Return to search

Vom Phonem zum Graphem - Lautgebärden als semiotisches Interventionssystem zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit und ihre Bedeutung für den Schriftspracherwerb bei Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten

Die Verfasserinnen haben sich einem Themenfeld zugewandt, für das es in der bisherigen Forschungsliteratur nur wenig Interesse gab. Dass Lautgebärden im Unterricht eingesetzt werden, erfreut sich auch sonst keiner breiteren allgemeinen Bekanntheit, wenngleich es offenbar übliche Praxis ist. Die Verfasserinnen bewegen sich thematisch zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Der Übergang zwischen beidem gehört zu einem der spannendsten Themenfelder in der Linguistik, allerdings aber auch im praktischen Sprachgebrauch selbst, denn die schriftliche Kommunikation, insbesondere das Lesen, gehört nun mal nicht zum natürlichen Reservoire menschlicher Äußerungen. Es ist eine menschliche Kulturtechnik par excellence, deren Entwicklung im Spracherwerbsprozess eine besondere Herausforderung darstellt. Kindern, denen Schriftspracherwerb schwerer fällt, hierunter zählen die sogenannten LRS-Kinder ganz besonders, dabei Unterstützung zu geben, etwa durch Lautgebärden, ist zumindest vom Anliegen her legitim. Die Beantwortung der Forschungsfrage, welchen Erfolg der Einsatz von Lautgebärden, immerhin mit langer Tradition, überhaupt bei Schüler:innen hat, ist folglich ein Desiderat mit außerordentlichem Stellenwert. Die Verfasserinnen zeigen bei der Inhaltsauswahl viel Weitblick und verfügen über ein umfassendes systematisches Wissen, das sie sich eigenständig erarbeitet haben, denn die wissenschaftlichen Inhalte, auf die sie zurückgreifen, sind nicht Teil des linguistischen Studiums.
Die Arbeit beginnt mit einem Exkurs in die Grundlagen des Schriftspracherwerbs, wobei insbesondere die Phonem-Graphem-Korrespondenz im Zentrum steht. Sie zu erkennen, ist Teil der phonetischen Bewusstheit (bei LRS-Kindern etwa problematisch), die wiederum Grundlage für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb ist. Die Verfasserinnen entwickeln ihre Einsichten zu den Lautgebärden genau aus diesen Voraussetzungen und können dadurch argumentativ überzeugend agieren. Die linguistische Zuordnung der Lautgebärden zu grundlegenden Kategorien aus der Linguistik und angrenzenden Gebieten, wie Semiotik, Medienlinguistik (Multimodalität, Multimedialität), Kognitionswissenschaft und Kognitionslinguistik sowie zur Köpersprachenforschung (Abgrenzung zwischen Geste und Körpersprache + Einordnung der Lautgebärde, Mimik sowie Gebärdensprache), zeigt auch, wie komplex sich das Feld um die Lautgebärden gestaltet. Die anschließende Vorstellung ausgewählter Lautgebärdensysteme wurde auf bestimmte Kriterien hin systematisch erarbeitet und entsprechend vorgestellt. Im zweiten Teil wird der Einsatz von Lautgebärden im Deutschunterricht thematisiert, abgeschlossen wird die Arbeit mit einer empirischen Untersuchung. Auch ein gut bestückter, klug aufgebauter Anhang trägt wesentlich zum Verständnis der dargelegten Inhalte bei. Schließlich lässt sich feststellen, dass das Forschungsanliegen der Verfasserinnen insbesondere hinsichtlich der wissenschaftlichen Themenanlage in seiner Konkretheit sehr ungewöhnlich, aber gleichzeitig auch ausgesprochen ambitioniert ist. Dementsprechend leisten sie für die behandelte Frage des Einsatzes von Lautgebärden im Schulunterricht einen ausgesprochen wertvollen Beitrag.:Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung SK&LS
2 Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit
2.1 Unterscheidung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit LS
2.2 Sprachproduktion und Spracherwerb LS
2.3 Schriftspracherwerb SK
2.3.1 Teilbereiche
2.3.2 Voraussetzungen
2.3.3 Ablauf
3 Linguistische Betrachtung von Lautgebärden
3.1 Begriffsklärung SK
3.1.1 Laut
3.1.2 Gebärde
3.1.3 Lautgebärden
3.2 Semiotische Bezüge SK&LS
3.3 Bezüge zu linguistischen Teilgebieten SK
3.3.1 Multimodalität der Lautgebärden
3.3.2 Lautgebärden im Schnittbereich der Psycho-, Neuro- und Kognitiven Linguistik
3.4 Abgrenzung zur Körpersprache LS
3.5 Abgrenzung zur Gebärdensprache LS
3.6 Lautgebärdensysteme SK&LS
3.6.1 Unterscheidungskategorien
3.6.2 Vorstellung ausgewählter Lautgebärdensysteme
3.6.2.1 Kieler Lautgebärden
3.6.2.2 Lautgebärden des Cornelsen Verlags
3.6.2.3 Lautgebärden des Mildenberger Verlags
3.6.2.4 Vergleich
4 Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten
4.1 Begriffe und Definitionsversuche LS
4.2 Ursachen LS
4.3 Anzeichen LS
4.4 Handhabung der Beschulung betroffener Grundschülerinnen und -schüler in Sachsen SK
4.4.1 Feststellungsverfahren
4.4.1.1 Methoden
4.4.1.2 Fehlerarten
4.4.2 Post-diagnostischer Ablauf
5 Lautgebärden im Deutschunterricht der Grundschule zur Prävention bzw. Kompensation von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten beim Schriftsprach- erwerb
5.1 Einordnung in den Ablauf des Schriftspracherwerbs SK
5.2 Praktische Einbettung in den Deutschunterricht LS
5.3 Argumente für den Einsatz SK
5.4 Argumente gegen den Einsatz LS
6 Empirische Untersuchung zum Potential der Lautgebärden in LRS-Klassen SK&LS
6.1 Zielstellung
6.2 Forschungshypothesen
6.3 Rahmenbedingungen
6.4 Forschungsdesign und Erhebungsinstrumente
6.5 Durchführung
6.5.1 Bilderlisten der Klassen 3II
6.5.2 Erstes Testdiktat der Klassen 3I
6.5.3 Zweites Testdiktat der Klassen 3I
6.6 Auswertung der Ergebnisse
6.6.1 Bilderlisten der Klassen 3II
6.6.2 Testdiktate der Klassen 3I
6.7 Diskussion der Ergebnisse
7 Resümee und Ausblick SK&LS
8 Literatur- und Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
9 Anhang
Selbstständigkeitserklärung

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:87930
Date08 November 2023
CreatorsSchönberg, Linda, Kockrow, Sarah
ContributorsBergmann, Regina, Egerer, Katharina, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/updatedVersion, doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

Page generated in 0.0026 seconds