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Die bauliche Entwicklung der öffentlichen institutionellen Gesundheitsversorgung in Delitzsch

Delitzsch wurde im Jahr 1166 erstmals urkundlich erwähnt und präsentiert sich auch heute
noch mit seiner intakten Stadtmauer, dem Wallgraben und den zahlreichen Türmen als Stadt
mit mittelalterlichen Wurzeln. Die Medizingeschichte Delitzschs reicht weit bis in das 14.
Jahrhundert zurück, wurde aber bisher nur lückenhaft aufgearbeitet. Die Ergebnisse sind der
Öffentlichkeit zudem nicht immer zugänglich. Lediglich einige medizinische Institutionen
haben bisher kurze Publikationen ihrer Entstehung im Rahmen von Jubiläen herausgegeben.
Die vorliegende Arbeit hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, die institutionelle Armen- und
Krankenfürsorge der Stadt zu beleuchten und ihre Entwicklung epochenübergreifend
darzustellen.
Aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte änderte Delitzsch seine territoriale Zugehörigkeit
mehrere Male. So gehörte die Stadt bis 1816 zum Königreich Sachsen, bis 1952 zum
Königreich/Land Preußen beziehungsweise ab 1945 zum Land Sachsen-Anhalt. Zum Bezirk
Leipzig wechselte die Stadt ab 1952 und schließlich ab 1990 zum Land Sachsen. Daraus
ergibt sich eine komplizierte Quellenlage, da sowohl das Delitzscher Stadtarchiv, das
Staatsarchiv Leipzig und die Landeshauptarchive Wernigerode beziehungsweise Merseburg
mit in den Jahren ständig wechselnden Zuständigkeitsbereichen eine Vielzahl an Dokumenten
bereithalten.
Für die Erstellung der Dissertation wurden neben zahlreichen Primärquellen aus den eben
genannten Archiven auch unveröffentlichte Dokumente aus den jeweiligen Institutionen
sowie Unterlagen aus dem Barockschloss Delitzsch gesichtet und ausgewertet. Einige dieser
Quellen sind nur durch Zufall noch erhalten oder werden in naher Zukunft vernichtet werden,
sodass der Bildanhang der vorliegenden Arbeit als Sekundärquelle von hoher Bedeutung ist.
Aufgrund der Materialfülle konnten jedoch nur solche Quellen Eingang in die Dissertation
finden, die als Beleg für historische Vorgänge dienten.
Die zahlreichen Quellen machten es zudem erforderlich, thematische Schwerpunkte zu setzen.
Daher steht vor allem die Baugeschichte der Krankenpflegeeinrichtungen im Mittelpunkt des
Interesses. Begann diese im 14. Jahrhundert noch mit einem nicht benannten Gebäude
außerhalb der Stadt, so wurde 1391 mit dem Sankt Georg Hospital bereits eine feste
Institution zur Armen- und Krankenpflege geschaffen. Von einer weltlichen Instanz gestiftet –
der Markgraf Wilhelm I. überschrieb verschiedene Grundstücke an die Einrichtung – wurde
mit dem Bau einer Kapelle die Verbindung zur Kirche hergestellt. Später wurde diese
Holzkapelle aufgrund baulichen Verschleißes in eine steinerne und damit kostspielige
Hospitalkirche umgewandelt. Der ebenso angeführte Name „Zum Heiligen Geist“ für das
Hospital unterstrich die Verbindung zwischen Institution und Kirche. 1532 wurde mit dem
Schwärmerhäuschen schließlich eine weitere Versorgungsmöglichkeit für Kranke in Delitzsch
geschaffen. Allerdings fand eine deutliche Eingrenzung der zu behandelnden Menschen statt.
Im Hospital behandelte man alle Kranken und Verwundeten sowie Arme, wurden hier nur
psychisch kranke Frauen aufgenommen.
Nach der Zerstörung des hölzernen Hospitalbaus 1661 wurde aufgrund des großen
Bevölkerungswachstums Delitzschs und der zu erwartenden Einnahmen für die Stadt durch
ein Hospital nur drei Jahre später der Wiederaufbau abgeschlossen. Sukzessive wurden jedoch
Kranke aus dem Hospitalbetrieb verdrängt und ausschließlich Arme und Alte versorgt. Diese
Entwicklung setzte sich fort: Heute befindet sich an der Stelle des Sankt Georg Hospitals ein
Altenpflegeheim mit Seniorenwohnungen und -beratungsstelle unter dem Namen „Stiftung
St.-Georg-Hospital“.
Parallel zum Hospital wurde 1680 das Armen- und Krankenhaus am Galgentor zur
Anlaufstelle für die Bevölkerung. Erkrankte fanden hier bis 1830 Aufnahme. Danach diente
das Gebäude nur noch der Armenpflege und wurde schließlich 1861 an Bürger der Stadt
verkauft. Der institutionelle Nachfolger, das Armen- und Krankenhaus am Schaftstall,
existierte von 1861 bis 1895. Nachdem dieses Gebäude nicht mehr den Anforderungen der
Zeit entsprach, entstand in der Dübener Straße 1895 schließlich ein reines Krankenhaus, das
sich vollständig von der Altenpflege gelöst hatte und bis heute existiert. Dieser Institution
wurde der größte Teil der Arbeit gewidmet, da zum einen die Quellendichte überaus hoch
war, zum anderen bisher keine detaillierte Entstehungsgeschichte vorlag. Vor allem die
zahlreichen Neubau- und Umbaupläne der Einrichtung wurden in den Blick genommen. So
gab es neben Vorschlägen zur Erweiterung und Verbesserung des Gebäudes auch die
Überlegung, das Delitzscher Barockschloss, das heute als Stadtmuseum fungiert, zu einem
Krankenhaus umzubauen.
Der Krankenhausbetrieb zwischen den Jahren 1933 und 1945 wurde zumindest
überblicksartig dargestellt. Die Quellenlage gestaltete sich hier diffizil, da ein Großteil an
Dokumenten vernichtet wurde. Ebenso verhielt es sich mit den Akten nach dem zweiten
Weltkrieg, sodass die Ausführungen aufgrund archivalischer Lücken unvollständig bleiben
müssen:1. Ziele, Fragestellung und Stand der Forschung 1
2. Das Sankt Georg Hospital 7
2.1. Der Vorgänger: Das Hospital am Gottesacker 7
2.2. Vom Aufbau des Sankt Georg Hospitals bis zu dessen Zerstörung
im Jahr 1661 10
2.3. Wiederaufbau des Sankt Georg Hospitals und bauliche Entwicklung bis zur
Eröffnung des Delitzscher Krankenhauses 1861 14
3. Die öffentliche institutionelle Versorgung Kranker zwischen dem 19. und dem 21.
Jahrhundert in Delitzsch 19
3.1.Das Armen- und Krankenhaus am Galgentor 19
3.2. Das Armen- und Krankenhaus am Schafstall 24
3.3. Das Krankenhaus in der Dübener Straße 34
3.3.1. Planung und Vorüberlegungen zum Krankenhausneubau 35
3.3.1.1. Die verschiedenen Planungsgrundrisse des Krankenhauses 39
3.3.1.2. Ausschreibung und Durchführung der Bauarbeiten 46
3.3.2. Das Krankenhaus und sein tatsächlicher Grundriss 49
3.3.3. Regulärer Betrieb, Planungen sowie Durchführungen von
Um- und Anbauten 51
3.3.4. Das Barockschloss als mögliches neues Krankenhaus 56
3.3.5. Das Krankenhaus zwischen 1933 und 1945 64
3.3.6. Das Krankenhaus nach dem Zweiten Weltkrieg – ein Ausblick 72
4. Diskussion 76
5. Zusammenfassung der Ergebnisse 83
6. Quellen- und Literaturverzeichnis 81
6.1. Primärquellen 81
6.1.1. Ungedruckte Quellen 81
6.1.2. Gedruckte Quellen 87
6.2. Sekundärliteratur 88
7. Bildanhang 94
Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit 134
Danksagung 135

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:73881
Date15 February 2021
CreatorsHuth, Andreas
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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