Im Gegensatz zu einer proklamierten Notwendigkeit einer Nationalisierung und Monolingualisierung politischer Prozesse entwickelt die Dissertation eine alternative Perspektive, die die Praktiken des postkolonialen und polylingualen Kontexts Kenia zum Ausgang nimmt. Das primäre Erkenntnisinteresse der Arbeit, die Zusammenhänge von Sprache, Nation und Politik, verortet sich in diesem Spannungsfeld von monolingualem Ideal und polylingualem Alltag. Dabei wird die (Aus-) Nutzung der Kategorien von Nation und Sprache in sozialen und politischen Praktiken in der Analyse dergleichen und der Ableitung deskriptiver Kategorien transparent. Die Komplexität und Multiplität der sprachlich regulierten Identitätskonstrukte rückt dabei in den Fokus der Auseinandersetzung und bedingt neue Lesarten der Nation und Sprache.
In dem deskriptiv empirischen Ansatz wird Nation als Analyse Kategorien verstanden. Die Apriori Annahme eines ethnisch „falschen“ Bewusstseins, das die als notwendig erachtete „richtige“ nationale Integration verhindere, wird verworfen und mit einer „Situationsbezogenheit, Flexibilität und Manipulierbarkeit der ethnischen Zugehörigkeit“ (Lentz 1995, 122) konfrontiert. Modelle, die ihre Analyse auf einem monolingualen Ideal gründen, können die komplexen und multiplen Heterogenitäten des gelebten Alltags nicht erfassen. Die zahlreichen zu Kenia veröffentlichten Analysen verlieren diese wenig gefestigten Identifikationen aus ihrem Blickfeld und übergehen die situative und soziale Konstruktion der Kategorien.
In der Analyse wird gezeigt, wie heterogen die nationalen Praktiken tatsächlich sind (Kenya*n). Die Funktion von Sprache in der Ausführung des Kenya*n (Talking Kenya*n) rückt ins Zentrum des Interesses. Eine dynamische Anpassung der Sprachen an die Bedingungen der Kommunikation wird sichtbar, die eine institutionalisierte ethno-linguisierte Grenzziehungen in einigen Situationen überwindet und dort aufrechterhält, wo sie als notwendig erachtet wird. Abhängig von Kontext, Akteuren und Interessen wird die Nation rekursiv geformt und in jeder Ausführung iterativ aktualisiert. Den Kontext der Analyse stellen jüngste politische Entwicklungen in Kenia, die allgemeinen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2013, bereit, die in ihrer Ausführung zwar einmalig, aber mit vorangegangen politischen Entscheidungsprozessen (Wahlen 2002, 2007, Referendum 2010) in Bezug zu bringen sind. Auf Basis dieser intensiven politischen Debatten können kontextualisierte und empirisch fundierte Interpretationen in den Bezug auf den Nexus von Sprache und Nation abgeleitet werden.:1. Einführung
2 Methodologie
3 Die Konstruktion der Nation in Kenia: Eine Nation. Ein Volk. Eine Sprache
4 Talking Kenya*n
5 Kenia Be-Deuten: Mkenya, Ukenya und Mawakenya im Vergleich
6 Eine Kritische Morphologie des Kenya*n: multiple Deutungen und dynamische Praktiken
7 Von der Politisierung der Sprache und Sprachwissenschaft
8 Literaturverzeichnis
9 Anhang
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:17147 |
Date | 12 February 2018 |
Creators | Bing, Natascha |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | qucosa:17244 |
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