Noroviren gelten neben Rotaviren, Salmonellen und Campylobacter spp. derzeit als Hauptursache infektiöser meldepflichtiger Gastroenteritiden des Menschen in Deutschland. Im Jahr 2008 wurden 212.692 Fälle norovirusbedingter Erkrankungen gemeldet (RKI 2009b). Dabei spielen lebensmittelassozierte Infektionen eine bedeutende Rolle. Besonders rohe und unerhitzt verzehrte Produkte bergen ein Risikopotential. Neben Muscheln, Salaten und Früchten konnten die Erreger auch aus Rohwurstprodukten isoliert werden. Aus mikrobiologischer Sicht sind Rohwürste bereits als Risikoprodukte bekannt. Bisher existieren jedoch nur unzureichende wissenschaftliche Ergebnisse über die Infektionsgefahr durch Viren in Lebensmitteln.
In der vorliegenden Arbeit wurde die Tenazität und Inaktivierungskinetik von Noroviren anhand des Norovirus-Surrogates Felines Calicivirus untersucht. Zunächst wurde in Suspensionsversuchen der Einfluss verschiedener Konzentrationen von D/L-Milchsäure (0,1; 0,15; 0,2; 0,3 und 0,4 %), Natriumchlorid (2; 6; 12 und 20 %) und Natriumnitrit (100; 150 und 200 ppm) über einen Zeitraum von 7 Tagen bei 4 und 20 °C auf das Virus geprüft. Anschließend wurden Versuchsreihen mit artifiziell kontaminierten Rohwürsten durchgeführt.
Der Infektiositätsnachweis erfolgte im Crandell-Reese-Feline-Kidney-Zellkultursystem.
In den Suspensionsversuchen zeigte sich eine konzentrations-, zeit- und temperaturabhängige Wirkung der geprüften Parameter. Signifikante Infektiositätsreduktionen ergaben sich bei 20 °C- Lagerung für D/L-Milchsäure-Konzentrationen ab 0,15 % und bei 4 °C -Lagerung ab 0,3 %. Natriumchlorid bewirkte signifikante Titerreduktionen bei 20 °C-Lagerung ab einer NaCl-Konzentration von 2 %, jedoch nicht unter Kühlbedingungen. Die Reduktion der Virusinfektiosität nahm mit steigender Natriumchlorid- bzw. D/L-Milchsäurekonzentration zu. Für praxisübliche Konzentrationen von Natriumnitrit konnte keine zusätzliche Reduktion der Infektiosität nachgewiesen werden.
In den Versuchsreihen mit kurz- und langgereiften Rohwürsten erwies sich FCV als sehr stabil. In beiden Produkten konnte bis zum Ende des Versuchszeitraumes nach 21 bzw. 56 Tagen infektiöses Virus nachgewiesen werden. Somit könnten Rohwurstprodukte bei einer möglichen Kontamination mit Noroviren zum Zeitpunkt des Verzehrs ein Gesundheitsrisiko für den Verbraucher darstellen. Jedoch zeigten sich auch deutliche temperatur- und zeitabhängige Wirkungen. Ein positiver Einfluss auf die Inaktivierung ist durch die Anwendung von Reife- und Lagerungstemperaturen um 22 °C zu erwarten. Es kam zu einer kontinuierlichen Virustiterreduktion von insgesamt 1,6 log10 TCID50 / g (für kurzgereifte Produkte) bzw. 3,1 log10 TCID50 / g (für langgereifte Produkte). Eine Beeinflussung der Tenazität des Norovirus-Surrogates FCV durch spezifische Herstellungs- und Lagerungsbedingungen ist somit möglich. Insbesondere die gezielte Kombination einzelner Faktoren miteinander, wie NaCl- und Milchsäuregehalt der Rohwurst, in Verbindung mit spezifischer Lagerungstemperatur und –dauer führt zu effektiver Infektiositätsminderung potentiell enthaltener Viren. Die so erzielte Risikominimierung durch Kombination ausgewählter Parameter bedeutet für die Rohwurstproduktion eine sowohl effiziente, als auch praktikable Möglichkeit, die Lebensmittelsicherheit in Bezug auf virale Infektionserreger deutlich zu erhöhen.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:11023 |
Date | 16 March 2010 |
Creators | Heinze, Janin |
Contributors | Fehlhaber, Karsten, Bülte, Michael, Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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