Return to search

Die ideale Position der Ohrmuschel – eine interaktive perzeptive Pilotstudie

Die Planung korrektiver Eingriffe an der Ohrmuschel bei Vorliegen eines als zu groß empfundenen aurikulocephalen Winkels basierte bislang auf anthropometrisch gewonnenen Empfehlungen in der Literatur. Die menschliche Ohrmuschel ist jedoch messtechnisch schwierig zu untersuchen und weist zudem eine außerordentlich große individuelle Variabilität auf. Insoweit ist es nicht einfach, eine ideale Ohrmuschelposition zu definieren. Anthropometrische Idealwerte beruhen meist auf Morphologien, die in der Bevölkerung häufiger vorkommen und eine gewisse Durchschnittlichkeit aufweisen. Sie bewirken jedoch nicht zwangsläufig, dass Individuen mit derartigen Maßen auch als ansprechend bzw. attraktiv von ihrem Umfeld wahrgenommen werden.
Chirurgische Korrekturen des abstehenden Ohres gehören heute zu den häufig durchgeführten Eingriffen innerhalb des Spektrums plastisch-ästhetischer Operationen im Kopf-Hals-Bereich. Für die Planung solcher Eingriffe ist es daher von großer Bedeutung, Zielwerte zur Verfügung zu haben, deren chirurgische Umsetzung ein gefälliges Ergebnis erwarten lässt.
Das Anliegen der im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten Studie war es, die Wirkung unterschiedlicher Ohrmuschelpositionen auf ein Jurorenkollektiv zu untersuchen. Hierfür wurden 44 Studierende der Zahnmedizin der Universität Leipzig als Juroren gewonnen. Sie erhielten Klone eines weiblichen und eines männlichen Modells zur Bewertung vorgelegt. Die Erfassung der Ergebnisse erfolgte mittels Fragebögen. Die Klone wurden nach Anfertigung von Porträtfotografien eines freiwilligen weiblichen bzw. männlichen Probanden mit Hilfe von metrisch definierten, am Ohr zu befestigenden Distanzkeilen erstellt und durch digitale Nachbearbeitung komplettiert. Sie simulierten aurikulocephale Winkel von 0° bis 90° in Schritten von jeweils 6°. Die Juror*innen hatten die Möglichkeit, einen positiven (maximale Attraktivität) und negativen (minimale Attraktivität) Favoriten jeweils für die weiblichen und männlichen Klone auszuwählen und einen Übergangsklon für wiederum beide Geschlechter zu definieren, der die Grenze zwischen diesen Extremen repräsentiert.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass weibliche und männliche Juroren bei der Bewertung von Ohrmuschelpositionen übereinstimmende ästhetische Präferenzen haben. Bevorzugt werden eher unauffällige, enganliegende Ohren. Extremwerte des aurikulocephalen Winkels wie 90° oder auch 0° werden demgegenüber als besonders unattraktiv empfunden.
Neben diesen übereinstimmenden Bewertungen konnten auch signifikante Unterschiede im Urteilsverhalten festgestellt werden. Der beim Menschen bekannte Geschlechtsdimorphismus beeinflusst offenbar auch die Erwartungshaltung von Juror*innen in Bezug auf das für Frauen bzw. Männer ästhetisch „zulässige“ Ausmaß des Abstehens der Ohrmuschel. So wird Männern insgesamt ein etwas stärker abstehendes Ohr eher zugestanden als Frauen. Anhand der Gesamtheit aller Bewertungen des Jurorenkollektivs wurde zudem als Idealmaß für den aurikulocephalen Winkel der Bereich zwischen 21–24° ermittelt.

Limitationen der Studie ergeben sich aus der begrenzten Anzahl der Juror*innen, die nicht repräsentativ für eine größere Gesellschaft ist. Auch stellt die virtuelle Herstellung symmetrischer Ohrmuschelpositionen eine Abstraktion bzw. Vereinfachung der Realität dar. Außerdem ist die Vermessung und Positionierung der flexiblen und nicht plan geformten Ohrmuschel schwierig, so dass kleinere Toleranzen von 2-3° auftreten können.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:74986
Date28 May 2021
CreatorsPankow, Tabea
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

Page generated in 0.0021 seconds