Die Rot-Buche stellt in den Fichtenbeständen im Mittelgebirge eine wesentliche Säule des Waldumbaus dar. Entsprechend wurden in letzten 30 Jahren erhebliche Flächen mit dieser Baumart vorangebaut. Waldbauliche Untersuchungen haben gezeigt, dass für eine gute Qualitätsentwicklung eine ausreichende Stammzahl und eine langfristige optimale Überschirmung der Rot-Buchen-Voranbauten erforderlich sind. Dadurch werden immer wieder Nutzungen des Fichtenschirmes zur Lichtsteuerung über dem Voranbau erforderlich. Diese Nutzungen haben Schäden an den Rot-Buchen-Voranbauten zur Folge, deren Intensität und Ursache im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersucht wurden.
Im Staatswald des Freistaates Sachsen wurden insgesamt 16 Rot-Buchen-Voranbauten ähnlicher Ausgangsbedingungen hinsichtlich Hiebszeitpunkt, Flächengröße und Geländemerkmale im Frühjahr 2012 und 2013 in den Forstbezirken Bärenfels, Marienberg, Neudorf und Eibenstock untersucht. Die Nachlichtungen wurden von acht verschiedenen Unternehmen ausgeführt. Dabei wurde vollmechanisiert bzw. quasi vollmechanisiert und hochmechanisiert in einem 20 m-Rückegassensystem oder einem 40 m-Rückegassensystem gearbeitet.
Die Aufnahmen an den Rot-Buchen-Voranbauten erfolgten rasterbasiert in Probekreisen. In diesen wurden die Höhe der Rot-Buchen, der Wurzelhalsdurchmesser sowie alle Schäden nach ihren Ausmaßen aufgenommen. Dabei wurden Höhenschäden, Rindenschäden, Astverlust und Mortalität zunächst getrennt erhoben. Sämtliche Werte wurden auf Grund der geschachtelten Versuchsanlage zu Mittelwerten auf Probekreisebene zusammengefasst.
In mehr als einem Viertel aller erfassten Probekreise wurden relevante Schäden festgestellt. In den Rot-Buchen-Voranbauten überwiegen die Höhenschäden deutlich gegenüber den Rindenschäden. Stets war das im Bereich des Probekreises aufschlagende Baumvolumen der wesentliche Einflussfaktor. Dabei führen vor allem die ersten starken aufschlagenden Bäume zu einem Schaden im Probekreis. Dieser Trend nimmt mit weiter zunehmendem Baumvolumen nur noch deutlich langsamer zu. Der Parameter mit der zweithöchsten Bedeutung für die Schadwahrscheinlichkeit ist die Entfernung zur Rückegasse. Im Nahbereich der Rückegasse ist die Wahrscheinlichkeit für eine junge Rot-Buche, einen Höhenschaden zu erlangen, deutlich erhöht. Dies geht mit der Vorlieferung, Zwischenlagerung und Rückung des Holzes einher. Die Baumanzahl an Rot-Buchen in den Probekreisen ist vor allem für die Wahrscheinlichkeit eines Höhenschadens relevant. Bei hoher Baumanzahl kommt es zu größeren Schäden. Die Mittelhöhe hingegen ist vor allem ein Einflussfaktor für die Wahrscheinlichkeit eines Rindenschadens an den jungen Rot-Buchen. Mit zunehmender Höhe werden die Rot-Buchen stabiler und damit Rindenschäden häufiger. Ein bedeutender Faktor für die Wahrscheinlichkeit des Entstehens von Schäden an den Rot-Buchen-Voranbauten ist das ausführende Unternehmen. Unter den acht untersuchten Unternehmen wurden erhebliche Unterschiede für die Schadwahrscheinlichkeit festgestellt.
Bei der Schadintensität in den Probekreisen wurden Rot-Buchen, welche schadensbedingt unter 66 % der Mittelhöhe der Rot-Buchen im Probekreis absanken, als tot eingestuft. Diese können am weiteren Konkurrenzgeschehen nicht mehr teilnehmen und sterben in Folge des Holzeinschlages ab oder waren bereits abgestorben. 63 % der Höhenschäden waren so stark, dass die geschädigten Rot-Buchen in diese Kategorie eingeordnet wurden. Die Folge ist eine erhebliche Stammzahlabsenkung in den betroffenen Probekreisen von 5,1 Rot-Buchen auf 3,9. Damit einher gehen entsprechend negative Auswirkungen auf die zukünftige Astreinigung und Qualitätserwartung der Rot-Buchen. Die Mittelhöhe der Rot-Buchen sank durch den Holzeinschlag nicht signifikant ab. Betroffene Probekreise wurden durch den Holzeinschlag im Mittel zu 31 % geschädigt. Die wesentlichen Faktoren zur Erklärung der Schadintensität sind wiederum das aufschlagende Baumvolumen, die Baumanzahl im Probekreis, die Entfernung zur Rückegasse und für die Rindenschäden die Mittelhöhe. Nicht relevant sind die Faktoren Forstbezirk, Erschließungssystem und Verfahren.
Aus den Ergebnissen wurden für den Waldbewirtschafter Punkte zur Minimierung der Schäden an Rot-Buchen-Voranbauten abgeleitet. Ein 20 m-Rückegassensystem ermöglicht keine geringeren Schäden als ein 40 m-Rückegassensysteme. Gleichzeitig wird im 20 m-Rückegassensystem die waldbauliche Freiheit im schmalen Bereich zwischen den Gassen und der stark gefährdeten Zone direkt links und rechts der Rückegasse erheblich einschränkt. Deshalb sollte vor der Einbringung von Rot-Buchen-Voranbauten auf ein 40 m-Rückegassensystem umgestellt werden. Bei den Vorbereitungshieben sind großkronige, starke Bäume im Bereich der Transportgrenze bevorzugt zu entnehmen. Bei der Pflanzung der Rot-Buchen-Voranbauten sind die stark gefährdeten Bereiche links und rechts neben der Rückegasse mit etwa drei Meter Breite nicht zu bepflanzen. Daran anschließend sollten zwei Meter mit reduzierter Stückzahl von 2.500 bis 3.500 Rot-Buchen pro Hektar gepflanzt werden, um ausreichend Astreinigung für den zentralen Block zu gewährleisten und gleichzeitig Pflanzen und Pflanzleistung einzusparen. Bei den anstehenden Nachlichtungen sind vor allem bei niedrigen Rot-Buchen wiederum die starken Bäume aus dem Zentrum des Voranbaus zwischen den Rückegassen zuerst zu fällen. Gut qualifiziertes Personal und starke Kräne, die eine schwebende Aufarbeitung und Rückung durchführbar machen, sind besonders wichtig. Wo immer möglich sollten mehrere Fichten in die gleichen Fällbereiche geworfen werden. Die zweite Nachlichtung sollte im Bereich von drei bis vier Metern Mittelhöhe der Rot-Buchen erfolgen. Wenn möglich ist dabei bereits die Stehendentnahme anzuwenden. Stammholzaufarbeitung durch Radharvester sollte ab vier Meter Höhe unterbleiben. Geschädigte Rot-Buchen sind im Nachgang zur Holzernte nicht von Waldarbeitern zu entfernen, da dieses Entfernen die Stammzahl im Voranbau nochmals absenken würde.:1 Einführung
1.1 Waldentwicklung im Sächsischen Erzgebirge
1.2 Klimaänderung
1.3 Waldumbau im Landeswald des Freistaates Sachsen
1.4 Ableitung der Arbeitshypothesen
2 Stand des Wissens
2.1 Auswirkungen der Holzernte auf die Waldverjüngung
2.2 Schaden in Abhängigkeit von der Baumhöhe
2.3 Schaden in Abhängigkeit von eingesetzten Maschinen und Verfahren
3 Material und Methoden
3.1 Naturale Ausgangslage im Staatswald des Freistaates Sachsen
3.2 Auswahl der Versuchsflächen
3.3 Erfassung der Versuchsflächen
3.4 Verwendung der vorliegenden Laserdaten
3.5 Bestimmung der Baumvolumina des Oberstandes
3.6 Einmessung der Fällrichtung der entnommenen Fichten des Oberstandes
3.7 Berechnungen der in die Probekreise gefällten Bäume des Oberstandes
3.8 Berechnungen der um die Probekreise entnommenen Bäume des Oberstandes
3.9 Erfassung der Verjüngung
3.9.1 Aufgenommene Daten bei Vollaufnahme des Probekreises
3.9.1.1 Baumnummer
3.9.1.2 Qualität
3.9.1.3 Höhenmessung der Rot-Buchen-Verjüngung
3.9.1.4 Höhenberechnung nicht messbarer Rot-Buchen
3.9.1.5 Messung der Wurzelhalsdurchmesser der Rot-Buchen-Verjüngung
3.9.1.6 Erfassung der Schäden an der Rot-Buchen-Verjüngung
3.9.1.6.1 Triebbruch
3.9.1.6.2 Schaftbruch
3.9.1.6.3 Mortalität
3.9.1.6.4 Rindenschaden
3.9.1.6.5 Schiefstand
3.9.1.6.6 Begraben unter Astmaterial
3.9.1.6.7 Astverlust
3.9.1.7 Zusammenfassung der Schäden zu Schadgruppen
3.10 Ableitung der Parameterwerte für die Probekreise
3.10.1 Berechnung der Höhe und des Wurzelhalsdurchmessers
3.10.2 Berechnung der Schäden auf Probekreisebene
3.10.3 Zuordnung weiterer Faktoren auf Ebene der Probekreise
3.11 Mathematisch-statistische Auswertung
4 Ergebnisse
4.1 Schadwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit der erhobenen Parameter
4.1.1 Ableitung des wesentlichen Parameters für die Beziehung Probekreis - hineingefällte Bäume
4.1.2 Ableitung des wesentlichen Parameters für die Beziehung Probekreis - entnommene Bäume
4.1.3 Einflussfaktoren auf die Schadwahrscheinlichkeit eines Probekreises (A)
4.1.4 Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit eines Höhenschadens (B) der Probekreise
4.1.5 Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit eines Rindenschadens der Probekreise (C)
4.2 Schadintensität in den Probekreisen in Abhängigkeit der erhobenen Parameter
4.2.1 Ableitung des wesentlichen Parameters für die Beziehung Probekreis – hineingefällte Bäume
4.2.2 Ableitung des wesentlichen Parameters für die Beziehung Probekreis – im Umkreis entnommene Bäume
4.2.3 Einflussfaktoren auf die Schadintensität des Gesamtschadens in den Probekreisen
4.2.4 Einflussfaktoren auf die Schadintensität des waldbaulichen Höhenschadens in den Probekreisen
4.2.5 Einflussfaktoren auf die Schadintensität des waldbaulichen Rindenschadens in den Probekreisen
4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse und Ableitung weiterer Thesen
5 Diskussion und Schlussfolgerungen
5.1 Aufnahmemethodik
5.2 Statistische Auswertung
5.3 Art und Umfang der Schäden
5.4 Höhenschäden
5.5 Rindenschäden
5.6 Aufschlagendes Baumvolumen im Bereich der Probekreise
5.7 Entfernung zur Rückegasse
5.8 Baumanzahl im Probekreis
5.9 Ausführendes Unternehmen
5.10 Mittelhöhe des Rot-Buchen-Voranbaus
5.11 Entfernung zur Transportgrenze
5.12 Entfernung zur Außengrenze der Verjüngung
5.13 Entnahmestärke
5.14 Forstbezirk
5.15 Erschließungssystem
5.16 Angewendetes Arbeitsverfahren
5.17 Handlungsempfehlungen
6 Zusammenfassung
7 Summary
8 Abbildungsverzeichnis
9 Tabellenverzeichnis
10 Formelverzeichnis
11 Literaturverzeichnis
Anhang
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:79894 |
Date | 12 July 2022 |
Creators | Weiser, Clemens |
Contributors | Erler, Jörn, Wagner, Sven, Heinsdorf, Markus, Technische Universität Dresden |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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