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Vergabeverfahren und Vertragsgestaltung im Öffentlichen Personennahverkehr: Behördliche Planung versus unternehmerische Initiative

Der Anlass der Arbeit ist die anhaltende Debatte um die Einführung des Ausschreibungswettbewerbs im Nahverkehr. Die Arbeit betrachtet schwerpunktmäßig die Gestaltung von Ausschreibungen im öffentlichen Straßenpersonennahverkehr, der in Deutschland durch das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) geregelt wird. Gerade die Debatte um den Ausschreibungswettbewerb in diesem Bereich ist durch Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Verkehrsunternehmen und den öffentlichen Aufgabenträgern bzw. ihren Vergabeinstitutionen gekennzeichnet. Beide Seiten beanspruchen dabei Verantwortlichkeiten auf der taktischen Ebene der Leistungserstellung, beispielsweise die Liniennetzplanung, die Fahrplangestaltung, das Fahrzeugkonzept und das Marketing. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, herauszufinden, ob es aus ökonomischer Sicht besser ist, diese o. g. Entscheidungskompetenzen den Verkehrsunternehmen oder den Vergabeinstitutionen der Aufgabenträger zuzuordnen. Nach einer Bestandsaufnahme der bereits bestehenden ordnungspolitischen Vorschläge und der gegenwärtigen Zuständigkeiten, wird, ausgehend von der Vertrags- und Auktionstheorie, die Frage erörtert, ob sich unternehmerische Gestaltungsspielräume auf der taktischen Ebene in eine Leistungsbeschreibung integrieren lassen. In einem zweiten Schritt wird die Gestaltung der Beziehungen zwischen Aufgabenträger, seiner Vergabeorganisation und dem Verkehrsunternehmen während der Vertragslaufzeit betrachtet. Die Theorie der unvollständigen Verträge wird dabei auf das Problem der ÖPNV-Verträge angewandt, um aufzuzeigen, ob ein Mehr an unternehmerischer Freiheit bei der Gestaltung des Verkehrsangebots aus der Sicht der Aufgabenträger eher mit Chancen oder mit Risiken behaftet ist. Chancen können sich insbesondere dadurch ergeben, dass das Unternehmen während der Laufzeit des Vertrages neue Möglichkeiten entdeckt, wie sich die Qualität der Leistung verbessern lässt. Risiken ergeben sich dadurch, dass das Unternehmen nach Abschluss des Verkehrsvertrages seine Gestaltungsspielräume ausnutzt, um die Kosten zu Lasten der bestehenden Dienstleistungsqualität zu senken. Im Rahmen von Fallstudien aus Australien, Schweden und den Niederlanden wird das im Rahmen der Betrachtungen zur Theorie unvollständiger Verträge erörterte Spannungsverhältnis aus Kostensenkung, Qualitätsverbesserung bzw. –verschlechterung untersucht. Die Fallstudien zeigen, dass Unternehmen, wenn sie Freiheiten bei der Angebotsgestaltung erhalten, ihre Anstrengungen vor allem auf kostensenkende Aktivitäten fokussieren, die auch zu Lasten der Qualität gehen können. Es wird deutlich, dass vor allem im Hinblick auf die Gewährleistung eines integrierten Angebots und die Sicherstellung von Investitionen allgemeinverbindliche Standards und ein intensives Monitoring durch die Aufgabenträger unerlässlich sind.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:swb:14-1195743981683-67653
Date22 November 2007
CreatorsWest, Alexander
ContributorsTechnische Universität Dresden, Verkehrswissenschaften, Prof. Dr. rer. pol. habil. Bernhard Wieland, Prof. Dr. rer. pol. habil. Bernhard Wieland, Prof. Dr. rer. pol. habil. Gerog Hirte, Prof. Dr. Dr. h. c. Gerd Aberle
PublisherSaechsische Landesbibliothek- Staats- und Universitaetsbibliothek Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf

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