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Mütterliches Rooming-in bei frühgeborenen Kindern: Die Entwicklung von Bonding, Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und psychischer Belastung

Eltern von frühgeborenen Kindern erfahren eine starke emotionale Belastung durch die frühzeitige Geburt ihres Kindes. Vor allem die Unfähigkeit, ihre Elternrolle nicht ausüben zu können sowie eine Trennung vom Kind gehören zu den größten Stressoren für die Eltern. Im Rahmen eines Paradigmenwandels in der Neonatologie erfolgte eine Sensibilisierung für die Wichtigkeit der Einbeziehung der Familie in die Versorgung des frühgeborenen Kindes. Der Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung wird eine zentrale Rolle für die weitere Entwicklung der frühgeborenen Kinder zugemessen. Im Rahmen einer familienzentrierten Pflege sollen die Eltern von frühgeborenen Kindern schon während des stationären Aufenthaltes optimal im Bindungsaufbau zu ihrem Kind unterstützt werden. Es wird angenommen, dass die räumliche Gestaltung und der Aufbau der neonatologischen Stationen Einfluss auf die Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung haben. Ein Rooming-in, eine gemeinsame Unterbringung von Mutter/Vater und Kind in einem Zimmer im Krankenhaus, wird dabei als unterstützender Faktor angesehen. Aus Kapazitätsgründen bieten jedoch bisher nur wenige Krankenhäuser in Deutschland Rooming-in Einheiten für eine längere stationäre Mitaufnahme der Mutter/des Vaters an. Die Auswirkungen eines Rooming-ins auf die Eltern von frühgeborenen Kindern sind derzeit ein wichtiger Forschungsgegenstand wobei die Studienlage noch recht gering ist. Das Ziel der vorliegenden Längsschnittstudie bestand darin, zu untersuchen, wie sich bei Müttern von frühgeborenen Kindern während eines Rooming-ins das mütterliche Bonding, ihre Selbstwirksamkeit und ihr Selbstvertrauen sowie die psychische Belastung entwickeln. In den Hypothesen wurde angenommen, dass Mütter von Frühgeborenen, die ein Rooming-in wahrgenommen haben, am Ende des Aufenthaltes auf der Nachsorgestation weniger Anzeichen eines gestörten mütterlichen Bondings zeigen, eine höhere Selbstwirksamkeit und ein höheres mütterliches Selbstvertrauen haben und eine geringere psychische Belastung zeigen als zu Beginn des Aufenthaltes. Zusätzlich war die Entwicklung der genannten Aspekte nach der Entlassung zum ersten Nachsorgetermin Gegenstand der Untersuchung. Ergänzend wurden explorativ weitere Aspekte des Rooming-ins wie die Gründe der Mütter für ein Rooming-in, ihre Erwartungen sowie ihre Vorbereitung auf die Entlassung erhoben.
Die Befragung fand im Zeitraum Mai 2015 bis September 2016 auf der Nachsorgestation des Klinikums St. Georg in Leipzig statt, das überwiegend Rooming-in Einheiten zur Verfügung stellt. An der Studie nahmen 51 Mütter von frühgeborenen Kindern (mittleres Gestationsalter 32 Schwangerschaftswochen) teil, die ein durchschnittliches Rooming-in von 14,5 Tagen wahrnahmen. Die Befragung erfolgte zu Beginn und Ende eines Rooming-ins ≥ 6 Tagen sowie zur ersten Nachsorgeuntersuchung der Kinder nach Entlassung nach Hause. Als Instrumente dienten standardisierte Fragebögen wie der Post-partum Bonding Questionnaire (PBQ), der Perceived Maternal Parenting self-efficacy Fragebogen (PMP-SE), die Lips Maternal self-confidence scale (LMSCS) und die Depression-Angst-Stress-Skala für die Peripartalzeit (DASS-P). Ergänzend wurden für die explorativen Fragestellungen offene Fragen sowie Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten formuliert. In Übereinstimmung mit den Hypothesen zeigten sich folgende Ergebnisse: Während eines Rooming-ins kam es zu einer Abnahme mütterlicher Bondingprobleme, zu einer deutlichen Zunahme der mütterlichen Selbstwirksamkeit und des Selbstvertrauens und zu einer Abnahme der psychischen Belastung. In der Follow-up Befragung zum Nachsorgetermin zeigte sich eine weitere Zunahme der mütterlichen Selbstwirksamkeit und Abnahme der psychischen Belastung. Jedoch kam es zu keiner signifikanten Zunahme an mütterlichem Selbstvertrauen und die Mütter zeigten eine Zunahme an Bondingproblemen. Zusammenfassend zeigte sich, dass die Unterstützung von Müttern von Frühgeborenen sowie die adäquate Vorbereitung auf die Entlassung im Rahmen eines Rooming-ins besonders in Bezug auf die mütterliche Selbstwirksamkeit und das mütterliche Selbstvertrauen gelingt. Es wird angenommen, dass dies mit der erhöhten mütterlichen Beteiligung an der Versorgung des Kindes während des Rooming-ins zusammenhängt. Eine Kontrollgruppe konnte durch die hohe Inanspruchnahme des Rooming-ins (85% der Mütter) nicht gewonnen werden, was die Aussagekraft der Studie limitiert.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:35882
Date30 October 2019
CreatorsFaßlrinner, Dorothea Maria
ContributorsRobel-Tillig, Eva, von Klitzing, Kai, Klein, Annette, Kersting, Anette, Reichert, Jörg, Universität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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