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Häufigkeit und klinische Präsentation von alveolärer und zystischer Echinokokkose an einem tertiären Zentrum in Deutschland 2004-2018: Lehren aus einer Niedrigprävalenzregion

Einführung
Die Prävalenz der alveolären (AE) und zystischen
Echinokokkose (CE) in Deutschland nimmt zu, aber die Gesamtzahl
der Fälle in den nördlichen und östlichen Bundesländern
ist noch immer gering. Betroffene Patienten werden
überwiegend in wenigen spezialisierten Zentren in Süddeutschland
behandelt, sodass in anderen Regionen Deutschlands
bislang nur relativ wenig klinische Erfahrung mit AE und
CE vorhanden ist.

Ziele
Ziel unserer Studie war es, das derzeitige Management
von Patienten mit Verdacht auf oder bestätigter Echinokokkose
an einem Zentrum der tertiären Versorgungsstufe in
einer Niedrigprävalenzregion zu bewerten, um eine Verbesserung
des Vorgehens bei Verdacht auf AE/CE bzw. bereits
gesicherter Diagnose zu erreichen.

Methodik
Alle Patienten, die am Universitätsklinikum Leipzig
zwischen dem 01.01.2004 und dem 30.09.2018 infektionsserologisch
auf Echinokokken untersucht wurden oder die Diagnose
„AE“ bzw. „CE“ erhalten hatten, wurden in eine retrospektive
Kohortenstudie eingeschlossen. Klinischer Verlauf,
bildgebende sowie histopathologische Befunde, Therapiecharakteristika,
relevante Begleiterkrankungen und mögliche Risikofaktoren
für AE bzw. CE wurden bewertet. Die Datenanalyse
umfasste weiter eine zeitlich gestaffelte Prävalenzabschätzung
für unser Zentrum sowie Sensitivitäts- und Spezifitätsberechnungen
für die durchgeführten serologischen Tests.

Ergebnisse
Insgesamt wurden 382 Patienten in die Analyse
einbezogen. 11 AE- und 7 CE-Fälle wurden identifiziert. Die
mittlere Prävalenzrate der AE in dieser Kohorte lag bei 2,9 %
und die der CE bei 1,8 %. Bei 4 Patienten war die Diagnose bereits
auswärtig gesichert worden und eine gezielte Überweisung
zur spezialisierten Behandlung erfolgt. 56 % der Patienten
wiesen bekannte Risikofaktoren für CE bzw. AE auf. Mit
Ausnahme eines Falls waren alle CE-Fälle Migranten mit ausländischer
Herkunft. Die durchgeführten serologischen Tests
zeigten für beide Erkrankungen eine Sensitivität von 86 %
und eine Spezifität von 91 %. 2 Patienten mit zunächst falsch
negativer Diagnose (einer mit AE und einer mit CE) wurden
durch ultraschallgestützte Biopsie korrekt diagnostiziert. Alle
CE-Fälle und 5 AE-Fälle (45 %) wurden unter Albendazolschutz
chirurgisch versorgt. Die restlichen 6 AE-Fälle erhielten eine
Langzeitbehandlung mit Albendazol. Es wurden keine Todesfälle
infolge Echinokokkose beobachtet.

Schlussfolgerungen
Sowohl AE als auch CE sind im
Großraum Leipzig seltene Erkrankungen, wenngleich ein Anstieg
der Fallzahlen an unserem Zentrum zu verzeichnen ist.
Aufgrund unterschiedlicher begünstigender Faktoren wie
z. B. Zunahme der Migration ist in Zukunftmit einemweiteren
Anstieg zu rechnen. Diagnosestellung und Therapiemanagement
stellen sowohl für die AE als auch für die CE eine Herausforderung
dar und sollten von einem Expertenteam begleitet
werden, darunter erfahrene Infektiologen, Bildgebungsspezialisten
und versierte hepatobiliäre Chirurgen. Der Aufbau
eines deutschen Echinokokkosenetzwerks wäre sinnvoll.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:74066
Date01 March 2021
CreatorsReinhardt, Fabian
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman, English
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relationhttps://doi.org/10.1055/a-1013-4405, 0044-2771

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