Suizid gehört in den meisten Ländern weltweit zu den zehn führenden Todesursachen und wird laut Studien der WHO im Jahr 2020 2,4% des weltweiten „Burden of Disease“ ausmachen (1998:1,8%). Auch Suizidversuche, deren Zahl auf das 10-20fache der Suizide geschätzt wird, stellen eine starke Belastung und einen hohen Kostenfaktor für die Gesundheitssysteme dar. Bezüglich der vollendeten Suizide sind Männer ungefähr 2 bis 3mal so häufig betroffen wie Frauen, bei Suizidversuchen verhält es sich umgekehrt. Mit dem Ziel, dieses Phänomen zu verstehen und effektivere Suizidpräventionsmethoden zu finden, wurden diverse Gründe für die Geschlechtsunterschiede diskutiert und beforscht. Die geschlechtsspezifische Methodenwahl, verschiedene Rollenmodelle, Suchterkrankungen und soziale Unterstützung werden unter anderem als Gründe benannt.
Das Ziel dieser Dissertation ist zu untersuchen, ob die Geschlechtsunterschiede in Suizidraten alleine durch die Wahl letalerer Suizidmethoden durch Männer erklärt werden können. Es wird in vielen Studien angenommen, dass Männer zu harten Suizidmethoden wie Erschießen oder Erhängen und Frauen zu weichen Suizidmethoden wie Vergiften neigen. Anhand eines Datensatzes zu Suiziden und Suizidversuchen soll die methodenspezifische „Case Fatality“ (Suizide/Suizide+Suizidversuche) ermittelt werden. Die Hypothese lautet, dass unterschiedliche „Case Fatality rates“ darauf hinweisen, dass über die Methodenwahl hinaus weitere zentrale Gründe die höheren männlichen Suizidraten erklären bzw. dass gleiche „Case Fatality rates“ annehmen lassen, dass die Methodenwahl der Hauptgrund für die Geschlechtsunterschiede ist.
In dem Artikel, welcher den Kern der Dissertation ausmacht, wird gezeigt, dass die Methodenwahl bei Männern nicht der ausschlaggebende Faktor für höhere Suizidraten ist. Vielmehr scheinen Männer einzelne Suizidmethoden mit einer höheren Letalität durchzuführen. Auch nach der Kontrolle von Alterseinflüssen zeigt sich dieses Ergebnis signifikant, speziell bei den Methoden Erhängen und Vergiften, Beispiele für eine harte und eine weiche Methode. Dies weist darauf hin, dass dahinterstehende Gründe, z.B. die Intention zu sterben, eine größere Rolle spielen und in zukünftigen Studien weiter beforscht werden sollten. / Background: In most countries worldwide suicide rates are higher for males whereas
attempted suicide rates are higher for females. The aim is to investigate if the choice of more
lethal methods by males explains gender differences in suicide rates.
Methods: Data on completed and attempted suicides were collected (n=3235, Nuremberg and
Wuerzburg, years 2000–2004). The research question was analyzed by comparing the methodspecific
case fatality (= completed suicides /completed+attempted suicides) for males and
females.
Results: Among the events captured, men chose high-risk methods like hanging significantly
more often than women ( =−0.27; pb0.001). However, except for drowning, case fatalities
were higher for males than for females within each method. This was most apparent in “hanging”
(men 83.5%, women 55.3%; =−0.28; pb0.001) and “poisoning by drugs” (men 7.2%, women
3.4%; =−0.09; pb0.001).
Limitations: The sample size (n=3235) was not enough for comparing method and gender specific
case fatalities with a fine-meshed stratification regarding age.
Conclusions: Higher suicide rates in males not only result from the choice of more lethal methods.
Other factors have to be considered.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:12485 |
Date | 07 May 2014 |
Creators | Cibis, Anna |
Contributors | Hegerl, Ulrich, Himmerich, Hubertus, Kersting, Anett, Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
Page generated in 0.0018 seconds