In dieser Arbeit wurden in einer retrospektiven Untersuchung insgesamt 1667 Patientinnen mit der Erstdiagnose Mammakarzinom zwischen 2003 und 2008 in Bezug auf die Lokalrezidivrate am Brustzentrum Vogtland untersucht. Der Nachbeobachtungszeitraum belief sich bis Anfang 2012 auf insgesamt 118 Monate, wobei in diesem Zeitraum 5 % (n=84) der Patientinnen ein Lokalrezidiv, 12,6% (n=210) eine Fernmetastasierung entwickelten und es zu n=258 tumor- und nichttumorbedingten Todesfällen kam. Untersucht wurde einerseits der Einfluß prognoserelevanter Faktoren ( Alter, Tumorgröße, Nodalstatus, Histologie, Grading, Lymphangiosis carcinomatosa,
Steroidhormon- und Herzeptinrezeptoren, intrinsische Subtypen) und verschiedener Therapien (BET vs. Mastektomie, Radiatio, adjuvante Hormon- und Chemotherapie) auf die Lokalrezidivrate. Anderseits wurden Aussagen über den Einfluss der oben genannten Faktoren zum zeitlichen Eintreten der Lokalrezidive gemacht und ein Vergleich zur Fernmetastasierung gezogen. Die
statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe der univariaten Analyse durch die Kaplan-Meier-Methode (log rank Test) und der mulitvariaten Analyse durch die Cox-Regression.
Die meisten Lokalrezidive traten innerhalb der ersten 40 Monaten auf (im Median nach 26,67 Monaten als Frührezidive). Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere G3-Karzinome, Lymphangiosis carcinomatosa, ein negativer Östrogen- und Progesteronrezeptorstatus, ein positiver Herzeptinrezeptorstatus und die aggressiven intrinsischen Subtypen (LuminalB, LuminalBHer2, Her2enriched, basal-like-Typ)
sowie multifokale Karzinome signifikant die Lokalrezidivrate erhöhten. Jüngere Patientinnen hatten ebenfalls aufgrund aggressiver Karzinome ein erhöhtes Risiko, ein Lokalrezidiv zu entwickeln. Kein Einfluss auf das Lokalrezidiv zeigte sich durch die Tumorgröße, den axillären Nodalstatus und
den histologischen Typ. Bei den Therapien zeigte sich kein Unterschied zwischen BET und Mastektomie (p=0,945), was in diesem Zusammenhang auch bedeutet, dass ein größerer Resektionsrand (>5mm p=0,561 HR=0,9 95%CI 0,5-1,4; >10mm p=0,793 HR=0,9 95%CI 0,3-2,3) keine signifikante Senkung der Lokalrezidive erbrachte. Eine adjuvante Chemotherapie konnte
einerseits im Falle von G2- (p=0,827 HR=1,0; 95%CI 0,7-1,5) und G3- Tumoren (p=0,193 HR=0,8; 95%CI 0,7-1,1), andererseits auch bei axillären Lymphknotenbefall (p=0,239 HR=0,5 95%CI 0,2-1,6) keinen signifikanten Einfluss auf die Lokalrezidivrate nehmen. Die adjuvante Hormontherapie
konnte im Gesamtkollektiv die Lokalrezidivrate senken. Patientinnen ohne postoperative Radiatio nach BET hatten ein hohes Risiko für eine Lokalrezidiv (p=0,000 HR 3,0; 95% CI 1,7-5,1), dies insbesondere bei kleineren Resketionsrand von 1-5 mm (p=0,002 HR=4,2; 95% CI 1,7-10,1) und 5-10
mm (p=0,002 HR=1,9; 95%CI 1,3-2,9). Ein frühes Eintreten eines Lokalrezidives förderten vor allem die Faktoren pT4 (14 Monate), axillärer Lymphknotenbefall (N1 nach 21, N2 nach 19, N3nach 16 Monaten), G3-Karzinome (22 Monate), Lymphangiosis carc. (21 Monate), ER-/PR- (21
Monate), die aggressiven intrinsischen Subtypen LuminalB und basal-like (19 und 21 Monate) sowie ein kleinerer Schnittrand (1-5mm nach 21 vs. >5mm nach 29 Monate vs. >10mm nach 34 Monaten). Ein Hinauszögern des Lokalrezidives konnte durch eine postoperative Radiatio (33 vs.
20 Monate), eine Hormontherapie (32 vs. 22 Monate) und eine Chemotherapie bei G3-Karzinomen (26 vs. 13 Monate) bewirkt werden. Fernmetastasen bilden sich im Gegensatz zu Lokalrezidivenvor allem im Falle größerer Karzinome und axillären Lymphknotenbefall. Das Gesamtüberleben
sank im Falle eines Lokalrezidives (p=0,000 HR:2,4 95%CI 1,6-3,4) und einer Fernmetastasierung (p=0,000 HR=10,1 95%CI 7,8-10,1) signifikant.
Mit dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass bereits gut untersuchte prognoserelevante Faktoren wie ein junges Alter sowie ein aggressives biologisches Tumorverhalten starken Einfluss auf die Lokalrezidiventwicklung haben und dass diese größtenteils mit den Faktoren für die Bildung einer
Fernmetastasierung übereinstimmen. Es konnte auch gezeigt werden, dass bestimmte Faktoren ein früheres Eintreten eines Lokalrezidives fördern und insbesondere eine postoperative Radiatio nach brusterhaltender Therapie das Lokalrezidivrisiko verringern kann. Andere adjuvante Therapieformen
haben keinen signifikanten Einfluss, sondern können das Lokalrezidiv nur hinauszögern.Somit scheint, dass die klassischen untersuchten Prognosefaktoren hinsichtlich der Lokalrezidivrate zu unspezifisch sind. Aufgabe der Zukunft ist es, Marker zu ermitteln, die exakte Aussagen über das individuelle Rezidivrisiko geben, um effektive Therapiemaßnahmen im Sinne einer gezielten Nachsorge zu erlauben.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:13243 |
Date | 17 March 2015 |
Creators | Ring, Reinhard |
Contributors | Baier, Dieter, Briest, Susanne, Tilch, Günter, Köhler, Uwe, Wimberger, Pauline, Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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