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Metavinculin: Neue Erkenntnisse der funktionellen Eigenschaften eines Muskeladhäsionsproteins

In mehrzelligen Organismen ist der Aufbau stabiler Zell-Zell- und Zell-Matrix-Verbindungen lebensnotwendig. Hierfür werden innerhalb einer Körperzelle membranständige Adhäsionskomplexe gebildet, die eine zentrale Rolle in der Verankerung sowie Regulierung des intrazellulären Zytoskelettes spielen. Zu diesen Aktin-bindenden Proteinen gehören das ubiquitär vorkommende Vinculin sowie dessen muskelspezifische Spleißvariante Metavinculin, deren genaue Funktion bisher nicht bekannt ist.
Metavinculin besitzt einen Einschub von zusätzlichen 68 Aminosäuren im Vergleich zu Vinculin, wodurch eine neue alpha-Helix H1´ im Bereich der Schwanzdomäne entsteht, die dem Protein funktionelle Unterschiede verleiht. Frühere Studien zeigten, dass eine Punktmutation innerhalb des Metavinculin-spezifischen Einschubes (Mutante R975W) mit dem Auftreten einer familiären dilatativen Kardiomyopathie assoziiert ist.
In der vorliegenden Arbeit wurden biochemische und zellbiologische Versuche sowie immunhistochemische Untersuchungen durchgeführt, welche bisher unbekannte Eigenschaften des Metavinculins aufdecken und Hinweise zur physiologischen Funktion des Metavinculins in muskulären Zelladhäsionsverbindungen liefern. Es konnte in der Rindermuskulatur gezeigt werden, dass Metavinculin eine fasertypabhängige Expression aufweist, welche unabhängig vom verwendeten Muskeltyp reproduzierbar auftritt. Metavinculin wird im Gegensatz zum ubiquitär vorkommenden Vinculin in den Muskeladhäsionskomplexen vor allem schneller, glykolytischer Muskelfasertypen ausgebildet.
Untersuchungen zur Proteindynamik zeigten eine deutlich verlängerte Verweildauer von Metavinculin im Vergleich zu Vinculin in den Adhäsionskomplexen von Muskelvorläuferzellen. In CD-spektroskopischen Untersuchungen konnte eine deutliche Destabilisierung der Schwanzdomäne der Metavinculin-Mutante R975W im Vergleich zum Wildtyp aufgezeigt werden.
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der zusätzliche Einbau von Metavinculin in die Adhäsionskomplexe von Muskelfasern eine spezielle Anpassung an die physiologische Funktion und mechanische Belastung der Muskelfasern ist und wahrscheinlich eine höhere mechanische Stabilität bei schnellen und glykolytischen Muskelfasertypen gewährleistet. Wird die Stabilität der Aktin-bindenden Domäne in Metavinculin durch eine Punktmutation vermindert, könnte dies zu einer weniger stabilen Verankerung des Aktinzytoskelettes führen, was zu den pathophysiologischen Veränderung des Herzmuskels im Rahmen einer dilatativen Kardiomyopathie beitragen kann.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-164208
Date20 April 2015
CreatorsThoß, Florian
ContributorsUniversität Leipzig, Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Frau Prof. Dr. rer. nat. Karla Punkt, Herr Dr. rer. nat. Mirko Himmel, Herr Prof. Dr. rer nat. Johannes Hirrlinger, PD Dr. rer. nat. Volker Adams
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

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