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Die direkten und indirekten Kosten adipositasattributabler Krankheiten in Deutschland im Jahr 2002

Vorliegende Dissertationsarbeit beinhaltet eine Abschätzung der durch adipositasattributable Erkrankungen verursachten direkten und indirekten Kosten für Deutschland im Jahr 2002. Nach Definition durch die WHO handelt es sich bei Adipositas um eine exzessive Vermehrung des Körperfettes mit signifikanten gesundheitlichen Konsequenzen (WHO 2008). Die Graduierung der Adipositas erfolgte nach der international anerkannten Einteilung der WHO mittels Body Mass Index. Diese Einteilung beinhaltet ein Mass welches das Körpergewicht in Relation zur Körpergrösse bewertet.
Adipositasattributable Erkrankungen bezeichnen Krankheitsbilder welche in Ihrer Entstehung in eindeutigem kausalen Zusammenhang mit Adipositas gesehen werden können. Die in vorliegender Arbeit berücksichtigten adipositasattributablen Erkrankungen umfassen insgesamt 14 ICD-10-Diagnosen. Dazu zählen Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und verschiedene Karzinomerkrankungen. Anhand statistisch belegter Daten zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas, sowie relativer Risiken adipositasattributabler Erkrankungen wurden adipositasattributable Fraktionen ermittelt welche als Grundlage zur Berechnung der adipositasassoziierten Kosten dienten. Das relative Risiko gibt an, um welchen Betrag das Risiko an einer Krankheit zu erkranken bei einer exponierten Person gegenüber einer nicht exponierten Person erhöht ist. Die adipositasattributable Fraktion gibt denjenigen Anteil an den Fällen einer Erkrankung an welcher einem jeweiligen Risikofaktor zugeschrieben werden kann.
Zur Berechnung der Kosten wurde der gesundheitsökonomisch anerkannte Top-Down-Ansatz verwendet. Bei dieser Methode der Berechnung der direkten und indirekten adipositasattributablen Kosten werden statistische Daten einer Gesamtpopulation zur Erhebung der globalen Kosten einer Erkrankung für einen bestimmten Zeitraum herangezogen. Die statistischen Daten werden dann auf einzelne Individuen durch Division durch die Gesamtpopulation herunter gerechnet. Die direkten Kosten beinhalten eine Bewertung der adipositasattributablen Morbidität mit Ressourcenverlusten durch unmittelbare finanzielle Aufwendungen. Dazu gehören beispielsweise Krankenhauskosten, Kosten für den Hausarzt und Medikamentenkosten. In vorliegender Studie umfassten die berechneten direkten Kosten Aufwendungen aufgrund von stationärer und ambulanter Versorgung, Rehabilitation und sonstige Kosten im Sinne von Verwaltungs, Forschungs und Ausbildungskosten. Zu den indirekten Kosten werden beispielsweise Kosten aufgrund verminderter Produktivität durch Morbidität und Produktivitätsausfall aufgrund von Mortalität gezählt. Unter indirekten Kosten wird der durch Krankheit, Invalidität oder vorzeitigen Tod entstehende Verlust an Wertschöpfungspotenzial verstanden. Dazu gehören beispielsweise Kosten aufgrund verminderter Produktivität durch Morbidität und Produktivitätsausfall aufgrund von Mortalität.
Insgesamt bildeten die adipositasattributablen direkten und indirekten Kosten im Jahr 2002 ein Gesamtvolumen von 8.530.630.770 Euro. Dieser Betrag entsprach cirka 0,5% des Bruttoinlandproduktes desselben Jahres mit cirka 2107,3 Mrd. Euro sowie cirka 3.8 % der gesamten Krankheitskosten für Deutschland im Jahr 2002. Diese beliefen sich auf einen Gesamtbetrag von 223,6 Mrd. Euro (statistisches Bundesamt).
Die direkten Kosten bildeten mit 4.548.510.697 Euro (53%) einen etwas grösseren Anteil im Gegensatz zu den indirekten Kosten welche sich auf insgesamt 4.079.515.331 Euro (47%) beliefen. Die direkten adipositasattributablen Kosten wurden bei beiden Geschlechtern zum größten Teil durch ambulante Behandlung verursacht. Insgesamt entstand dabei im Jahr 2002 ein Betrag von 2.676.233.336 Euro was einem Anteil von 61% an den gesamten direkten Kosten entsprach. Bei den indirekten Kosten entfiel der grösste Anteil adipositasattributabler Kosten bei bezahlter sowie unbezahlter Tätigkeit auf Mortalität. Bei bezahlter Arbeit belief sich der Betrag auf 801.277.741 Euro und bei unbezahlter Arbeit auf einen Betrag von 2.007.341.715 Euro.
Bei einer Analyse der direkten und indirekten Kosten nach ICD-10-Diagnose zeigte sich, dass bei den direkten Kosten der grösste Anteil der finanziellen Aufwendungen auf Diabetes Mellitus (E11) mit 1.404.943.170 Euro (31%) und auf Hypertonie (I10-I15) mit 1.190.444.553 Euro (26%) entfiel. Weitere 15% der Kosten wurden mit 712.546.029 Euro durch Adipositas und sonstige Überernährung (E65-E68) verursacht, wobei Frauen mit 450.982.438 Euro (65%) gegenüber Männern mit 261.563.591 (35%) etwa doppelt so viele Kosten verursachten. 14% der Kosten entfielen auf die ICD-10-Diagnose Koronare Herzkrankheit (I20-I25) mit insgesamt 643.601.949 Euro.
Die adipositasattributablen indirekten Kosten wurden zum größten Teil durch koronare Herzkrankheit (I20-I25) mit 1.539.009.232.198 Euro verursacht. Dieser Betrag entsprach einem Anteil von 37% an den gesamten indirekten Kosten. Gefolgt wurde die Diagnose koronare Herzkrankheit (I20-I25) von der ICD-10-Diagnose Hypertonie (I10-I15), welche mit 535.794.685 Euro (12%) lediglich ein Drittel der Kosten für koronare Herzkrankheit betrug. Den drittgrössten Posten innerhalb der indirekten Kosten bildete die ICD-10-Diagnose Diabetes Mellitus (E11) mit 441.400.365 Euro (9%).
Insgesamt zeigte sich dass Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes Mellitus bei Männern und Frauen zu den Hauptverursachern der adipositasattributablen direkten und indirekten Kosten zählten. Speziell für diese Krankheitsgruppen weisen die Ergebnisse dieser Studie darauf hin, dass in Deutschland ein relevantes Potential für langfristige Kosteneinsparungen durch Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung oder Verminderung von Übergewicht besteht. Daher sollte vorliegende Studie dazu anregen kosten-effektive Präventionsmaßnahmen weiter zu entwickeln, zu vertiefen und schnellstmöglich umzusetzen.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-62715
Date06 December 2010
CreatorsBödemann, Melanie
ContributorsUniversität Leipzig, Medizinische Fakultät, Professor Hans-Helmut König, Professor Hans-Helmut König
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/zip

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