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Effizienz von Heimtrainingsprogrammen zur Verbesserung der posturalen Stabilität und Kontrolle im Einbein- und Zweibeinstand

Referat:
Im Unterschied zu starren Körpern besitzt der Mensch die Fähigkeit, Störungen des Gleichgewichtszustandes aktiv entgegenzuwirken, um einen Verlust der aufrechten Körperhaltung zu verhindern. Hier kommen verschiedene Sinnessysteme zum Tragen (posturale Subsysteme), die räumliche, zeitliche und dynamische Parameter des Körpers erfassen können und somit die Basis für die entsprechende Aktivierung der Muskulatur bilden. Zur Beschreibung dieser vielschichtigen Auseinandersetzung des menschlichen Körpers mit der Umwelt haben sich seit längerer Zeit die Begriffe posturale Stabilität und Kontrolle etabliert. Die Sicherung der posturalen Stabilität und Kontrolle im motorischen Handlungsvollzug ist als ein sehr komplexer Wirkungsmechanismus zu verstehen. Komplexität meint in diesem Zusammenhang zum einen das innere Zusammenspiel von Nervensystem und Muskulatur zur Wahrnehmung, Steuerung und Kontrolle der aufrechten Körperhaltung. Zum andern die sehr unterschiedlichen äußerlich sichtbaren posturalen Erscheinungsformen. Diese reichen von der alltagsrelevanten Halte- und Stützmotorik bis hin zu sportartspezifischen feinmotorischen Anforderungen. Der Erhalt, die Steigerung oder aber die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit dieser komplexen posturalen Mechanismen ist nicht nur im Altersgang von großer Wichtigkeit, sondern muss auch im Zusammenhang mit Verletzungs- und Sturzprophylaxe sowie vieler weiterer rehabilitativer Maßnahmen gesehen werden. Nicht zuletzt spielt die Qualität der posturalen Stabilität und Kontrolle eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle bei komplexen sportlichen Handlungen.
Ziel der durchgeführten Studie war ein Erkenntnisgewinn der bisher wenig unter-suchten Effekte von einfachen Heimtrainingsprogrammen sowie eines spezifischen sensomotorischen Gerätetrainings auf die posturale Stabilität und Kontrolle bei gesunden Erwachsenen. Zur Überprüfung dieser Effekte wurde daher ein Prä-Post-Design, mit Interventions- und Kontrollgruppe, bei einer Gesamtstichprobengröße von 220 Teilnehmern gewählt. Ein wesentlicher Bestandteil des experimentellen Designs war eine Testbatterie, bestehend aus vier computergestützten Mess- und Trainingsgeräten zur Posturgraphie sowie, als weitere motorische Aufgabe, der Einbeinstand auf dem Boden. Als Mess- und Trainingsgeräte dienten das Posturomed, das Biodex Balance System, eine Nintendo Wii-fit Konsole sowie eine MFT Challenge Disc. Die Auswahl der Geräte, inklusive des Einbeinstandes, erfolgte mit dem Ziel die posturalen Subsysteme des Menschen in möglichst großer Breite zu beanspruchen bzw. deren Plastizität zu überprüfen. Gleichzeitig wurde eine vergleichende Beobachtungsstudie mit einem Patientenkollektiv (mittleres Erwachsenenalter) die sich im postoperativen Stadium befanden, durchgeführt. Ein weiteres Ziel der Arbeit war die Bildung von intraindividuellen Referenz- bzw. Kennwerten, mit deren Hilfe erstmalig die Wirkung von verschiedenen Interventionen auf die posturale Stabilität verglichen, überprüft und dargestellt werden soll.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich ein stabilitätsorientiertes sensomotorisches Heimtraining auf einem Therapiekreisel deutlich positiver auf die posturale Stabilität auswirkt als ein kraftausdauerorientiertes sensomotorisches Heimtraining, bestehend aus Einbeinkniebeugen. Dabei kann die Wirkung des stabilitätsorientierten sensomotorischen Trainings als übergreifender Trainingseffekt gekennzeichnet werden, der einen signifikanten motorischen Leistungsanstieg, aller überprüfter Testaufgaben zur Folge hatte.
Durch ein computergestütztes sensomotorisches Training auf den Mess- und Trai-ningsgeräten konnte die hohe Plastizität der an der posturalen Stabilität und Kon-trolle beteiligten Systeme, aufgrund eines unmittelbaren Lernerfolges (bei minima-lem Trainingsumfang) wiedergespiegelt werden. In allen durchgeführten Untersu-chungen traten erkennbare geschlechtsspezifische Aspekte bzw. Differenzierun-gen zutage.
Das Patientenkollektiv konnte nach 4 bis 5-wöchigen Therapiemaßnahmen (Physi-otherapie und medizinische Trainingstherapie) die ermittelten intraindividuellen Kennwerte gesunder junger Erwachsener im Mittel nur zu 53% erreichen. Dieses Ergebnis zeigt, dass längerfristig alters- und geschlechtsgemittelte Referenzwerte erstellt werden sollten um die Therapieergebnisse entsprechend vergleichen und einordnen zu können.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:32171
Date12 November 2018
CreatorsReiß, Stefan
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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