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Evaluation dynamischer Geschwindigkeitsrückmeldung: Forschungsbericht

Die Unfallforschung der Versicherer hat die Wirkung verschiedener Formen der dynamischen Geschwindigkeitsrückmeldung auf das Geschwindigkeitsverhalten untersucht. Dazu wurden an einem Standort nacheinander, unterbrochen von Kontrollphasen ohne sichtbare Messung, drei verschiedenen Anlagen installiert: (1) das Dialog-Display (DD), (2) eine bewertende dynamische Geschwindigkeitsanzeige, die mit rot oder grün hinterlegten Ziffern die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit signalisiert (GA 2) und (3) eine farblich neutrale dynamische Geschwindigkeitsanzeige (GA 1). Als zentraler Messwert wurde die Geschwindigkeit aller vorbeifahrenden Fahrzeuge aufgezeichnet. Die Kennzeichnung der Anlagenwirkung erfolgte über die etablierten Kennwerte Durchschnittsgeschwindigkeit (vd), 85. Perzentil der Geschwindigkeitsverteilung (v85) und den Anteil von Fahrzeugen mit Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit (hü). Diese Ergebnisse wurden um Analysen von zeitabhängigen Effekten (Trendanalysen), Betrachtungen zu differenziellen Aspekten von Geschwindigkeitsverteilungen der Tagesmittelwerte sowie Untersuchungen unter ausschließlicher Betrachtung frei fahrender Fahrzeuge ergänzt. Im Ergebnis zeigt sich über alle betrachteten Kennwerte eine eindeutige Rangreihung der Anlagenwirksamkeit. So wurde das Dialog-Display (DD) als wirksamste Anlage herausgestellt, gefolgt von der zweifarbigen Geschwindigkeitsanzeige (GA 2) und der einfarbigen Geschwindigkeitsanzeige (GA 1). Sowohl für die einfarbige als auch die zweifarbige Geschwindigkeitsanzeige werden negative Gewöhnungseffekte aufgezeigt. Das bedeutet, dass sich die Anlagenwirkung während der jeweiligen Untersuchungsphase abschwächt. Das Dialog-Display zeigt keine derartigen Gewöhnungseffekte. Die im Vergleich beste Wirkung des Dialog-Displays zeigt sich sowohl in der positiven Beeinflussung geringer wie größerer Geschwindigkeitsübertretungen. Die Wirkung der Anlagen auf frei fahrende Fahrzeuge ist etwa den Effekten bei Betrachtung aller Fahrzeuge vergleichbar. Die ergänzenden Analysen erbrachten wertvolle Erkenntnisse und stellen eine sinnvolle Bereicherung des vorliegenden Anlagenvergleichs dar. Beispielsweise konnte durch Regressionsanalysen der Gewöhnungseffekt der Geschwindigkeitsanzeiger aufgezeigt werden. Weiterhin ermöglichten die differenziellen Verteilungsanalysen Aussagen über Wirkungsunterschiede im Bereich geringer Geschwindigkeitsübertretungen von v = 31 bis 33 km/h. Abschließend werden Empfehlungen für den praktischen Einsatz und die Evaluation von Anlagen zur dynamischen Geschwindigkeitsrückmeldung gegeben. Das Dialog- Display wird als ein adäquates Mittel angesehen, um innerhalb von Ortschaften verträgliche Geschwindigkeiten in sensiblen Bereichen, z. B. in der Nähe sozialer Einrichtungen, zu unterstützen. Der Einsatz von dynamischen Geschwindigkeitsanzeigen ist (sowohl Dialog- Display als auch km/h-Anzeige) für die Entschärfung von Unfallschwerpunkten nicht geeignet. Um die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Standorte und Verkehrssituationen zu ermöglichen, wird die Entwicklung und Anwendung eines Wirkmodells dynamischer Geschwindigkeitsbeeinflussung angeregt. Für den Vergleich der Anlagenwirkung mit anderen Maßnahmen zur Geschwindigkeitsbeeinflussung (z. B. Polizeikontrollen) wird die Verwendung von Effektstärken als Maß der praktischen Bedeutsamkeit empfohlen. / There is considerable interest in new technology for reducing speed and improving traffic safety. The German Insurers Accident Research evaluated the effectiveness of three different types of Dynamic Speed Display Sign (DSDS) for reducing speed: (1) the so-called Dialogue-Display, where a green “Thank you” message is displayed to drivers keeping the speed limit and a red “SLOW” message to drivers exceeding the speed limit, (2) a conventional Dynamic Speed Display Sign, where the figures are highlighted in red or green depending on the actual speed of the car driver and (3) a conventional Dynamic Speed Display Sign with neutral figures. The different signs were installed one after the other at the same test location in Berlin. For each sign speed was measured one month before the installation, several months during operation and one month after dismounting. The effectiveness of the DSDS was tested using mean speed, 85th percentile speed and percent of the sample exceeding the speed limit were analysed. In addition, long-term effects, the effect on different speed ranges and free floating cars were analysed. The results show that the Dialogue-Display reduced the average speed most followed by the coloured DSDS and the neutral DSDS. The same ranking of DSDS was observed for the 85th percentile speed and the percentage of vehicles exceeding the speed limit. After dismounting speed levels returned to its baseline for all three DSDS. For both types of conventional DSDS no long-term effect could be established. Only the Dialogue-Display showed stable long-term effects. All speed ranges were affected equally by the installation of the respective DSDS. That means car with high and low speed reduced their speed by the same amount. Finally, the effects on free floating cars were found be similar in nature. Based on the results the German Insurers Accident Research recommends the so-called Dialogue-Display over conventional Dynamic Speed Display Signs for supporting overall traffic calming in sensitive urban areas such as school zones, residential areas or pedestrian crossings. The German Insurers Accident Research does not recommend any type of Dynamic Speed Display Sign for mitigating frequent accident sites. The development and application of a research model is recommended in order to be able to generalise the results to other sites and situations. Furthermore calculating effect sizes is recommended to compare the effects of different studies on DSDS and different types of measures for reducing speed.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:74633
Date27 April 2021
CreatorsGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.
PublisherGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:book, info:eu-repo/semantics/book, doc-type:Text
SourceForschungsberichte / Unfallforschung der Versicherer, GDV
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationurn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-746296, qucosa:74629

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