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Retrospective evaluation of the oral brush biopsy in daily dental routine - an effective way of early cancer detection

Krebs in der Mundhöhle und dem Rachen ist eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland. Nur etwa die Hälfte der Patienten, die an Mundkrebs erkrankt sind, überleben die ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung. Der mit Abstand häufigste Tumor in der Mundhöhle ist mit etwa 80 % das Plattenepithelkarzinom, ein maligner und invasiv wachsender Tumor ausgehend von den Zellen der äußeren Hautschicht. Das Plattenepithelkarzinom kann sich klinisch sehr unterschiedlich darstellen, exophytisch oder endophytisch wachsen. Im frühen Stadium kann es einfach mit anderen Mundschleimhautveränderungen wie Prothesendruckstellen oder schlecht abheilenden Extraktionswunden verwechselt werden. Viele bösartige Karzinome erwachsen aus vorangegangenen Mundschleimhautveränderungen, den sogenannten potentiell malignen Veränderungen. Dazu gehören zum Beispiel Leukoplakien, Erythroplakien oder der orale Lichen. Die Dignitätseinschätzung solcher Läsionen ist für viele Behandler eine große Herausforderung, gerade bei allgemein tätigen Zahnärzten.
Die Überlebensrate der Patienten korreliert stark mit dem Tumorstadium bei Diagnosestellung. Betroffene mit einem Tumor im T1-Stadium haben eine 80 %-Chance die ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung zu überleben. Im T4-Stadium sind es nur noch 16–32 %. Deswegen ist die Etablierung einer systematischen Früherkennung im Mund der Patienten sinnvoll und notwendig.
Eine in spezialisierten Fachkliniken bereits gut untersuchte Technik der frühen Tumordiagnostik und der Überprüfung suspekter Schleimhautveränderungen ist die orale Bürstenbiopsie, die auf dem Prinzip der Exfoliativzytologie basiert. Dazu nimmt der behandelnde Zahnarzt eine speziell entwickelte Bürste (z. B. Orcellex® Bürste der Firma Rovers Medical Devices B.V. Oss, Niederlande) und dreht diese mit mäßigem Druck zehn Mal auf der Läsion um die eigene Achse. Dadurch werden Zellen der oberflächlichen, mittleren und teilweise auch aus der tiefen Zellschicht entnommen. Der Bürstenkopf wird anschließend in einem Behälter mit alkoholischer Lösung gelagert und die enthaltenen Zellen werden in einem vollautomatisierten Filterungsverfahren von Blut und Verunreinigungen befreit, angefärbt und auf einen Glasobjektträger verbracht. Anschließend werden sie von einem Zytopathologen untersucht und eine Diagnose wird gestellt. Hierbei folgt man dem Diagnoseschema für extragenitale Zytologie, welches folgende Diagnosen unterscheidet: negativ für Tumorzellen, zweifelhaft, verdächtig für das Vorliegen von Tumorzellen, positiv für das Vorliegen von Tumorzellen. Einer zweifelhaften, verdächtigen oder positiven zytologischen Diagnose sollte sich immer eine chirurgische Probebiopsie anschließen, um eine maligne Entartung weiter abzuklären und gegebenenfalls weitere Behandlungsschritte in Tumorzentren einzuleiten. Tumornegative Läsionen oder solche, die auch in der chirurgischen Probebiopsie nicht als tumorverdächtig bestätigt wurden, sollten in klinischen Verlaufskontrollen und mit einer regelmäßigen Bürstenbiopsie beobachtet werden.
Die Erfahrung in der klinischen Erkennung von Tumoren und/oder potentiell malignen Mundschleimhautveränderungen ist bei allgemein tätigen Zahnärzten niedriger als bei Ärzten in spezialisierten Kliniken. Eine Durchführung der Bürstenbiopsie erfolgt in der Zahnarztpraxis deutlich seltener und dadurch weniger routiniert. Dass die Bürstenbiopsie in der Universitätsklinik eine effektive und verlässliche Methode ist, wurde bereits in zahlreichen klinischen Studien belegt. Ob diese Technik auch in der zahnärztlichen Praxis ähnlich gute Maßzahlen der diagnostischen Treffsicherheit erreichen könnte, wurde jedoch bisher nicht ausreichend überprüft.
Für die vorliegende Arbeit wurden bereits im Rahmen der institutsinternen Qualitätssicherung erfassten Daten von Präparaten oraler Bürstenbiospien aus 40 deutschen zahnärztlichen und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgischen Praxen und Ambulanzen retrospektiv ausgewertet. Der Auswertungszeitraum lag zwischen April 2014 und Dezember 2016. In diesem Zeitraum wurden 814 Biopsien von 670 Patienten eingesandt und von erfahrenen Zytopathologen begutachtet. Insgesamt waren drei Bürstenbiopsien zytologisch nicht auswertbar. 53 % der Patienten waren männlich, 47 % weiblich. Das durchschnittliche Alter bei Probeentnahme lag bei 59,0 Jahren. Die Patientinnen waren im Schnitt 64,1 Jahre alt. Der jüngste Patient war 20 Jahre alt, der älteste 96.
Die klinischen Verdachtsdiagnosen waren in 10,4 % das Vorliegen eines Plattenepithelkarzinoms oder der Verdacht eines Tumorrezidivs, in 30,2 % die Abklärung einer Leukoplakie und in 27,1 % der Fälle Lichen. Die restlichen Proben wurden an mechanisch irritiertem, entzündetem oder therapieresistentem Gewebe entnommen.
Die Biopsien wurden durch das Cytologische Institut Bonn analysiert und die Daten wurden pseudonymisiert erfasst. Im Anschluss wurden die Daten statistisch aufbereitet und ausgewertet.
Unter den endgültigen Diagnosen waren 74 diagnostizierte Plattenepithelkarzinome und ein verruköses Plattenepithelkarzinom. Die Verdachtsdiagnosen bei den tumorpositiven Patienten waren bei 65,4 % ein Tumorverdacht, bei 14,6 % der Patienten ein Lichen und bei 9,3 % der Patienten eine nicht heilende Irritation oder Entzündung des Gewebes. Außerdem wurden 232 Leukoplakien, 242 Lichen, 17 Erythroplakien und 242 Fälle von entzündlichen, traumatischen oder gutartig hyperplastischen Veränderungen als Enddiagnose beschrieben. Von den Tumorpatienten waren 61 Männer mit einem mittleren Alter von 75 Jahren und 14 Frauen mit einem Alter von durchschnittlich 68 Jahren. Der jüngste tumorpositive Patient war 47 Jahre alt, der älteste 90.
Als zytologische Diagnosen wurden 61 Biopsien als „positiv für Tumorzellen“ gewertet, 31 als „verdächtig auf das Vorliegen von Tumorzellen“, 81 als „zweifelhaft“ und 635 als insgesamt „negativ“. Die zytologische Diagnose „negativ für das Vorliegen von Tumorzellen“ wurde als insgesamt negativer Befund gewertet. Da die klinische Konsequenz einer positiven Diagnose eine chirurgische Probenentnahme ist, wurden alle sonstigen zytologischen Diagnosen insgesamt als positiv gewertet. Dadurch ergab sich eine Sensitivität von 100 % bei einer Spezifität von 86,5 %. Der positive Prädiktionswert lag bei 43,1 % und der negative Prädiktionswert bei 100%.
Die Ergebnisse zeigen, dass die orale Bürstenbiopsie als Technik der Früherkennung von Mundkrebs in der täglichen Praxis geeignet ist. Die geringe Rate an nicht auswertbaren Präparaten zeigt, dass die Technik robust genug ist, um auch von Zahnärzten durchgeführt zu werden, die diese Untersuchung erst selten gemacht haben. Die hohe Sensitivität zeigt, dass die Technik sensibel genug ist, um die Tumoren zuverlässig als solche zu entdecken. Der verhältnismäßig geringe Anteil an tumorpositiven Befunden ist verglichen mit anderen Studien durch die geringere Vorselektion durch Blickdiagnose durch den Arzt zu erklären. Dies ist wieder auf den geringeren Erfahrungswert der Behandler zurückzuführen. Durch die kritische Interpretation der zytologischen Diagnosen, dass bereits zweifelhafte Befunde als tumorpositiv zu werten sind, ist der verhältnismäßig gering positive Vorhersagewert erklärbar.
Das Tumorstadium bei Diagnosestellung war bei 42,6 % der Patienten im T1-Stadium oder Carcinoma in situ. 26,6 % der Patienten befanden sich im T2-Stadium, 16,0 % im T3-Stadium und nur 14,6 % im T4-Stadium. Verglichen mit den bundesweiten Krebsdaten des Robert-Koch-Institutes fand die Diagnose des Mundkrebses in der Untersuchungsgruppe deutlich früher statt. 59 % der Patienten in Deutschland erhielten durchschnittlich die Krebsdiagnose erst im 3. oder 4. Tumorstadium. Die Patienten in der Untersuchungsgruppe erhielten also halb so oft eine Krebsdiagnose im Stadium 3 und 4. Dies verbessert die statistische Überlebenswahrscheinlichkeit der hier untersuchten Patienten erheblich.
In unserer Studie konnte somit gezeigt werden, dass die orale Bürstenbiopsie in der Praxis ein sicheres und verlässliches Instrument zur frühen Krebsdiagnostik im Mundraum ist. Durch ihre hohe Verlässlichkeit und einfache, schmerzarme bis -freie Durchführbarkeit eignet sich die Bürstenbiopsie vor allem, Zahnärzten in zweifelhaften Fällen mehr diagnostische Sicherheit zu geben. So kann eine Verzögerung der richtigen Diagnosestellung durch wiederholtes Beobachten der Schleimhautläsion vermieden werden.:Inhalt
Retrospective evaluation of the oral brush biopsy in daily dental routine – an effective way of early cancer detection 1
Einführung 3
Zusammenfassung der Arbeit 21
Literaturverzeichnis 24
Darstellung des eigenen Beitrags 28
Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit 30
Lebenslauf 31
Personalien 31
Publikationen 31
Beruflicher Werdegang 31
Universitärer Werdegang 31
Danksagung 32

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:85076
Date02 May 2023
CreatorsNeumann, Felix Wolfgang
ContributorsUniversität Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageEnglish
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/updatedVersion, doc-type:doctoralThesis, info:eu-repo/semantics/doctoralThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess
Relation10.1007/s00784-022-04620-9

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