilgenommen hatten, in einem Elterninterview direkt interviewt. Von 2548 Probanden lagen diagnostische Informationen von der Basisbefragung und des Follow-Up-Zeitraumes vor. Psychische Störungen wurden mit Hilfe des M-CIDI nach DSM-IV Kriterien erfasst. Darüber hinaus wurden eine Vielzahl potenzieller Risikofaktoren (z.B. Behavioral Inhibition, kritische Lebensereignisse) erhoben. Ergebnisse. Die drei wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit waren: a)Es konnten gemeinsame, aber auch einige spezifische Risikofaktoren für Angststörungen versus depressive Störungen nachgewiesen werden. b)Die Angststörungen stellen eine heterogene Gruppe dar: Auch innerhalb der Gruppe der Angststörungen zeichnen sich spezifische Risikofaktoren für spezifische Angststörungen ab (d.h. es fanden sich Unterschiede zwischen Spezifischer und Sozialer Phobie). c)Es wurden starke Assoziationen zwischen Angststörungen sowie der mit ihnen assoziierten Merkmale (Beeinträchtigung, Komorbidität, Panikattacken) und der Entwicklung sekundärer depressiver Störungen gefunden. Im multiplen Modell, das alle klinischen Merkmale beinhaltete, stellte sich der Faktor schwere Beeinträchtigung als bedeutendster Prädiktor heraus. Diskussion und Schlussfolgerungen. Insgesamt befürworten die Befunde dieser Arbeit eher die sog. Splitters-Perspektive von zumindest teilweise unterschiedlichen Risikofaktoren für Angst- und depressive Störungen. Einer der potentesten Risikofaktoren für depressive Störungen scheinen vorausgehende Angststörungen zu sein, der Schweregrad der Beeinträchtigung durch die Angststörung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Eine rechtzeitige, effektive Behandlung dieser Angststörungen könnte eine sehr erfolgversprechende Strategie in der Prävention depressiver Störungen sein. Der Beeinträchtigungsgrad durch die Angststörung kann dabei zur Identifizierung von sog. Hoch-Risiko-Personen genutzt werden. / Background. Anxiety disorders and depression are frequent mental disorders; comorbidity is high. Although cross-sectional and longitudinal studies suggest that anxiety disorders increase the risk of subsequent depression, little is known about the role of clinical characteristics of anxiety disorder in this association. Furthermore, there are a lot of studies investigating risk factors of anxiety disorders and depression. Most of these studies, however, have some substantial limitations (e.g., cross-sectional design, clinical samples, lack of analyses comparing risk factors of anxiety disorders versus depression) preventing a reliable assessment of the specificity of vulnerability and risk factors for anxiety disorders and depression. Aims. The first aim of the study was to examine common and specific correlates and risk factors of pure anxiety disorders versus pure depression. The second aim was to analyse the association between anxiety disorders and subsequent depression and the role of clinical characteristics of anxiety disorders in this associations. Methods. The data are from the Munich Early Developmental Stages of Psychopathology (EDSP) study. The EDSP study is a 4-year prospective-longitudinal community study, which includes both baseline and follow-up data on 2548 adolescents and young adults 14 to 24 years of age at baseline. Parents of those probands participated at the first follow-up of the study were also interviewed. DSM-IV diagnoses were made using the Munich-Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI). A range of risk factors were assessed (e.g., behavioral inhibition, life events). Results. There were both common and specific risk factors of anxiety disorders and depression. Furthermore, specific risk factors for specific anxiety disorders could be identified (i.e. different risk factors of specific phobia versus social phobia were found). Anxiety disorders and their clinical characteristics (impairment, comorbidity, panic attacks) were significantly associated with the development of subsequent depression. In the final model, which included all clinical characteristics, severe impairment remained the only clinical feature that was an independent predictor of subsequent depression. Discussion and conclusions. The findings suggest that there are specific risk factors of anxiety disorders and depression. Anxiety disorders are a very powerful risk factor for subsequent depression whereas severe impairment seems to play a major role in this association. Effective treatment of anxiety disorders, specifically those associated with extreme disability, might be important for targeted primary prevention of depression. The degree of impairment of anxiety disorders could be used for the identification of individuals at highest risk for onset of depression.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:24999
Date14 December 2006
CreatorsBittner, Antje
ContributorsWittchen, Hans-Ulrich, Jacobi, Corinna, Becker, Eni
PublisherTechnische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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