Nach aktuellem Stand der Forschung ist die Dachbegrünung eine geeignete Klimaanpassungsmaßnahme, mit der die Folgen des rezenten Klimawandels in verdichteten und versiegelten Stadtgebieten abgeschwächt werden können. Vor dem Hintergrund schrumpfender Flächenreserven und wachsender Flächenkonkurrenz können auf Dächern alternative Flächenressourcen zur Expansion urbanen Grüns erschlossen werden. Zudem besitzt diese Begrünungsart vielfältige ökologische und ökonomische Vorteile (Kühlwirkung, Biodiversität, Wasserrückhaltung, Gebäudedämmung und -schutz). Mit Bebauungsplänen und Innenbereichssatzungen sowie Förderprogrammen und indirekter Förderung (gesplittete Abwassergebühren) stehen den Kommunen harte und weiche Instrumente zur Verfügung, um Gebäudeeigentümer für Dachbegrünungsmaßnahmen im Neubau, aber auch im Bestandsbau zu mobilisieren. Für eine Aktivierung bereits bestehender Dachflächen eignet sich besonders die Extensivbegrünung dank ihrer anspruchslosen Vegetation, des minimalen Pflegeaufwands sowie den geringeren statischen und formspezifischen Anforderungen an die Dachkonstruktion gegenüber der Intensivbegrünung. Auf Basis von Untersuchungen mit Fernerkundungsdaten und amtlichen Geodaten konnten für deutsche Groß- und Mittelstädte enorme Flächenpotentiale für die nachträgliche Dachbegrünung festgestellt werden. Zur Stadt Würzburg, in der als Hotspot des Klimawandels eine hohe Dringlichkeit für Klimaanpassungsmaßnahmen besteht, lagen bis dato keine Daten zu diesem Potential vor. Im Rahmen dieser Arbeit wurden Luftbilder, Höhendaten (LiDAR) und amtliche Gebäudeumriss-Daten in einem Geoinformationssystem (GIS) zu einer dreidimensionalen Dachlandschaft verarbeitet, hinsichtlich relevanter Begrünungskriterien (Neigung, Homogenität, Größe, Funktion) analysiert und in Form von Karten, Bildern und Statistiken ausgegeben. Für das konkrete Untersuchungsgebiet der stadtklimatisch besonders kritischen Stadtbezirke Altstadt und Sanderau konnte eine empirische Grundlage zur Quantifizierung der Potentialfläche geschaffen werden. Rund ein Drittel der über 5.000 untersuchten innerstädtischen Dächer kommen mit einer Fläche von über 300.000 m² für eine nachträgliche Begrünung in Betracht. Zudem wurden Aussagen zur städtebaulichen Qualifizierung (Denkmalschutz) dieser Flächen getroffen und die Aktivierbarkeit mit dem einschlägigen stadtplanerischem Begrünungsinstrumentarium (Förderprogramm, Satzung bzw. Bebauungsplan) bewertet. So konnten die für die Umsetzung der geeigneten Dachflächen nötigen Förderkosten auf Basis der geltenden Förderrichtlinie approximiert werden. Zudem wurde unter Verwendung amtlicher Baustatistik und einschlägiger Bebauungspläne ein zeitlicher Horizont geschätzt, bis zu welchem sich Eigentümer an die Vorgaben einer hypothetischen Dachbegrünungssatzung anpassen würden. Die Arbeit bietet Anreize für die Methodik geoinformatischer Analysen sowie für städteplanerische Analyse- und Handlungsmöglichkeiten. Natürlich kann die fernerkundliche Messung keine bautechnische Begutachtung vor Ort ersetzen, sie kann aber im Vorfeld einen Eindruck der teils versteckten Flächenreserven kostengünstig und flächendeckend verschaffen und zudem die Möglichkeit darauf aufbauender Untersuchungen der ökologischen oder städtebaulichen Wirkung eröffnen. / According to the current state of research, green roofing is an appropriate measure for climat-ic adaptation with which the consequences of recent climate change in condensed and sealed municipal areas can be mitigated. Against the backdrop of shrinking area resources, alterna-tive resources can be developed on rooftops to expand urban green. With legally binding development plans (Bebauungspläne) and communal bylaws (Innenbereichssatzungen) as well as incentive programmes and indirect funding, communes have hard and soft tools at their hands to induce property owners to implement measures of green roofing in new and existing construction. For the activation of already existing rooftop areas, extensive green roofing is suitable thanks to its undemanding vegetation and its – compared to intensive green roofing – minor static constructional requirements. Regarding the city of Würzburg, a hotspot of climate change with an urgent need for taking adaptational climatic measures, up to this date no data was available concerning the potential of subsequent green roofing. In the context of this paper, aerial images, height data (LiDAR) and official building outlines are processed into a three-dimensional rooftop landscape and analysed in terms of pertinent criteria for green roofing. About a third of the more than 5.000 examined rooftops in the municipal areas Altstadt and Sanderau are suitable for subsequent greening, which results in an area of more than 300.000 m2. This paper also examines the compatibility of rooftop greening with monumental protection (Denkmalschutz). Further analysis was carried out concerning the implementation of greening on potential surfaces through the means of fund-ing programmes and binding communal development plans. Through this analysis, an ap-proximation of the required funding costs was calculated. Lastly, an estimation of the timeframe in which the property owners would have to adapt to hypothetical green roofing bylaws was set up by considering municipal building statistics and applicable development plans. The paper offers incentives for analytical geoinformatical methodology as well as for analyses and strategies for taking action in regard to urban planning.
Identifer | oai:union.ndltd.org:uni-wuerzburg.de/oai:opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de:21067 |
Date | January 2020 |
Creators | Pätzold, Simon |
Source Sets | University of Würzburg |
Language | deu |
Detected Language | German |
Type | masterthesis, doc-type:masterThesis |
Format | application/pdf |
Rights | https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/deed.de, info:eu-repo/semantics/openAccess |
Page generated in 0.0031 seconds