Zusammenfassung
Untersuchungen zu Anforderungen an Freilaufflächen für Hunde
- Artgerechte Hundehaltung in Städten bezogen auf das Freilaufbedürfnis -
Schlüsselwörter
Hunde, Freilaufflächen, Bewegungsbedürfnis von Hunden, Artgerechte Hundehaltung, Tierschutz, Schutz der Bevölkerung vor möglichen Gefahren durch Hunde
Einleitung
Die Hundehaltung in der Stadt unterliegt einer strengen Gesetzgebung. Um eine Gefährdung oder Belästigung der Stadtbewohner so gering wie möglich zu halten, wird insbesondere der unangeleinte Freilauf von Hunden stark reglementiert. Der Hundehalter gerät aufgrund dieser Gesetze und der ebenfalls gesetzlichen Verpflichtung zur artgerechten Hundehaltung häufig in Konfliktsituationen.
Ziel der Untersuchungen
In dieser Arbeit wurden die Möglichkeiten einer artgerechten Hundehaltung in der Stadt mit dem Schwerpunkt auf Freilaufmöglichkeiten untersucht. Darüber hinaus wurden die Probleme der Hundehaltung in der Stadt ermittelt. Für die Problematiken wurden teilweise Lösungsvorschläge herausgearbeitet.
Material und Methoden
Als Grundlage für in Deutschland gehaltene Hunde wurden die Zahlen der Steuerämter, des Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) und Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) und vor allem des größten deutschen Hundeverbandes, dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH), verwendet. Mit den Welpenzahlen innerhalb des VDH konnten darüber hinaus die Präferenzen der Hundehalter für die verschiedenen Hunderassen ermittelt werden. Dies war besonders deshalb wichtig, da es bei keinem anderen Tier so große auch morphologische innerartliche Unterschiede gibt wie beim Hund, die das Bewegungsbedürfnis beeinflussen. Da sich das Freilaufbedürfnis auch aus Erkundungs- und Sozialverhalten der Hunde ergibt, ist nicht nur die Flächengröße, sondern auch die Strukturierung einer Fläche für deren Eignung ausschlaggebend. In diesem Zusammenhang wurden die Freilaufflächen in sechs Städten mit einer Einwohnerzahl von ca. 60.000 bis 600.000 (Aachen, Düsseldorf, Erfurt, Göttingen, Leipzig und Weimar) untersucht. Außer in Göttingen besteht in diesen, wie auch in den meisten anderen Städten, ein weitreichender Leinenzwang von dem lediglich ausgewiesene Flächen ausgenommen sind. Bei den durchgeführten Untersuchungen wurde bei allen Freilaufflächen die Lage, Größe und Struktur erfasst. Um die Problematik der Hundehaltung in der Stadt aus Sicht der Bürger exemplarisch zu erfassen, wurde für die Stadt Leipzig ein Fragebogen entworfen. Dabei wurden auch mögliche Lösungsansätze berücksichtigt. Der Fragebogen enthielt 66 Fragen und wurde von 382 Personen beantwortet. Es wurden sowohl Hundehalter als auch Nicht-Hundehalter befragt. Bei der Auswertung des Fragebogens wurde unter anderem eine analytische Statistik vorgenommen. Hierzu wurden Kreuztabellen erstellt. Die Signifikanz wurde mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests nach Pearson bzw. dem Exakten Test nach Fisher überprüft.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass in den letzten zehn Jahren konstant vor allem große Hunde gehalten wurden. Ca. 80 % der gehaltenen Hunde haben eine Schulterhöhe von über 40 cm, ca. 50 % sogar über 60 cm. Die Befragungen innerhalb Leipzigs bestätigten, dass hier über 65 % große Hunde gehalten werden. Die Untersuchungen zu den Freilaufflächen ergaben, dass nur in der Stadt Erfurt über 50 % der Flächen größer als 0,5 ha sind, in Düsseldorf und Leipzig sind es nur 13 bzw. 24 %, während in Aachen alle Flächen maximal 0,05 ha groß sind. Durch die unmittelbare Nähe zu Verkehrswegen und Kinderspielplätzen ist eine Gefährdung nur durch eine entsprechende Umzäunung zu vermeiden. Umzäunungen gibt es nur in Aachen und Düsseldorf bei über 80 % der Flächen. In Leipzig und Erfurt sind keine bzw. nur 14 % der Flächen eingezäunt. Das direkte Angrenzen von Verkehrswegen in bis zu 74 % der untersuchten Flächen bzw. an Gehwege in bis zu 96 % erschwert ein freies Umherlaufen von Hunden. Ebenso die unmittelbare Nähe von Kinderspielplätzen bei 27 % der Flächen in Düsseldorf bzw. 23 % der Flächen in Leipzig. Meist ist weder ein artgerechter Freilauf möglich, noch eine Gefährdung oder Belästigung anderer Bürger auszuschließen.
Der Fragebogen für die Stadt Leipzig ergab, dass das Konzept der Freilaufflächen von 71 % der Nicht-Hundehalter und 90 % der Hundehalter als nicht sinnvoll oder nicht ausreichend umgesetzt beurteilt wurde. 85 % der Hundehalter gaben an, die Freilaufflächen nicht oder nur sehr selten zu nutzen, weil sie diese, vor allem wegen einer ungünstigen Lage und einer zu geringen Größe sowie einer fehlenden Abgrenzung von Verkehrswegen oder Kinderspielplätzen, für ungeeignet halten.
Schlussfolgerungen
Die meisten untersuchten Freilaufflächen sind nach den angelegten Kriterien als ungeeignet zu beurteilen. Diese Einschätzung wurde durch die Daten, die aus dem Fragebogen zur Problematik der Hundehaltung in der Stadt Leipzig gewonnen wurden, bestätigt. Die Kernfragen zu Problematik und Sicherheit ergaben, dass die Verschmutzung durch Hundekot als Hauptproblem empfunden wird und nicht eine Belästigung durch freilaufende Hunde. Ebenso werden vor dem Leinenzwang die Sachkunde des Halters und der Gehorsam des Hundes als sinnvolle Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit favorisiert.
Diese Erkenntnisse in Verbindung mit der Unmöglichkeit in Städten ausreichende Freilaufflächen zu schaffen, legt die Lösung nahe, den Freilauf auch auf andere Weise zu ermöglichen. Wie in einigen Städten bereits umgesetzt, könnte eine Befreiung vom generellen Leinenzwang nach bestandener Sachkunde und Gehorsamsprüfung erlaubt werden. Mit einer solchen Lösung wäre sowohl dem Tierschutz als auch dem Schutz der Bevölkerung Rechnung getragen.
Identifer | oai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:32195 |
Date | 14 November 2018 |
Creators | Feinhals, Katharina |
Contributors | Universität Leipzig |
Source Sets | Hochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden |
Language | German |
Detected Language | German |
Type | info:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text |
Rights | info:eu-repo/semantics/openAccess |
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