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Insassenschutz durch Seitenairbags im Pkw: Unfallforschung kompakt

Seitenairbags sind seit ihrer Serieneinführung 1994 eine Standardkomponente der Sicherheitsausstattung moderner Pkw geworden [1]. Während es sich bei den ersten Systemen auf dem Markt um Thorax-Seitenairbags handelte, die bei einem seitlichen Anprall lediglich die Brustregion abdecken, wurde der Schutzbereich mit Airbags, die einen harten Anprall des Kopfes gegen Innenraumstrukturen oder von außen eindringende Objekte verhindern sollten, deutlich erweitert. Um dies zu erreichen, wurde entweder bei sogenannten Kopf-Thorax-Seitenairbags der Seitenairbag im oberen Bereich vergrößert oder ein separates Airbagmodul, der Kopf-Seitenairbag, hinzugefügt, welches den Luftsack aus dem Dachrahmen entfaltet, um vorrangig den Kopf und Hals des Insassen zu schützen und dafür oft die erste und die zweite Sitzreihe mit einem einzigen Luftsack abdeckt. Während letztere Systeme bei modernen Mittel- und Oberklassefahrzeugen in der Regel zum Standard gehören, sind sie bei Klein- und Kompaktwagen oft nur als Sonderausstattung erhältlich. Die weite Verbreitung von Seitenairbags ist in Europa zum Teil durch Verbraucherschutztestverfahren wie EuroNCAP begründet, welches von Beginn an einen seitlichen Anprall mit einer 950 kg schweren, fahrbaren Stoßbarriere beinhaltete und später durch einen Pfahl-aufpralltest für Modelle mit Seitenschutzmaßnahmen ergänzt wurde [2, 3]. Während eine Reihe von Studien den Schutzeffekt von Frontairbags nachweisen konnte, existieren vergleichsweise wenige Arbeiten zum Nutzen von Seitenairbags, besonders in Europa. Page et al. publizierten 2006 eine umfassende Übersichtsarbeit der internationalen Forschung auf diesem Gebiet [4]. Die Ergebnisse einer eigenen Untersuchung zu Seitenairbags im Umfallgeschehen konnten keine entscheidende Reduktion des Verletzungsrisikos bei Seitenkollisionen nachweisen [4]. Otte und Hüfner veröffentlichten Ergebnisse einer GIDAS-Analyse (German in-depth accident study) von Seitenkollisionen, die sich zwischen 1999 und 2005 ereigneten [5]. Die Aussagekraft ihrer Studie war durch die geringe Fallzahl limitiert, auf deren Grundlage kein klarer statistischer Nachweis der Schutzwirkung durch Seitenairbags erbracht werden konnte. Eine fallweise Gegenüberstellung von Kollisionen mit und ohne Seitenairbags ließ vermuten, dass diese das Risiko von Verletzungen der Schwere AIS 3+ (AIS: Abbreviated Injury Scale) für Thorax und Kopf verringern, gleichzeitig aber auch die Häufigkeit von Verletzungen in diesen Körperregionen erhöhen könnten. Es stellt sich daher die Frage, ob aktuelle Seitenairbag-systeme, die in Kombination mit strukturellen Maßnahmen am Fahrzeug in Standard-Crashtests zweifellos gut arbeiten, das gleiche Maß an Insassenschutz auch in realen Unfallsituationen aufweisen. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Erkenntnisse um die Wirkung von Seitenairbags im realen Unfallgeschehen mit Hilfe einer alternativen Methodik zur Kategorisierung von Kollisionen vergleichbarer Schwere zu erweitern. Das untersuchte Fallmaterial ist dabei auf Zusammenstöße zwischen Kraftfahrzeugen beschränkt und berücksichtigt keine Alleinunfälle, die zum Anprall an Hindernisse oder zu Fahrzeugüberschlägen führten. Methodik

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:74563
Date26 April 2021
CreatorsGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.
PublisherGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:book, info:eu-repo/semantics/book, doc-type:Text
SourceUnfallforschung kompakt / Unfallforschung der Versicherer, GDV
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationhttps://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-744978

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