Die Anzahl an Frühgeburten ist in den letzten Jahren weltweit nicht gesunken und stellt einerseits Geburtsmediziner, Neonatologen und die betroffenen Familien vor große Herausforderungen und geht andererseits mit relevanten medizinischen und sozioökonomischen Folgen einher.
Eine (aszendierende) intrauterine Infektion und ein folgendes Amnioninfektionssyndrom (AIS), stellen ein großes Risiko für eine drohende Frühgeburt und mögliche perinatale Infektion dar. Eine rechtzeitige Diagnostik ist dabei entscheidend. Das AIS ist in den meisten Fällen eine Verdachtsdiagnose, da klinische Infektionszeichen sowie CRP und Leukozyten im maternalen Blutserum zu unspezifisch sind bzw. erst spät pathologisch werden. Im Gegensatz dazu gibt es Hinweise, dass das Zytokin IL-6 aus dem Fruchtwasser eine bessere Sensitivität und Spezifität für die Erkennung eines AIS aufweist. Seit 2009 wird dieser Parameter im Fruchtwasser von Frauen mit dem V.a. ein AIS durch eine Amniozentese auch am Universitätsklinikum Leipzig bestimmt. Es gibt derzeit keine validierten Norm- und Grenzwerte, ab denen eine Entbindung erfol-gen muss. Die ausschlaggebende klinische Entscheidungsfindung ist, ob die Schwangerschaft weiter prolongiert werden kann, um fetale Komplikationen einer Frühgeburt zu vermeiden oder ob das Risiko eines Übertritts der Infektion auf den Fetus in utero zu hoch ist.
Ziel der Arbeit war es, die Bedeutung von IL-6 im Fruchtwasser im Management des vorzeitigen Blasensprungs am UKL zu evaluieren. Dazu wurde ein Kollektiv von 48 Frauen mit vorzeitigem Blasensprung, die von 2009 bis 2017 mit dem V.a. AIS einer Amniozentese unterzogen wurden, untersucht. Die mütterlichen sowie fetalen laborchemischen und klinischen Parameter wurden mit IL-6 im Fruchtwasser in Zusammenhang gebracht.
CRP (p = 0,011) und Leukozyten (p = 0,019) im mütterlichen Blut zeigten eine schwache positive Korrelation. Sie können als Hinweis auf ein entstehendes AIS gedeutet werden und die Selektion von Patientinnen für eine Amniozentese erleichtern. Klinische Parameter der Mutter, wie Fieber, Wehen oder Blutungen standen in keinem Zusammenhang mit IL-6 im Fruchtwasser. Folgt man der Literatur, ist der Erreger Ureaplasma urealyticum häufig für eine aszendierende Infektion verantwortlich. Er wurde bei 32,7% der untersuchten Frauen aus dem Vaginalabstrich isoliert. Zu IL-6 im Fruchtwasser konnte keine signifikante Korrelation hergestellt werden (p = 0,467). Die Zeiten vom Blasensprung bis zur Entbindung (p = 0,000) sowie zur Punktion (p = 0,007) und zwischen Punktion und Entbindung (p = 0,000) standen in einem signifikanten negativem Zusammenhang mit IL-6. Frauen mit einem höheren Entzündungswert wurden früher punktiert und haben eher entbunden, als Frauen mit einem niedrigen Wert. Dies deutet auf eine frühzeitige Selektion von Risikopatientinnen hin, bei denen eine unmittelbare klinische Konsequenz folgte. 93,3% der Neugeborenen waren Frühgeborene (< 37.0 SSW). Insgesamt zeigten sechs Neugeborene (12,2%) eine Early-Onset-Sepsis nach der Geburt. Eine Korrelation zu IL-6 im Fruchtwasser bestand nicht (p = 0,275). In 66,7% der Neugeborenen mit Sepsis war der IL-6-Wert im Fruchtwasser ≥ 50000 pg/ml und es wurde eine sofortige Entbindung veranlasst. Im Gesamtkollektiv sowie bei den Neugeborenen mit Sepsis konnte keine Korrelation zwischen IL-6 im Fruchtwasser mit IL-6 im Nabelschnurblut hergestellt werden. Es ist deshalb davon auszugehen, dass es sich bei IL-6 im Fruchtwasser eher um einen maternalen Marker handelt. Ein IL-6-Wert im Fruchtwasser ≥ 10000 pg/ml hatte eine Sensitivität von 66,7% und eine Spezifität von 56,1% in der Identifikation einer Early-Onset-Sepsis der Neugeborenen.
Eine weitere Verbesserung könnte in Zukunft durch eine prospektiv angelegte Studie erzielt werden, um einen Grenzwert zu ermitteln, der ein optimales Management von Risikoschwangeren ermöglicht und einen bestmöglichen Entbindungszeitpunkt anzeigt, um die Anzahl der Neugeborenen mit Sepsis zu minimieren.:Inhaltsverzeichnis
I. Abkürzungsverzeichnis IV
II. Abbildungsverzeichnis VI
III. Tabellenverzeichnis VII
1 Einleitung 1
1.1 Frühgeburt 2
1.1.1 Definition 2
1.1.2 Epidemiologie 2
1.1.3 Ätiologie 3
1.1.4 Vorzeitiger Blasensprung 6
1.1.5 Diagnostik 6
1.1.6 Therapie und Prävention 8
1.2 Amnioninfektionssyndrom 10
1.2.1 Definition 10
1.2.2 Entstehung 10
1.2.3 Mikrobiologie 13
1.2.4 Risiko für Mutter und Kind 14
1.2.5 Diagnostik 17
1.2.6 Therapeutische Maßnahmen 21
1.3 Zytokine 24
1.3.1 Definition 24
1.3.2 Einteilung 26
1.3.3 Auslöser einer Entzündungsreaktion 26
1.3.4 Interleukin-6 28
2 Fragestellung und Zielsetzung 30
3 Material und Methoden 31
3.1 Studienart 31
3.2 Patientenkollektiv 31
3.2.1 Ein- und Ausschlusskriterien 32
3.3 Erhobene Daten 32
3.3.1 Klinische Parameter der Schwangeren 32
3.3.2 Entbindungsparameter 33
3.3.3 Kindliche Parameter 34
3.4 Statistik 36
4 Ergebnis 37
4.1 Infektionsparameter im mütterlichen Blut und IL-6- Konzentration 37
4.2 Klinische Parameter der Schwangeren 38
4.2.1 Mütterliches Alter, Blasensprung und Punktion 38
4.2.2 Fieber, Wehentätigkeit und Blutung zur Punktion 39
4.2.3 Behandlungsbedürftiger Vaginalabstrich und antibiotische Therapie 39
4.3 Mehrfachpunktionen 43
4.4 Einfluss der Zeit zwischen Blasensprung, Punktion und Entbindung 44
4.4.1 Deskriptive Analyse 44
4.4.2 Zeitspannen im Zusammenhang mit IL-6 im Fruchtwasser 46
4.5 Entbindungsparameter 47
4.5.1 Grund der Entbindung 47
4.5.2 Entbindungsmodus 48
4.5.3 Fetales CTG am Punktionstag 49
4.6 Klinische Charakteristika der Neugeborenen 51
4.6.1 Fetales Geschlecht 51
4.6.2 Klinische Parameter nach Gestationsalter 51
4.6.3 Infektionsparameter der Neugeborenen 54
4.6.4 Intensivtherapie und Beatmung 54
4.7 Deskriptive Darstellung der Neugeborenen mit Early-Onset-Sepsis 55
4.8 Vergleich von Neugeborenen mit und ohne Early-Onset-Sepsis 58
4.8.1 IL-6 im Fruchtwasser 58
4.8.2 Laborchemische und klinische Parameter der Mutter 59
4.8.3 Entbindungsparameter 61
4.8.4 Fetale Anpassung nach der Geburt 63
5 Diskussion 65
5.1 Infektionsparameter in Serum und Fruchtwasser 65
5.2 Klinische Parameter der Schwangeren 67
5.3 Mikrobiologie 68
5.4 Zeitintervall bis zur Entbindung 71
5.5 Entbindungsparameter 73
5.6 Neonatales Outcome 75
5.7 Kritik und Ausblick 76
6 Zusammenfassung 78
7 Literaturverzeichnis 81
Anhang A 99
A1. Korrelationen klinischer und laborchemischer Charakteristika mit IL-6 99
A2. Klinische Parameter der Neugeborenen 101
A3. Korrelationen von Neugeborenen mit EOS und IL-6 im Fruchtwasser 102
A4. Vergleich der Neugeborenen mit und ohne Early-Onset-Sepsis 103
Anhang B 104
Outcome eines Zwillingspaares 104
Selbstständigkeitserklärung 105
Danksagung 106
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:72205 |
Date | 25 September 2020 |
Creators | Kuka, Julia |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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