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Evaluierung der neoadjuvanten Androgendeprivationstherapie vor radikaler Prostatektomie bei lokal-fortgeschrittenem Prostatakarzinom

Hintergrund: Das lokal fortgeschrittene Prostatakarzinom (PCa) zeichnet sich durch eine erschwerte Operabilität und ein erhöhtes Risiko für positive Resektionsränder aus und stellt aufgrund des ungünstigen pathologischen und onkologischen Outcomes eine therapeutische Herausforderung dar. Einen zentralen Stellenwert nehmen dabei die multimodalen Therapiekonzepte ein, die sich auf lokale und systemische Therapiestrategien stützen. Während die Kombinationstherapie mit RTx und ADT bei dieser Patientengruppe präferiert wird, wird das multimodale Konzept mit neoadjuvanter Androgendeprivationstherapie (neoADT) und radikaler Prostatektomie (RPx) aufgrund der bisher mangelnden Studienlage kontrovers diskutiert. Einerseits führt die neoADT vor RPx zu einem klinisch bedeutenden Down-Staging, andererseits konnte ein Überlebensvorteil bislang nicht nachgewiesen werden. Da die bisher durchgeführten randomisierten Studien überwiegend lokal begrenzte Tumoren einschlossen, ist eine konsequente Aussage über den Überlebensvorteil einer neoADT vor RPx bei Patienten mit lokal-fortgeschrittenem PCa nur eingeschränkt möglich. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Einfluss von neoADT vor RPx auf das pathologische Outcome, einschließlich der Resektionsränder und des Down-Stagings, beim lokal fortgeschrittenen PCa zu evaluieren. Darüber hinaus ist der Einfluss der neoADT auf das Gesamt-, das rezidivfreie und das tumorspezifische Überleben Gegenstand dieser Arbeit. Material und Methode: In unserer Studie wurden retrospektiv 302 Patienten mit lokal fortgeschrittenem PCa identifiziert, die sich zwischen 2005 - 2018 einer RPx an der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Dresden unterzogen. Die Einschlusskriterien für diese Analyse umfassten ein (DRU- und/oder MRT-basiertes) klinisches T-Stadium ≥ cT3a unabhängig vom Gleason-Score, einen klinischen N0- und M0-Status sowie eine neoADT über 3 bis 11 Monate oder keine neoADT. Dementsprechend wurden 162 Patienten in die weitere Analyse einbezogen und 140 Patienten ausgeschlossen. Die eingeschlossenen Patienten wurden hinsichtlich der neoADT (neoADT vs. keine neoADT) und der Untersuchungsmethode zur Bestimmung der lokalen Tumorausdehnung (DRU vs. MRT) in 3 Subgruppen eingeteilt: Subgruppe A (n=53), Subgruppe B (n=50) und Subgruppe C (n=59). Wir verglichen einerseits die Subgruppen A (neoADT, MRT) vs. C (keine neoADT, MRT), andererseits die Subgruppen A (neoADT, MRT) vs. B (keine neoADT, DRU). Zudem wurden die Ergebnisse der Subgruppen A (neoADT, MRT) vs. (B+C) (keine neoADT, MRT/DRU) unabhängig von der Untersuchungsmethode zur Bestimmung des cT-Stadiums analysiert. Ergebnisse: Histopathologisch war in der Subgruppe A gegenüber der Subgruppe C eine Reduktion der positiven Resektionsränder um 25% zu festzustellen (34% vs. 59%; p=0,026), während sich zwischen den Subgruppen A und B bzw. A und (B+C) diesbezüglich kein signifikanter Unterschied ergab. Ein pathologisches Dow-Staging wurde weder in der Subgruppe A vs. C noch in der Subgruppe A vs. B zu beobachtet, wobei die Subgruppe A im Vergleich zur Subgruppe C signifikant mehr cT4-Tumoren aufwies (25% vs. 2%; p<0,001). Nach einem medianen Follow-up von 7,3 Jahren (+/- 4 Jahre) zeigten die Patienten der Subgruppe A im Vergleich zur Subgruppe C eine signifikant niedrigere Rezidivrate (72% vs. 78%; p=0,025), zugleich waren die Rezidivraten in der Subgruppe A vs. B (38% vs. 33%; p=0,977) und A vs. (B+C) (38% vs. 79%; p=0,188) vergleichbar. Die Überlebensanalyse zeigte eine klinisch relevante Tendenz zu einem längeren rezidivfreien Überleben in der Subgruppe A gegenüber der Subgruppe C (41 Monate vs. 30 Monate; p=0,06). Des Weiteren wurde die SRT in der Subgruppe C im Vergleich zur Subgruppe A häufiger durchgeführt (40% vs. 30%; p=0,035). Bezüglich des Gesamt- und des tumorspezifischen Überlebens konnte kein relevanter Unterschied zwischen den verglichenen Subgruppen festgestellt werden. Schlussfolgerungen: Neben einer signifikanten Reduktion der positiven Resektionsränder und der Rezidivrate war ein tendenziell klinisch bedeutender Vorteil der neoADT im rezidivfreien Überleben zu verzeichnen. Die dargestellten Ergebnisse legen nahe, dass die neoADT vor RPx bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem PCa einen positiven Einfluss auf die Resektionsränder und auf das rezidivfreie Überleben zufolge hat. Um den Überlebensvorteil der neoADT vor RPx zu verifizieren und den routinemäßigen Einsatz von neoADT im klinischen Alltag empfehlen zu können, sind weitere prospektive randomisierte Studien bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem PCa erforderlich.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:91808
Date09 July 2024
CreatorsEkrama, Basel Amadeus
ContributorsBorkowetz, Angelika, Uhlig, Annemarie, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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