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Der \"Leitbahn\"-Begriff in der Akupunktur

Ziel dieser Arbeit war die Betrachtung der Leitbahnen der Akupunktur unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Bereits während der Recherchen wurde deutlich, dass dieses Thema auf mehreren Ebenen zu bearbeiten ist.
Zunächst wurde daher der zeitliche Rahmen der Entstehung der Akupunktur im Allgemeinen und der Veterinärakupunktur im Besonderen eingegrenzt, die Bedeutung der Veterinärakupunktur im Alten China untersucht und die Beschreibung und Darstellung der Leitbahnen und Punkte beim Tier thematisiert (Kap. 3). Anschließend wurde eine Einführung in die theoretischen Grundlagen gegeben, ihre Entstehung und Entwicklung vor allem unter historischen und soziokulturellen Gesichtspunkten und zuletzt im medizinischen Kontext beschrieben (Kap. 4). Im Folgenden wurde der Versuch des Nachweises der Leitbahnen in naturwissenschaftlichem Kontext anhand verschiedener methodischer Beispiele untersucht (Kap. 5). Schließlich wurden die Ergebnisse zusammengefasst, untereinander sowie mit Aspekten der Forschung zur Punktspezifität in einen Kontext gestellt und abschließend eine Einschätzung des Stellenwertes der Leitbahnen in der (tier)medizinischen Praxis gegeben (Kap. 6).
Anhand der Quellenlage kann die Entwicklung der Akupunktur ab etwa 200 v. Chr. nachvollzogen werden, wobei Nachweise für die Tierakupunktur erst in der Sui-Zeit (581 – 618 n. Chr.) vorliegen. Aus dem Alten China sind keine Darstellungen der Leitbahnen bekannt, eine Einteilung erfolgt eher nach den Körperregionen. Erst im Europa der 1950er Jahre werden Leitbahnkarten für Tiere durch Transposition entwickelt.
Die Akupunktur ist eine Teildisziplin der sogenannten Entsprechungsmedizin. Als solche sind die ihr zugrundeliegenden Theorien ein Ergebnis der politischen und sozialen Veränderungen zwischen der Zeit der streitenden Reiche (481 – 221 v. Chr.) und der Han-Zeit (202 v. Chr. – 220 n. Chr.), die danach über etwa 1700 Jahre nie grundlegend in Frage gestellt wurden. Dieser theoretische Rahmen hat in China selbst nur geringe praktische Relevanz, während ihm im Westen als Abgrenzung gegenüber der konventionellen Medizin und um den Wunschvorstellungen einer idealen alternativen Therapiemethode zu entsprechen eine deutlich größere Rolle zukommt.
Ein Nachweis der Existenz der Leitbahnen wurde vielfach versucht, konnte jedoch nicht erbracht werden. Einige Ergebnisse dieser Arbeiten und auch vieler Wirksamkeitsstudien zeigen, dass es sich bei der Akupunktur um ein multifaktorielles Therapiekonzept handelt. Besonders hervorzuheben ist die rezeptive und transmissive Rolle des Nervensystems auf unterschiedlichen Funktions- und Integrationsebenen.
Die Leitbahnen als Linien auf der Körperoberfläche haben rein deskriptiven Charakter, um eine Anzahl von Punkten zu verbinden. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass eher von sensiblen und effektiven Zonen gesprochen werden müsste. In diesem Rahmen ist es nicht sinnvoll, an einer Kartographie von Punkt und Linie festzuhalten. Zu eng sind hier die Beziehungen zur sozio-historisch bedingten Theorie, die die physiologisch-anatomischen Gegebenheiten nicht adäquat wiedergibt.
Die weitere Forschung auf dem Gebiet der Akupunktur muss weiterhin um Aufklärung der Wirkmechanismen bemüht sein. Gleichzeitig muss eine objektive Quantifizierung der Akupunkturwirkungen erfolgen, um sinnvolle Einsatzbereiche zu definieren.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:11137
Date30 November 2010
CreatorsKienitz, Malte Sebastian
ContributorsSalomon, Franz-Viktor, Gasse, Hagen, Universität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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