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Einfluss der ischämischen Fern-Präkonditionierung auf elektrophysiologische Parameter bei Patienten mit nicht-valvulärem paroxysmalem Vorhofflimmern

Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss der ischämischen Fern-Präkonditionierung auf elektrophysiologische Parameter des Vorhofes, sowie die Induzierbarkeit und Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns bei Patienten mit paroxysmalem nicht-valvulärem Vorhofflimmern

Als häufigste Herzrhythmusstörung im Erwachsenenalter stellt Vorhofflimmern mit einer einhergehenden Einschränkung der Lebensqualität, Begünstigung einer Herzinsuffizienz und thromboembolischer Ereignisse sowie der Notwendigkeit zu Hospitalisierungen ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar. Daher bedarf es zusätzlichen Untersuchungen zur weiteren Optimierung der präventiven und therapeutischen Maßnahmen.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluss der ischämischen Fern-Präkonditionierung auf elektrophysiologische Parameter des Vorhofes sowie die Induzierbarkeit und Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns bei Patienten mit nicht-valvulärem paroxysmalem Vorhofflimmern zu untersuchen.
Die ischämische (Fern-)Präkonditionierung beschreibt einen Mechanismus, in dem durch Induktion kurzer Phasen einer Ischämie und Reperfusion in einem Gewebe oder Organ mit der Ausschüttung verschiedener Mediatoren ein protektiver Effekt auf zukünftige, insbesondere ischämiebedingte Schäden erzielt werden soll. Die konkreten Mechanismen der ischämischen (Fern-)Präkonditionierung
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sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vollständig aufgeklärt. Es wird die Beteiligung verschiedener humoraler, neuronaler und systemischer Signalwege vermutet. Im klinischen Alltag erfolgt die Fern-Präkonditionierung üblicherweise durch eine wiederholte suprasystolische Kompression mit Hilfe einer Blutdruckmanschette am Oberarm. In klinischen Studien ließen sich insbesondere im Rahmen des akuten Myokardinfarktes, elektiver Koronarinterventionen und koronaren Bypass-Operationen kardioprotektive Effekte vermuten. Zudem ergaben sich bereits Hinweise auf eine mögliche antiarrhythmische Wirkung bei Verringerung der Inzidenz von Frührezidiven des Vorhofflimmerns nach ischämischer Fern-Präkonditionierung nach kardiochirurgischen Eingriffen oder interventionellen Pulmonalvenenisolationen. In der Literatur finden sich jedoch divergente Ergebnisse in Hinblick auf den Effekt der ischämischen (Fern-)Präkonditionierung.
In der vorliegenden zweiarmigen, kontrolliert randomisierten Studie wurden 146 Patienten mit nicht-valvulärem paroxysmalem Vorhofflimmern eingeschlossen, bei denen eine interventionelle Therapie mittels Pulmonalvenenisolation geplant war.
Nach der Randomisierung erfolgte in der Interventionsgruppe die ischämische Fern-Präkonditionierung durch das Aufpumpen einer Blutdruckmanschette bis 200mmHg am Oberarm bzw. in der Kontrollgruppe eine Scheinintervention durch das Aufpumpen auf lediglich 10mmHg. Dies wurde in drei Zyklen über jeweils fünf Minuten mit fünfminütiger Pause am präoperativen Tag, eine Stunde vor sowie direkt im Vorfeld der elektrophysiologischen Untersuchung bzw. Ablationsprozedur durchgeführt.
Im Rahmen der anschließenden elektrophysiologischen Untersuchung wurden durch Stimulationen im proximalem und distalem Coronarsinus effektive Refraktärzeiten, Leitungsgeschwindigkeiten und Leitungsverzögerungen im Vorhof analysiert. Endpunkte der Studie waren die Induzierbarkeit und Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns nach atrialen Hochfrequenzstimulationen.
Es wird angenommen, dass ektope fokale Trigger, welche insbesondere im Bereich der Pulmonalvenen lokalisiert sind und Reentry-Mechanismen zur Initiierung und Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns beitragen. Diese wiederum werden durch atriale Umbauprozesse (Remodeling) mit einhergehenden elektrischen, strukturellen und mechanischen Veränderungen begünstigt. Kurze atriale Refraktärzeiten und langsame Leitungsgeschwindigkeiten mit einhergehender Reduktion der Wellenlänge, sowie eine größere Ausbreitungsfläche begünstigen potenzielle Kreiserregungen, welche die Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns fördern.
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In der Interventionsgruppe zeigte sich durch die ischämische Fernpräkonditionierung eine signifikante Reduktion der Induzierbarkeit (OR 0,35; 95% KI 0,17-0,71, p=0,003) und Aufrechterhaltung (OR 0,36; 95% KI 0,16-0,81, p=0,01) des Vorhofflimmerns. Zudem fand sich eine geringere Leitungsverzögerung (proximaler CS: 49,2 ± 19,6ms vs. 56,2 ± 22,5ms, p=0,049; distaler CS: 42,4 ± 16,6ms vs. 49,8 ± 22,2ms, p=0,029) und Streuung der Refraktärzeiten innerhalb des Vorhofes (16,0 ± 14,0ms vs. 22.7 ± 19,0ms, p=0,021).
In der gesamten Kohorte war die Induzierbarkeit des Vorhofflimmerns mit größeren Leitungsverzögerungen (57,6 ± 22,2ms vs. 50,0 ± 20,5ms, p=0,044) und langsameren Leitungsgeschwindigkeiten (1,74 ± 0,3mm/ms vs. 1,93 ± 0,5mm/ms, p=0,006) assoziiert. Die Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns korrelierte mit einer größeren Streuung der Refraktärzeiten innerhalb des Vorhofes (25,9 ± 18,3ms vs. 15,7 ± 11,6ms, p=0,028).
Zusammenfassend ergaben sich Hinweise auf einen antiarrhythmischen Effekt bei signifikanter Reduktion der Induzierbarkeit und Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns nach ischämischer Präkonditionierung, welcher möglichweise auf veränderten elektrophysiologischen Eigenschaftes des Vorhofes beruht. Zur weiteren Prüfung des potenziellen therapeutischen Nutzens dieser kostengünstigen, einfach durchzuführenden und nicht-invasiven Methode bedarf es jedoch noch weiteren Untersuchungen, welche sich insbesondere auch an klinisch relevanten Endpunkten orientieren.:Vorbemerkung
Abkürzungsverzeichnis
1. Einführung
1.1. Vorhofflimmern
1.1.1. Definition und Klassifikation
1.1.2. Epidemiologie
1.1.3. Pathophysiologie
1.1.4. Symptome und klinische Bedeutung
1.1.5. Therapiestrategien
1.1.5.1. Thromboembolieprophylaxe
1.1.5.2. Frequenzkontrolle
1.1.5.3. Rhythmuskontrolle
1.2. Elektrophysiologische Untersuchung und Katheterablation
1.2.1. Elektrophysiologische Messungen und programmierte Stimulation
1.2.2. Katheterablation bei Vorhofflimmern
1.3. Ischämische (Fern-)Präkonditionierung
1.3.1. Grundlagen
1.3.2. Mechanismen
1.3.3. Klinische Anwendung
1.3.4. Ischämische Fern-Präkonditionierung und Vorhofflimmern
1.4. Fragestellung
2. Publikation
3. Zusammenfassung der Arbeit
4. Literaturverzeichnis
5. Anhang
5.1. Darstellung des eigenen Beitrags an der Publikation
5.2. Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit
5.3. Lebenslauf
5.4. Danksagung

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:90952
Date17 April 2024
CreatorsLangenhan, Katharina
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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