Lithiumdisilikatkeramik ist ein monolithisches, keramisches Material, welches hohe mechanische Stabilität mit transluzenten Elementen vereint und so der natürlichen Zahnhartsubstanz entspricht. Die Möglichkeit, Restaurationen aus diesem Material im chairside-Verfahren mit Hilfe von CAD/CAM-Technik herzustellen, gewährt der modernen Zahnmedizin ökonomische Vorteile, wie beispielsweise die Präparationsanalyse in Echtzeit, selektive Wiederholbarkeit des Abdruckes, digitales Archivieren, Versorgung in einer Sitzung, die damit verbundene sofortige bakteriendichte Versieglung der Dentinwunde und adhäsive Stabilisierung der Restzahnsubstanz. Außerdem ermöglicht es der modernen Zahnmedizin eine virtuelle Verlaufskontrolle und eine Datenfusion 15.
Diese prospektive Studie hatte die Bewertung von im chairside-Verfahren hergestellten Lithiumdisilikatkeramikkronen nach 10 Jahren im Seitenzahngebiet sowohl hinsichtlich ihrer Überlebenswahrscheinlichkeit als auch ihrer Qualität zum Ziel. Es bestehen bereits Studien zu kurzzeitigen Untersuchungen dieser monolithischen Restauration sowie Arbeiten, die Langzeitergebnisse über laborgefertigte Kronen desselben Materials erheben. Für die monolithische Anwendung chairside-hergestellter Lithiumdisilikatkeramikkronen waren jedoch keine Langzeitstudien verfügbar. Zudem ist eine Evaluation über die langfristige, klinische Qualität dieser Kronen bisher nicht erfolgt.
Einundvierzig Kronen aus Lithiumdisilikatkeramik wurden bei 34 Patienten (20 zahnmedizinische Fakultät/ 14 Zahnarztpraxis) im chairside-Verfahren hergestellt. Die Präparation erfolgte mittels abgerundeter Stufe oder einer ausgeprägten Hohlkehle. Außerdem wurde ein minimaler Substanzabtrag von 2 mm im Höckerbereich sowie 1,5 mm in der Fissur festgelegt. Die Restaurationen wurden optisch mit einer CEREC-3-Einheit abgeformt. Mit Hilfe der CEREC-Software 2.9 wurden die virtuellen Modelle zusammengefügt und die Kronen designt. Nach dem Sintern im Ofen erfolgte die Befestigung der Kronen mit einem selbstadhäsiven Zement.
Die klinische Qualität der Kronen wurde nach den modifizierten Kriterien des US Public Health Service bewertet. Die Nachkontrollen fanden zur Baseline-Untersuchung sowie nach 12, 24, 36, 48, 60, 72 und 120 Monaten statt und beinhalteten die Erhebung der modifizierten USPHS-Kriterien.
Die Kaplan-Meier-Analyse dieser Studie basiert auf der Überlebenswahrscheinlichkeit und der komplikationsfreien Rate. Zum Ausschluss einer Restauration führten Misserfolge. Diese wurden, wie auch die Komplikationen, in technische und biologische Ursachen unterteilt. Analog wurden Misserfolge auch als Komplikation gewertet. Bei den Nachuntersuchungen empfiehlt sich, immer nur eine Restauration pro Proband zu kontrollieren 41. Daher wurde in dieser Studie für die sieben Probanden, welche zwei Kronen erhielten, eine randomisierte Zuordnung mittels Randomisierungsliste durchgeführt, sodass jeweils nur eine Krone in der Nachuntersuchung betrachtet wurde.
Die Pfeilerzahntopographie beschränkte sich auf den Seitenzahnbereich (10 Prämolaren-, 32 Molarenkronen). Die Probanden waren zu Studienbeginn im Durchschnitt 46,6 Jahre (±13,1; min. 26, max. 72; davon 62% weiblich).
Die statistische Auswertung (IBM SPSS Statistics 22, IBM Ehningen, Deutschland) der Daten erfolgte mittels Kaplan-Meier-Analyse, Log-Rank-Test und Wilcoxon-Vorzeichenrangtest bei einem Signifikanzniveau von p=0,05.
Nach durchschnittlich 10,1 Jahren wurden 26 Kronen untersucht und bewertet. Innerhalb dieses Untersuchungszeitraums traten fünf Fehler auf. Die Fraktur einer Krone nach 2,9 Jahren ist als technischer Fehler einzustufen, die Fraktur eines Zahnstumpfes nach 6,0 Jahren, die akute Exazerbation einer Parodontits apicalis chronica nach 6,1 Jahren sowie eine Wurzellängsfraktur nach 7,0 Jahren und eine erneuerungsbedürftige Krone, aufgrund einer kariösen Läsion am Kronenrand nach 10,0 Jahren wurden als biologische Fehler gewertet. Als Komplikationen galten zwei kariöse Läsionen am Kronenrand sowie die Dezementierung einer Krone nach zwei Jahren. Innerhalb der ersten 13 Monate ließ sich eine Sensibilitätsveränderung feststellen. Alle oben genannten Ereignisse traten an Molaren auf.
Die Kaplan-Meier-Analyse für alle Kronen ergab eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 83,5 % und eine komplikationsfreie Wahrscheinlichkeit von 71,0 % nach 10 Jahren.
Bei der Analyse nach modifizierten USPHS-Kriterien nach 10 Jahren konnte eine fast ausschließliche Alpha-Bewertung festgestellt werden.
Die Studie belegt das Auftreten einer geringen Anzahl von Fehlern und Komplikationen. Deshalb können Lithiumdisilkatkeramiken, die im chairside-Verfahren hergestellt wurden, für die Langzeitanwendung empfohlen werden.
:Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis III
1 Einführung 1
1.1 CAD/CAM 3
1.1.1 Digitale Abformung 6
1.1.2 Digitale Konstruktion 6
1.2 Keramik 9
1.2.1 Lithiumdisilikatkeramik 11
1.2.2 IPS e.max CAD 13
1.3 Befestigung 14
1.3.1 Konventionelle Befestigung 15
1.3.2 Adhäsive Befestigung 15
1.4 Langzeitstudien 17
1.5 Aufgabenstellung 18
2 Material und Methode 19
2.1 Studienpopulation 19
2.2 Präparationsrichtlinien 20
2.3 Abformung 21
2.4 Herstellung der Krone 21
2.5 Adhäsives Einsetzen 22
2.6 Nachkontrollen 22
2.7 Statistische Auswertung 23
2.7.1 Randomisierung 23
2.7.2 Überlebensanalyse 23
2.7.3 Qualitative Beurteilung der Restaurationen 24
3 Ergebnisse 25
3.1 Recall-Raten 25
3.2 Überlebensanalyse 25
3.2.1 Technische Komplikationen und Misserfolge 25
3.2.2 Biologische Komplikationen und Misserfolge 26
3.3 Qualitative Beurteilung nach modifizierten USPHS-Kriterien 29
3.3.1 Oberfläche 29
3.3.2 Farbe 30
3.3.3 Klebefuge 30
3.3.4 Integrität Zahn 31
3.3.5 Integrität Krone 32
3.3.6 Beschwerden 33
3.3.7 Compliance 34
4 Diskussion 35
4.1 Gegenstand der Diskussion 35
4.2 Methodische Stärken und Schwächen 35
4.3 Vergleich und Interpretation der Daten 36
4.3.1 Überlebensanalyse 36
4.3.2 Modifizierte USPHS-Kriterien 42
4.4 Ausblick 42
4.5 Schlussfolgerung 43
5 Zusammenfassung 44
6 Literaturverzeichnis 47
7 Abbildungsverzeichnis 52
8 Diagrammverzeichnis 53
9 Anhangsverzeichnis 54
10 Anhang 55
Eigenständigkeitserklärung 60
Publikationen 61
Danksagung 62
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:70905 |
Date | 05 June 2020 |
Creators | Dalchau, Luise |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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