Einleitung
In deutschen Haushalten zählen Katzen, neben Hunden, zu den häufigsten Haustieren. Die Europäisch Kurzhaar gehört dabei zu den beliebtesten Rassen. Auch bei Katzen als Patienten werden ergänzend zu klassischen Therapiemethoden in der Veterinärmedizin zunehmend komplementäre Verfahren angewendet. Da viele Methoden und Therapien der Komplementären Medizin auf segmentale Zusammenhänge zurückzuführen sind, ist unter anderem die genaue Kenntnis der Hautinnervation von Bedeutung für komplementär arbeitende Veterinäre. Jedoch existieren bisher nur wenige Untersuchungen über die detaillierte Verzweigung der Spinalnerven bei Kleintieren, insbesondere bei Katzen.
Ziele der Untersuchungen
Das Ziel dieser Dissertation war eine präzise, detaillierte Präparation und Beschreibung des Innervationsmusters der Spinalnerven bei Katzen mit besonderem Augenmerk auf die Rami dorsales mit ihren Hautästen und ihrer kaudalen Verschiebung in der Regio thoracolumbalis.
Tiere, Material und Methoden
Dafür wurde an 15 Katzen der Rasse Europäisch Kurzhaar eine mesoskopische Präparation durchgeführt. Die Katzen wurden mit 4%-igen Formalin über die A. femoralis in Brust-Bauchlage fixiert und anschließend die Spinalnerven im Bereich des Thorakalnerven (Th) 9 bis zum Lumbalnerven (L) 7 in 4 Schichten präpariert: 1) im Bereich der Nerveneintritte in die Haut (Haut), 2) auf Höhe der Fascia thoracolumbalis (Faszie), 3) auf dem Niveau der langen Rückenmuskulatur (Muskulatur) und 4) im Bereich der Foramina (Forr.) intervertebralia (Forr. intervertebralia). Für jeden einzelnen Ramus dorsalis zwischen Th9 und L7 wurde für jede Katze die symmetrische Verteilung und der Verlauf durch die Ebenen dargestellt. Daraus ergaben sich die Kaudalverschiebungsindizes (KVI) der Rami dorsales für die jeweilige Katze (KVIj) und für jeden einzelnen Ramus dorsalis bei allen Katzen (KVIi). Weiterhin wurde eine paramediane Verschiebung zwischen den Rami dorsales einer Körperseite in einer Ebene und den Ebenen 2 (Faszie) und 3 (Muskulatur) jedes Ramus dorsalis bestimmt. Zur Überprüfung eines linearen Zusammenhangs zwischen der Länge der Lendenwirbelsäule und der KVI der einzelnen Katzen wurden der Korrelationskoeffizient r und das Bestimmtheitsmaß R² ermittelt.
Ergebnisse
Die Rami dorsales waren fast vollzählig und nahezu symmetrisch bei allen Katzen ausgebildet. Der Seitenvergleich zeigte vor allem Unterschiede für die kaudalen Rami dorsales ab L4. Die Anzahl der Hautnerven lag zwischen 8 und 11 pro Körperseite. Der Ramus dorsalis L6 konnte bei keiner der untersuchten Katzen nachgewiesen werden. Die Durchtrittshöhen der einzelnen Rami dorsales variierten zwischen den Ebenen und in einer Ebene auf einer Körperseite sowie im Seitenvergleich. Der KVIj ergab ein Verhältnis von 3:2:1 von der Haut bis zur Muskulatur für beide Körperseiten. Es zeigte sich, dass auch für die einzelnen Rami dorsales dieses Verhältnis für ihren Verlauf durch die Ebenen zutraf. Bei der morphometrischen Analyse der Korrelation zwischen der Länge der Lendenwirbelsäule und den KVIj ergaben sich für die KVIj-H (links: r = -0,0782, rechts: r = -0,0188) beider Körperseiten und die KVIj-M (r = -0,1134) der rechten Seite ein sehr geringer negativer Zusammenhang. Der KVIj-M (r = 0,0823) der linken Seite sowie die KVIj-F (links: r = 0,4903, rechts: r = 0,3521) beider Körperseiten wiesen eine geringe positive Korrelation auf. Durch die computertomografischen Aufnahmen konnte ein Vergleich zwischen der Längenmessung der LWS am Präparat und den Schnittbildrekonstruktionen am Computer durchgeführt werden. Die Bestimmung der Standardkorrelation (Pearson Korrelation) ergab einen signifikanten Zusammenhang beider Messmethoden (r = 0.875691, p = 8,74 x 10^-5).
Schlussfolgerungen
In der vorliegenden Arbeit wurden erstmals Spinalnerven mit ihrem individuellen Verlauf und ihrer symmetrischen Verteilung bei der Katze untersucht. Die resultierenden Erkenntnisse etablieren die anatomische Basis für verschiedene therapeutische Verfahren, für die Kenntnisse über den Verlauf der Nerven eine hohe Relevanz besitzen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen eine symmetrische Ausprägung der Rami dorsales Th9 bis L3 für die untersuchten Katzen. Diese regelmäßige Ausprägung der Spinalerven bis L3 unterscheidet sich sichtlich von der des Hundes. Für die ab L3 kaudal folgenden Rami dorsales bestand eine größere interindividuelle Variation und Unregelmäßigkeit. Jedoch wurde eine Korrelation zwischen den KVIj und der Länge der Lendenwirbelsäule nicht bestätigt. Zudem konnte bei keiner Katze ein Ramus dorsalis L6 nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse zeigen bereits merkliche Unterschiede zwischen den einzelnen Katzen ab dem Spinalnerven L4 und Katzen zu anderen Tierarten wie dem Hund. Damit wird deutlich, dass eine Übertragbarkeit der Nervenverläufe und Innervationsgebiete zwischen den Tierarten oder von der Katze auf den Menschen aufgrund der speziesspezifischen neuroanatomischen Unterschiede nicht möglich ist und die tierartlichen Besonderheiten berücksichtigt werden sollten.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:16774 |
Date | 17 November 2017 |
Creators | Röhrmann, Nicole |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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