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Beratung zur Selbstmedikation in deutschen Apotheken - Eine multiperspektivische Status-quo-Analyse des Informationsaustausches im Beratungsgespräch

Die Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln birgt potenzielle Risiken für die Patientensicherheit. Diese Risiken können durch einen ausreichenden Informationsaustausch von therapeutisch relevanten Informationen während einer pharmazeutischen Beratung minimiert werden (u.a. für welchen Patient ist die Selbstmedikation bestimmt, welche Symptome bestehen, Begleitmedikation, Informationen zur Anwendung und Dosierung). Als oft erster und auch einziger Ansprechpartner der Patienten hat das pharmazeutische Personal bei der Selbstmedikation daher eine wichtige Verantwortung für die Patientensicherheit. Durch einen relevanten Informationsaustausch können Grenzen für eine Selbstmedikation aufgedeckt und gemeinsam mit dem Patienten eine Entscheidung für eine geeignete Therapie getroffen werden. Leitlinien definieren, welche Informationen zur Patientensituation und zum Arzneimittel für eine adäquate Beratung ausgetauscht werden sollten.
Der derzeitige Status quo des Informationsaustausches in der Beratungspraxis deutscher Apotheken wurde bis dato noch nicht strukturiert untersucht. Um zukünftige Strategien für eine Optimierung der Beratung aufzeigen zu können, war das Ziel dieser Dissertation, den Status quo des Informationsaustausches zu ermitteln und mögliche negative Einflussfaktoren einer leitliniengerechten Beratung zur Selbstmedikation aufzudecken. Hierfür sollte der Informationsaustausch während der Beratung zur Selbstmedikation aus verschiedenen Perspektiven – pharmazeutisches Personal, Patienten und unbeteiligte Beobachter – betrachtet werden.
Das erste Teilprojekt beinhaltete eine Selbsteinschätzung von 1068 Personen des pharmazeutischen Personals zur Umsetzung des Informationsaustausches sowie einer Beobachtung von 108 Beratungsgesprächen durch einen nichtbeteiligten Beobachter in fünf Apotheken. Hier zeigte sich, dass trotz Kenntnis und Akzeptanz der Beratungsleitlinien ein leitliniengerechter Informationsaustausch noch nicht vollständig in die tägliche Beratungspraxis zur Selbstmedikation integriert wurde. Insbesondere das Erfragen der „Begleitmedikation“ der Patienten sowie das Informieren zu möglichen „Nebenwirkungen“ von rezeptfreien Arzneimitteln wurde vom pharmazeutischen Personal als schwierig bewertet. Als größte Barriere für eine adäquate Selbstmedikationsberatung benannte das pharmazeutische Personal ein vermeintliches 'Desinteresse der Patienten'.
Demgegenüber zeigen die Ergebnisse aus Interviews mit 963 Passanten in der Leipziger Innenstadt (zweites Teilprojekt), dass die Patienten bei einem Apothekenbesuch an einer Beratung zur Selbstmedikation interessiert sind und diese auch erwarten. Als weniger wichtig wird die pharmazeutische Beratung von Seiten der Patienten eingeschätzt, wenn ein „direkter Präparatewunsch“ geäußert wird oder das Arzneimittel zuvor schon einmal eingenommen wurde. Gerade in diesen Situationen muss das pharmazeutische Personal daher einen Informationsaustausch mit dem Patienten besonders anregen und das Bewusstsein für die Relevanz einer individuellen pharmazeutischen Beratung bei den Patienten fördern.
Zur Ableitung potenzieller Optimierungsstrategien des Informationsaustausches wurden im dritten Teilprojekt 379 reale Beratungsgespräche aus zehn Apotheken auf mögliche Einflussfaktoren untersucht. Die durchgeführte Regressionsanalyse bestätigte quantitativ, dass ein „direkter Präparatewunsch“ (p < 0,001) sowie ein vermutetes „Desinteresse der Patienten“ (p < 0,001) einen negativen Einfluss auf das Ausmaß des Informationsaustausches haben.
In der hier vorgestellten kumulativen Arbeit wurde erstmalig eine umfassende Status-quo- Analyse des Informationsaustausches während der Beratung zur Selbstmedikation in deutschen Apotheken durchgeführt. Die drei Publikationen zeigen mögliche Ansatzpunkte für die Optimierung des Informationsaustausches zwischen pharmazeutischem Personal und Patienten bei der Beratung zur Selbstmedikation. Zur Verbesserung der Beratung sollten zukünftige Schulungsmaßnahmen für das pharmazeutische Personal angeboten werden, die insbesondere das Bewusstsein für das Thematisieren der Parameter des Informationsaustausches schärfen und Strategien zur Einbindung von Patienten mit einem „direkten Präparatewunsch“ vermitteln. Ebenfalls sollten Patienten durch Öffentlichkeitsarbeit über die Relevanz einer pharmazeutischen Beratung für ihre Arzneimitteltherapiesicherheit aufgeklärt werden, um dadurch deren Interesse an einer Beratung zu fördern.:1 Zusammenfassung 1
2 Abstract 7
3 Einleitendes Kapitel 12
3.1 Selbstmedikation in der öffentlichen Apotheke 12
3.2 Aufbau eines Beratungsgespräches nach den Leitlinienempfehlungen 14
3.2.1 Deutsche Leitlinie zur Selbstmedikationsberatung 15
3.2.2 Leitlinie aus den Vereinigten Staaten 17
3.2.3 Leitlinien aus Australien 18
3.2.4 WWHAM-Fragen aus Großbritannien zu Informationsgewinnung 19
3.2.5 Weitere Empfehlungen für die Informationsgewinnung 20
3.2.6 Weitere Empfehlungen für die Informationsvermittlung 22
3.3 Mögliche Einflussfaktoren eines Beratungsgespräches zur Selbstmedikation 23
3.3.1 Mögliche Einflussfaktoren durch den organisatorischen Kontext 23
3.3.2 Mögliche Einflussfaktoren bei der Interaktion zwischen pharmazeutischem Personal und Patient 24
3.3.3 Möglicher Einfluss externer Faktoren 25
3.4 Rahmen des Projektes 26
3.5 Motivation der zugrundeliegenden Originalarbeit 28
3.5.1 Der Informationsaustausch als Basis einer Selbstmedikationsberatung 28
3.5.2 Die Haltung des pharmazeutischen Personals zum Informationsaustausch 30
3.5.3 Die Haltung der Patienten zum Informationsaustausch 30
3.5.4 Relevanz von Einflussfaktoren für nachhaltige Optimierungsstrategien 31
3.6 Ziele der Arbeit 32
4 Originalarbeit I 35
5 Originalarbeit II 58
6 Originalarbeit III 73
7 Zusammenfassung der Ergebnisse und Diskussion 89
7.1 (A) Status quo des Informationsaustausches 92
7.1.1 Status quo des Prozessschrittes „Informationsgewinnung“ 92
7.1.2 Status quo des Prozessschrittes „Informationsvermittlung“ 97
7.2 (B) Barrieren und Erwartungen des pharmazeutischen Personals 101
7.3 (C) Barrieren und Erwartungen der Patienten 103
7.4 (D) Einflussfaktoren des Informationsaustausches 105
7.5 (E) Ausblick: abzuleitende Optimierungsstrategien 109
8 Fazit 114
9 Literaturverzeichnis 118
10 Abbildungsverzeichnis 135
11 Tabellenverzeichnis 136
12 Abkürzungsverzeichnis 137
13 Wissenschaftlicher Werdegang 138
14 Publikationsverzeichnis 142
15 Anhang 145
16 Danksagung 159
17 Selbstständigkeitserklärung 161

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:76158
Date06 October 2021
CreatorsSeiberth, Jasmin Mina
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relation10.1371/journal.pone.0240672, 10.1111/hsc.13082, 10.1016/j.sapharm.2021.03.015

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