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Pietro Germis kritischer Blick auf das tradierte Konzept von Männlichkeit und Weiblichkeit in \"Divorzio all\'italiana\" und \"Sedotta e abbandonata\" unter dem Aspekt des sizilianischen Ehrenkodex

In dieser Arbeit soll es um die Ehre gehen, insbesondere um die kritische Auseinandersetzung mit den komplexen Regeln des Ehrenkodex in zwei Filmen des italienischen Regisseurs Pietro Germi, Divorzio all\'italiana (F/I 1961, Scheidung auf italienisch) und Sedotta e abbandonata ( F/I 1963, Verführung auf italienisch, DDR-Titel: \"Verführung auf sizilianisch\"). Die beiden Filme gehören zusammen mit Signore & Signori (F/I 1965, Aber, aber meine Herren...) zu einer Trilogie, mit der Germi die Verlogenheit und die Mängel der italienischen Gesellschaft angreift und karikiert. Alle drei Filme wurden in den 1960er Jahren gedreht. Im Gegensatz zu Divorzio all\'italiana und Sedotta e abbandonata, deren Handlungsort Sizilien ist, spielt Signore & Signori in Norditalien. Wenn auch in allen drei Filmen gegen die Scheinheiligkeit bestimmter Gepflogenheiten der italienischen Gesellschaft polemisiert wird, so sind die beiden in Sizilien angesiedelten Filme vor allem auf den Ehrenkodex fokussiert, der bekanntlich im Süden des Landes eine existentielle und umfassende Bedeutung hat.
Gesellschaftlicher Hintergrund sind die Jahre des Wirtschaftswunders, des sogenannten miracolo economico, einer Zeit des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Umbruchs, dessen Auswirkungen vielschichtiger Natur sind und teilweise jahrhundertealte Regeln und Verhaltensmuster in Frage stellen. Nicht zuletzt das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist von den gravierenden Umwälzungen betroffen. Wie sich die Veränderungen in der filmischen Darstellung niederschlagen, soll an den verschiedenen Rollenbildern von Männlichkeit und Weiblichkeit in Divorzio all\'italiana und Sedotta e abbandonata vertieft werden. Der Film war damals ein wichtiges Medium und in der Lage, Impulse für Veränderungen zu geben. Seine Gesellschaftskritik brachte Germi - dem Charakter der kritisierten Normen und Gebräuche entsprechend - in Form einer parodierenden, satirisch-tragischen und teilweise bis ins Groteske gehenden Darstellung zum Ausdruck. Ausgewählten und in der Literatur immer wieder auftauchenden Verweisen auf mögliche Bezüge und Parallelen zum Werk anderer Schriftsteller und Künstler, wie Bachtin und dessen Definition des Grotesken, die grotesken Gestalten de Goyas oder Pirandellos Begriff des Humors soll kurz nachgegangen werden. Hauptthema ist jedoch die Ausarbeitung der Darstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Germis Filmen Divorzio all\'italiana und Sedotta e abbandonata. Traditionelle und neue Rollenmuster sollen identifiziert und beschrieben, eventuelle Widersprüche aufgedeckt und thematisiert werden. Männlichkeit und Weiblichkeit im Wandel können auf ganz unterschiedliche Art und Weise ausgedrückt werden. Sowohl nonverbal, durch reine Äußerlichkeiten, wie etwa Kleidung, Frisur, Figur, Gesicht und durch Handlungen bzw. das Unterlassen von Handlungen kann eine bestimmte Position bezogen werden. Daneben postuliert sich Männlichkeit bzw. Weiblichkeit auch durch das Tätigen von Aussagen. Es soll versucht werden, unter Berücksichtigung dieser Aspekte Germis satirische Darstellung und Recodierung von Männlichkeit und Weiblichkeit zu erfassen.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-124504
Date18 October 2013
CreatorsGoernert, Christiane
ContributorsUniversität Leipzig, Philologische Fakultät, Universitätsprofessorin Uta Felten, Universitätsprofessorin Uta Felten, Dr. Margherita Siegmund
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageGerman
Typedoc-type:masterThesis
Formatapplication/pdf

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