Postmortale biochemische Untersuchungen sind seit Jahrzehnten zunehmend Gegenstand rechtsmedizinischer Forschung, insbesondere zur Feststellung der Todesursache. Im Obduktionsalltag werden die verschiedenen Biomarker jedoch noch zurückhaltend eingesetzt, unter anderem aufgrund der bisher unzureichend erforschten Konzentrationsveränderungen ab dem Todeseintritt mit daraus resultierender Unsicherheit bezüglich der Wertung der Ergebnisse.
In der vorliegenden Studie wurden ausgewählte Biomarker für Nierenversagen, Ketoazidose, Mastzelldegranulation, Muskel- und Herzmuskelschädigung, Schädel-Hirn-Trauma und Entzündungsreaktion auf ihre postmortale Stabilität im Leichenblut hin untersucht.
Hierfür wurden bei 20 in der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Leipzig verstorbenen Patienten jeweils direkt zum Zeitpunkt der Todesfeststellung sowie 2 Stunden, 24 Stunden und 48 Stunden nach Todeseintritt Blutproben mittels Femoralvenenpunktion gewonnen. Die Serumproben wurden laborchemisch analysiert, um eine basale früh-postmortale Entwicklung von 18 verschiedenen Biomarkern innerhalb eines Individuums nach dem Tod nachvollziehen zu können. Weiterhin erfolgte eine stichprobenartige Überprüfung der Probenstabilität nach mehrfachem Auftauen und Einfrieren der Asservate und dreifachen (Wiederholungs-)Messungen zur Feststellung der Anwendbarkeit klinischer Messmethoden.
Für den Großteil der untersuchten Marker wurde ein vom postmortalen Intervall abhängiger Konzentrationsanstieg nachgewiesen. Wenige weitere Marker zeigten einen leichten Konzentrationsabfall bei längerer Leichenliegezeit. Kritische Störgrößen der Laborergebnisse zeigten sich hinsichtlich Indices für postmortale Hämolyse und Lipolyse der Einzelproben. Bereits publizierte postmortale Grenzwerte wurden mit dem Fallgut validiert, nur selten zeigte sich ein Über- oder Unterschreiten der Grenzwerte erst im zeitlichen Verlauf.
Die Ergebnisse zeigen, dass die forensische Serumanalyse diverser Biomarker unter Berücksichtigung der postmortalen Konzentrationsverläufe als diagnostisches Mittel bei der Todesursachenfeststellung dienen kann. Aufgrund zahlreicher Qualitätseinflüsse kann und sollte sie nicht als alleinige Methode zur Feststellung der Todesursache eingesetzt werden.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:76715 |
Date | 24 November 2021 |
Creators | Woydt, Lina |
Contributors | Dreßler, Jan, Ondruschka, Benjamin, Isermann, Berend, Heide, Steffen, Universität Leipzig, Universität Leipzig, Universität Hamburg, Universität Leipzig, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Relation | 10.1038/s41598-018-31252-5, 10.1007/s00414-018-1925-2 |
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