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Musik und Kunstkommunikation im Kontext partizipativer Forschung mit Menschen mit Beeinträchtigung

Mit dieser Studie soll ein Forschungsbereich betreten werden, der in dieser Form bisher noch nicht untersucht wurde. Es geht um die Schnittstellen zwischen Kunstkommunikation und Barrierefreier Kommunikation sowie den Einfluss von Musik auf verbale und nonverbale Interaktionen bei Menschen mit Beeinträchtigung in einem Ausstellungskontext, etwa einem Kunstmuseum. Die angeführten Zitate umreißen genau diese verschiedenen Disziplinen. In der Arbeit sollen die Bedeutungen der Textstellen bzw. die betreffenden Themenbereiche und die Zusammenhänge derer schrittweise herausgearbeitet werden.
Im Rahmen dieses Projekts und mit dem persönlichen Hintergrund als Musikerin entstand die Idee zu testen, inwieweit Musik eingesetzt werden kann, um Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in Ausstellungskontexten zur Kommunikation über Kunst anzuregen.
Die Kunstkommunikation ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Dabei besteht zunächst die Tatsache, dass Kunst nur dann zur Kunst wird, wenn sie in einem Gespräch thematisiert wird und darin aufgeht. Im Wesentlichen geht es darum, wie über Kunst gesprochen wird und welche Reaktionen sie bei den betrachtenden Personen auslöst. In dieser Studie soll untersucht werden, wie Menschen mit Beeinträchtigung einem Kunstraum begegnen und ihn besprechen.
Jeder Mensch ist gleich viel wert und hat die gleichen Rechte vor dem Gesetz, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Glaube oder körperlicher und/ oder kognitiver Beeinträchtigung. (vgl. GG Art. 3, Abs. 3) Die Möglichkeiten für die Teilhabe eines Menschen am lebenswichtigen und alltäglichen Handeln in der Gesellschaft sind heutzutage zumindest teilweise gegeben. Die Teilhabe eines jeden Menschen an besonderen, 'zusätzlichen' Angeboten wie beispielsweise der Kultur oder speziell der Kunst dagegen ist nicht selbstverständlich. Um den Zugang zu Museen auch auf inhaltlicher Ebene zu ermöglichen oder die Schwelle abzusenken, braucht es neue und andere Methoden. Die Überlegung, das Medium Musik, welches nachweislich beeinflussende Wirkung auf das Handeln und Fühlen eines Menschen hat, dafür anzuwenden, liegt deshalb nicht fern. Die musikpsychologische Perspektive wird für diese Arbeit eine weitere bedeutungsvolle Rolle einnehmen.
Musik ist womöglich emotional die am stärksten beeinflussende Kunstgattung. Sie vermag es, den Menschen in seiner Emotionalität und Verhaltensweise zu lenken. „Als akustisches, zeitstrukturierendes Geschehen ist sie (die Musik) Artikulation menschlichen Erlebens mit Ausdrucks- und Kommunikationsfunktion“ (Kasseler These 1998: These 4). Sie fördert und unterstreicht das ganzheitliche Wahrnehmen und löst im Gehirn Reize aus, wodurch die Gefühlswelt beeinflusst wird. Musik ist ein Kontaktmedium und bringt Menschen auf eine Ebene. Sie ist eine Art nonverbale Kommunikationsform, durch die etwas ausgedrückt werden kann. Musik ist wirksam. Das oben angeführte Zitat Martin Luthers impliziert ebensolche Vorstellungen von der 'Macht der Musik', die bereits im 16. Jahrhundert und noch viel früher bekannt waren. Die Wirkung von Musik auf das verbale und nonverbale Verhalten von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung soll in dieser Studie mithilfe des Pilotprojekts Albrechtsburg untersucht werden. Es wird erforscht, ob im Kontext einer Ausstellung unter Einwirkung von Musik bestimmte Assoziationen oder explizites Wissen hervorgerufen werden und darauf aufbauend Gespräche zum Raum und der Ausstellung entstehen. Weiterhin soll der Frage nachgegangen werden, ob spezielle Bewegungen oder Gesten, also ein spezifisches nonverbales Interaktionsverhalten, zu beobachten sind. Insbesondere die Perspektivität und die Raumwahrnehmung werden wichtige Forschungsaspekte darstellen.
Neben der Kunstkommunikation und der Musikpsychologie soll außerdem ein Fachbereich eingehender betrachtet werden, der als eine Art Bindungsglied angesehen werden könnte: die Kognitive Linguistik. Dabei geht es speziell um die menschliche Sprache im Zusammenhang mit dem Denken und der Wahrnehmung. Die Musik wird hierbei zu einem beeinflussenden Medium. In dieser Studie spielt sie als Fluchtpunkt für die Perspektivierung der Wahrnehmung eine ausschlaggebende Rolle.
Aufgrund der Neuheit der Forschung kann mit einer großen Vielfalt theoretischer Ansätze an die Untersuchung herangegangen werden. Der Fokus liegt bei dieser Arbeit in erster Linie auf der Kunstkommunikation, der Kognitiven Linguistik, der Partizipation durch Barrierefreie Kommunikation und der Musikpsychologie. Obwohl die Voraussetzungen für eine Untersuchung aus interaktionslinguistischer Perspektive gegeben wären (Personen sprechen miteinander und konstituieren einen Sinn, während sie sich in einem Raum bewegen - unter Einfluss von Musik), kann diese aus Gründen des Umfangs hier nicht berücksichtigt werden.:1 Einführung 1
Teil I: Theoretischer und methodischer Rahmen
2 Rahmenbedingungen 7
2.1 Pilotprojekt Albrechtsburg 7
2.2 Kognitive Beeinträchtigung 8
2.3 Partizipative Forschung 9
3 Theoretische Grundlagen 13
3.1 Kunstkommunikation im Ausstellungskontext 13
3.1.1 Kunst 13
3.1.2 Kunstkommunikation 14
3.1.3 Kunst kommunizieren im Ausstellungskontext/ Museum 16
3.1.4 Barriere: Museum 18
3.1.5 Können Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung Kunst kommunizieren? 18
3.2 Barrierefreie Kommunikation 19
3.2.1 Teilhabe durch flächendeckende Barrierefreiheit 19
3.2.2 Mithilfe barrierefreier Kommunikation Kunst kommunizieren 21
3.3 Kognitive Linguistik 22
3.3.1 Exkurs: „Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens“ (Tomasello 2014) 23
3.3.2 Kognitive Linguistik 25
3.4 Musik 28
3.4.1 Musik und Hören 29
3.4.2 Musik zum Ohr zum Gehirn 30
3.4.3 Musik und Sprache 32
3.4.4 Musik und Emotionen 35
3.4.5 Musiktherapie 37
3.4.6 Musik und Assoziationen 38
Teil II: Untersuchung
4 Partizipativer Forschungsteil 40
4.1 Ablauf und Musikauswahl 40
4.2 Über die Proband•innen 42
4.3 Auswertung 43
4.3.1 Exkursion I – 15. Mai 2019 44
4.3.2 Exkursion II – 21. Mai 2019 48
4.3.3 Exkursion III – 04. Juni 2019 62
4.3.4 Exkursion IV – 06. Juni 2019 66
Teil III: Schluss
5 Ergebnisse: Verbale und nonverbale Kommunikation unter Einwirkung von Musik 69
5.1 Orgelmusik 69
5.2 Mittelalterliche Musik 70
6 Methodenkritik 71
7 Fazit 73
Teil IV: Literatur
8 Literatur 79
Teil V: Anhang

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:72652
Date30 October 2020
CreatorsBeyer, Clara
ContributorsLasch, Alexander, Bergmann, Regina, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/updatedVersion, doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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