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Einfluss verschiedener Kardioplegielösungen auf die Niere in einem kardialen Ischämie-Reperfusions-Modell

Die akute Nierenschädigung nach herzchirurgischen Eingriffen ist eine häufige und schwerwiegende Komplikation.
Eine Verbesserung der intraoperativen Myokardprotektion und dadurch eine mögliche Reduktion der Nierenschädigung kann unter anderem durch die Wahl einer geeigneten Kardioplegielösung beeinflusst werden. Bisher gibt es jedoch keine Untersuchungen hinsichtlich des Effekts verschiedener eingesetzter Kardioplegielösungen auf die Niere.
Im Rahmen dieser Studie wurden drei Kardioplegielösungen hinsichtlich des Effekts auf die akute Nierenschädigung im kardialen Ischämie-Reperfusions-Modell untersucht. Deutsche Landrassenschweine (50-60 kg) wurden nach 40-minütiger Äquilibrierung und medianer Sternotomie für 90 min einem elektiven Herzstillstand bei Hypothermie (34°C) ausgesetzt. Es erfolgte eine Randomisierung in drei Gruppen zu je 10 Tieren. Zur Initiierung der Kardioplegiephase erhielten die Tiere entweder Custodiol®, die neuere Custodiol® N-Lösung oder Custodiol® supplementiert mit 1,2 mg/L Ciclosporin A. Nach 120 min Reperfusion wurden Serum und Nierenbiopsien entnommen. Über den gesamten Versuchsablauf wurden die Versuchstiere mittels hämodynamischen Monitorings und Blutgasanalysen engmaschig überwacht.
Das Nierengewebe wurde histologisch, immunhisto- und proteinbiochemisch hinsichtlich morphologischer Veränderungen, hypoxischem und nitrosativem Stress und Apoptose analysiert. In Serum- und Nierenzelllysaten wurden Biomarker der akuten Nierenschädigung mittels ELISA quantifiziert. Weiterhin wurde die Aktivität verschiedener Enzyme bestimmt, die an der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies beteiligt sind.

Die hämodynamischen Parameter wie Blutdruck und Herzfrequenz waren in allen drei Versuchsgruppen vergleichbar. Die Hämoglobinkonzentration war in allen drei Gruppen nach Beginn der Kardioplegie niedriger als zu Versuchsbeginn, kehrte in der Custodiol® N- und Custodiol®/Ciclosporin-A-Gruppe jedoch nach der Reperfusion wieder auf das jeweilige Ausgangsniveau zurück, während die Konzentration in der Custodiol®-Gruppe bis zum Versuchsende niedriger war. In der Custodiol® N-Gruppe kam es später als in den beiden anderen Gruppen zu einem Anstieg der Laktatkonzentration. In allen Gruppen war ab der Gabe der Kardioplegielösung eine Hyponatriämie und eine Hyperkaliämie zu verzeichnen. Die Chloridkonzentration sank in der Custodiol®- und der Custodiol®/Ciclosporin-A-Gruppe ab Kardioplegiebeginn, in der Custodiol® N-Gruppe erst nach der Kardioplegiephase. Die Calciumkonzentration war in der Custodiol® N-Gruppe den gesamten Versuch über konstant, während sie in der Custodiol®- und der Custodiol®/Ciclosporin-A-Gruppe sank. Die histologische Untersuchung des Nierengewebes ergab keine Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der glomerulären Morphologie, während die Zellgröße der proximalen Tubuli in der Custodiol®/Ciclosporin-A-Gruppe kleiner war als in der Custodiol®-Gruppe. Es zeigte sich außerdem ein statistischer Trend für kleinere Durchmesser der proximalen Tubuli in der Custodiol® N- und Custodiol®/Ciclosporin-A-Gruppe im Vergleich zur Custodiol®-Gruppe. Hinsichtlich hypoxischer und nitrosativer Effekte gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Es war jedoch ein statistischer Trend für eine niedrigere Nitrotyrosinkonzentration in den Glomeruli bzw. eine höhere Konzentration in den Intermediärtubuli der Custodiol® N-Gruppe im Vergleich zur Custodiol®-Gruppe erkennbar. Die Enzymaktivitäten der NADPH-Oxidase, der Superoxiddismutase und der Katalase zeigten keine signifikanten Unterschiede im Vergleich der Gruppen. Auch die Konzentration der Biomarker der akuten Nierenschädigung Neutrophilengelatinase-assoziiertes Lipocalin, Fettsäurebindungsprotein-1 und Cystatin C waren zwischen den Gruppen vergleichbar. Der bezüglich der Caspase-unabhängigen Apoptose quantifizierte Apoptose-induzierende Faktor zeigte keine Unterschiede zwischen den Gruppen auf, während die Konzentration des an der Caspase-abhängigen Apoptose beteiligten Cytochrom C in der Custodiol® N-Gruppe signifikant niedriger war als in der Custodiol®-Gruppe.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen vergleichbare Effekte der drei untersuchten Kardioplegielösungen. Es ist möglich, dass im Rahmen einer akuten Nierenschädigung bei herzchirurgischen Eingriffen die Herzfunktion und die daraus resultierende Endorganperfusion die entscheidenden Faktoren darstellen. Es gibt jedoch Hinweise dafür, dass im Vergleich zu Custodiol® die neue Custodiol® N-Lösung bzw. die Supplementierung von Custodiol® mit Ciclosporin A bessere Auswirkungen auf die Myokardprotektion und dadurch indirekt auch auf die Niere hat.:I Inhaltsverzeichnis
1 Einführung 1
1.1 Entwicklung und Bedeutung der extrakorporalen Zirkulation in der Herzchirurgie 1
1.2 Kardioplegie und kardioplegische Lösungen 1
1.3 Eigenschaften der verwendeten Kardioplegielösungen 3
1.3.1 Custodiol® 3
1.3.2 Custodiol® N 4
1.3.3 Custodiol® plus Ciclosporin A 6
1.4 Pathophysiologie der Schädigung durch extrakorporale Zirkulation 6
1.5 Akute Nierenschädigung bei herzchirurgischen Operationen 7
1.5.1 Definition und Inzidenz der akuten Nierenschädigung 7
1.5.2 Assoziation der intraoperativen Nierenschädigung mit Mortalität 8
1.5.3 Pathophysiologie der akuten Nierenschädigung 8
1.5.4 Biomarker einer akuten Nierenschädigung 10
1.5.5 Ansätze zur Prävention einer akuten Nierenschädigung 11
2 Fragestellung und Zielsetzung 12
3 Materialien und Methoden 13
3.1 Materialien und Geräte 13
3.2 Versuchstiere 16
3.3 Studiendesign 16
3.4 Versuchsablauf 17
3.4.1 Anästhesie, Beatmung und Medikation 17
3.4.2 Operative Vorbereitung und Äquilibrierungsphase 20
3.4.3 Einleitung der Kardioplegie 20
3.4.4 Extrakorporale Zirkulation mit Herz-Lungen-Maschine – Ischämiephase 20
3.4.5 Reperfusionsphase 21
3.4.6 Intraoperatives Monitoring 21
3.4.7 Probenentnahme und Konservierung 22
3.5 Probenaufbereitung 23
3.5.1 Histologie 23
3.5.2 Proteinextraktion von Nierengewebe in RIPA-Puffer 24
3.5.3 Proteinextraktion von Nierengewebe in Proteasepuffer 24
3.5.4 Proteinkonzentrationsbestimmung von Nierengewebelysaten 25
3.6 Hämatoxylin-Eosin-Färbung 26
3.7 Immunhistochemie 26
3.8 Analyse der histologischen Präparate 28
3.9 Enzymgekoppelter Immunadsorptionstest (ELISA) 28
3.10 Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-PAGE) 30
3.11 Western Blot 32
3.11.1 Blotting 32
3.11.2 Applikation der Antikörper 33
3.11.3 Chemilumineszenzdetektion 34
3.11.4 Stripping und Blocken einer Membran 34
3.11.5 Referenzprotein und densitometrische Auswertung 35
3.12 Enzymaktivitätsbestimmungen 35
3.12.1 NADPH-Oxidase 36
3.12.2 Superoxiddismutase (SOD) 36
3.12.3 Katalase 37
3.13 Statistische Analysen 38
4 Ergebnisse 39
4.1 Gruppencharakteristika und Hämodynamik 39
4.2 Hämoglobinkonzentration 41
4.3 Laktatkonzentration 42
4.4 Elektrolyte 43
4.4.1 Natrium 43
4.4.2 Kalium 43
4.4.3 Calcium 44
4.4.4 Chlorid 45
4.5 Histologische Veränderungen 46
4.5.1 Histologie der Glomeruli 46
4.5.2 Histologie der proximalen Tubuli 48
4.6 Translokation des Hypoxie-induzierten Faktors 1 (HIF-1) 49
4.7 Expression von Nitrotyrosin 50
4.8 Quantifizierung von Enzymaktivitäten 51
4.8.1 Aktivität der NADPH-Oxidase 51
4.8.2 Aktivität der Superoxiddismutase 52
4.8.3 Aktivität der Katalase 53
4.9 Quantifizierung von Biomarkern einer Nierenschädigung im Serum 53
4.9.1 Neutrophilengelatinase-assoziiertes Lipocalin (NGAL) 53
4.9.2 Fettsäurebindungsprotein 1 (FABP-1) 54
4.9.3 Cystatin C 55
4.10 Induktion der Caspase-abhängigen Apoptose 55
4.10.1 Expression von Cytochrom C in Nierengewebe 55
4.10.2 Konzentration von Cytochrom C im Nierengewebe 56
4.11 Induktion der Caspase-unabhängigen Apoptose 57
4.11.1 Translokation des Apoptose-induzierenden Faktors (AIF) 57
4.11.2 Expression des Apoptose-induzierenden Faktors (AIF) im Nierengewebe 58
5 Diskussion 60
5.1 Pathophysiologie der akuten Nierenschädigung im Rahmen von herzchirurgischen Eingriffen 60
5.2 Evaluation der akuten Nierenschädigung im Rahmen von herzchirurgischen Eingriffen durch Transfer in ein Großtiermodell 61
5.3 Elektrolyt- und Hämoglobinkonzentrationen im zeitlichen Verlauf 62
5.4 Hypoxie und Zellschädigung 63
5.5 Oxidativer und nitrosativer Stress 65
5.6 Apoptose 66
5.7 Limitationen 66
5.8 Fazit und Ausblick 67
6 Zusammenfassung 69
7 Literaturverzeichnis 71
8 Anlagen 80
9 Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit 84
10 Lebenslauf 85
11 Publikation 87
12 Vorträge 87
13 Danksagung 88

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:75381
Date06 July 2021
CreatorsFeirer, Nina Johanna
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/acceptedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

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