Return to search

Morphologisch-funktionelle Untersuchungen zur prognostischen Bewertung der equinen Endometrose

Ziel der Studie war die morphologisch-funktionelle Charakterisierung der Endometrose mittels konventioneller histopathologischer und neuer immunhistologischer Methoden. Die Ergebnisse wurden mit den Abfohlraten der untersuchten Stuten verglichen, um eine genauere
Prognose hinsichtlich der Fertilität zu erhalten.
Innerhalb der physiologischen Decksaison wurden von 159 klinisch gesunden, östrischen Stuten (3 bis 21 Jahre alt) Endometriumbioptate entnommen. Die Stuten wurden danach im selben Jahr besamt und nach Erfassen der Abfohlraten im folgenden Jahr in zwei Gruppen
eingeteilt: güste Stuten und nicht güste Stuten. Im Rahmen einer Doppelblind-Studie wurden endometriale Alterationen lichtmikroskopisch erfasst sowie Grad und Qualität der Endometrose
histomorphologisch definiert. Repräsentativ ausgewählte Bioptate (n=82) wurden immunhistologisch auf die Expression der Steroidhormonrezeptoren (Östrogenrezeptor, ER; Progesteronrezeptor, PR) und ausgewählter endometrialer Proteine (Uteroglobin, UG; Uterokalin, UK; CalbindinD9k, CAL; Uteroferrin, UF) untersucht.
101/159 Stuten zeigen eine, qualitativ und quantitativ variierende, Endometrose. Die fibrotischen Uterindrüsen weisen, im Vergleich zu unveränderten Drüsen, ein zyklusasynchrones, teilweise innerhalb eines Drüsenquerschnittes ungleichmäßiges endometriales Proteinmuster auf. Das ungleichmäßige Expressionsmuster kann als Zeichen einer endometrialen Fehldifferenzierung innerhalb fibrotischer Areale interpretiert werden. Die Aktivität der Endometrose hat keinen Einfluss auf das endometriale Proteinmuster. Güste Stuten besitzen häufiger einemittelgradige, vorwiegend destruierende, inaktive oder gemischte Endometrose. Insbesondere in Arealen mittelgradiger destruierender Endometrosen ist eine deutlich verminderte Expression
von UG und UK nachweisbar. Auch in der geringgradigen Endometrose werden häufiger beide Proteine gleichzeitig zyklusasynchron exprimiert. UF wird innerhalb höhergradiger destruierender fibrotischer Herde überweigend intensiver exprimiert als in den unveränderten
Epithelien, während CAL vielfach ein variables Proteinmuster besitzt. Nicht güste Stuten hingegen zeigen häufig eine geringgradige aktive oder inaktive Endometrose. Bei diesen Stuten weist ein hoher Anteil betroffener glandulärer Epithelien in der mittelgradigen Endometrose
entweder eine zyklussynchrone oder geringgradig zyklusasynchrone Expression von UG, UK und CAL auf. UF wird auch in dieser Gruppe häufig intensiver in fibrotischen Drüsen exprimiert. Zwischen güsten und nicht güsten Stuten bestehen charakteristische Unterschiede im Expressionsmuster von UG und UK: nicht güste Stuten besitzen in gering- und mittelgradig fibrotisch veränderten Uterindrüsen häufiger eine zyklussynchrone Proteinexpression als güste Stuten und seltener deutliche Abweichungen in der Expression von entweder UG oder UK.
Stuten beider Gruppen besitzen eine zyklusasynchrone Expression der ER und PR sowohl in den periglandulären fibrotischen Stromazellen als auch im Drüsenepithel. Die glanduläre Hormonrezeptorexpression ist tendenziell abhängig von der Aktivität der Endometrose. Diese
Resultate sprechen für eine Abkopplung fibrotischer Areale von den uterinen Kontrollmechanismen. Im Rahmen dieser Studie konnte überwiegend bei güsten Stuten in der Endometrose, im Vergleich
zu unveränderten Drüsen, ein deutlich abweichendes endometriales Proteinmuster von UG und UK dargestellt werden. Insbesondere bei Tieren, die an einer mittelgradigen destruierenden Endometrose leiden, könnte diese Tatsache als Hinweis auf eine fertilitätsmindernde
Beeinflussung des uterinen Mikromilieus im Rahmen der Endometrose interpretiert werden.
Die vorliegende Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit einer genaueren Klassifizierung der Endometrose und empfiehlt, zusätzlich zum Grad auch die Qualität der Endometrose sowie das endometriale Expressionsmuster von UG und UK in der Epikrise für eine präzisere
Fertilitätsprognose zu berücksichtigen.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-62495
Date23 November 2010
CreatorsLehmann, Julia, Sieme, Harald
ContributorsVeterinärmedizinische Fakultät Leipzig, Institut für Veterinär-Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover, Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken, Prof. Dr. Heinz-Adolf Schoon, Prof. Dr. Heinrich Bollwein
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

Page generated in 0.0118 seconds