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Analyse der Therapieadhärenz bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz

Hintergrund: Die Diagnose Herzinsuffizienz weist eine steigende Inzidenz und Prävalenz auf. Durch eine entsprechende medikamentöse Therapie kann oftmals die Anzahl der Krankhausaufnahmen reduziert, die funktionelle Kapazität erhöht und somit die Morbidität und Mortalität reduziert werden. Zum Erreichen langfristiger Therapieziele ist eine stringente Therapie-Adhärenz unerlässlich. Allerdings liegt die Einnahmetreue unter Patienten mit einer Herzinsuffizienz bei nur 63%. Wir stellten daher die Hypothese auf, dass Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz eine mangelnde Therapieadhärenz aufweisen, insbesondere im Vergleich zu Patienten mit klinisch stabiler chronischer Herzinsuffizienz.
Methoden: Wir initiierten eine nicht-randomisierte, prospektive, bizentrische Studie in die wir Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz und Patienten mit einer symptomatisch stabilen chronischen Herzinsuffizienz einschlossen. Diese wurden hinsichtlich der Adhärenz gegenüber der verordneten medikamentösen Herzinsuffizienztherapie anhand toxikologischer Urin-Untersuchung mittels Gas-Chromatographie-Tandem- Massenspektrometrie miteinander verglichen.
Ergebnisse: Zwischen April 2017 und Februar 2019 wurden insgesamt 40 Patienten, in die Gruppe „akute Dekompensation“ und 101 Patienten, in die Gruppe „chronische Herzinsuffizienz“ eingeschlossen. Beide Gruppen unterschieden sich signifikant hinsichtlich des Durchschnittsalters (77 (± 9) Jahre vs. 55 (± 11) Jahren (p < 0,001)) und Symptomatik. Bei einem Cut-off-Wert für das Vorliegen einer Adhärenz bei ≥ 75 % bestanden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen (20/40 (50 %) „akute Dekompensation“ vs. 44/101 (44 %) „chronische Herzinsuffizienz“; p = 0,621). Die Adhärenz der Gruppe „akute Dekompensation“ lag im Mittel bei 70 % (± 32), in der Gruppe „chronische Herzinsuffizienz“ bei 63 % (± 27); p=0,170. Vom Gesamtkollektiv wiesen 27 % (38/141) der Patienten eine Adhärenz von 100 % und 45 % (64/141) der Patienten eine Adhärenz von ≥ 75 % auf. Mit steigender Anzahl der verordneten Medikamente nahm die mittlere Adhärenz des Gesamtkollektivs von 100% bei Einnahme nur eines Medikamentes bis zu 62 % (± 28) bei Einnahme von vier Medikamenten ab.
Adhärente Patienten litten häufiger an Diabetes mellitus (28/64 (44%) vs. 20/73 (27%); p= p=0,011) und Malignomen (9/64 (14%) vs. 3/73(4%); p=0,034), rauchten jedoch insgesamt weniger als nicht adhärente Patienten (Pack years 14 (± 17) vs. 20 (± 20); p=0,033).
Schlussfolgerungen: Die Adhärenz von Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz unterschied sich nicht im Vergleich zu Patienten mit chronischer, klinisch stabiler Herzinsuffizienz. Deutliche Unterschiede in den Basischarakteristika beider Kollektive schränken die Vergleichbarkeit ein. Zukünftige Studien sollten Herzinsuffizienzpatienten longitudinal nachverfolgen und den prognostischen Wert der Adhärenz evaluieren.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:76875
Date06 December 2021
CreatorsRenziehausen, Stephan
ContributorsWachter, Rolf, Thiele, Holger, Sandri, Marcus, Universität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/updatedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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