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Prävalenz und Risikofaktoren bei der Entstehung akuter Pankreatitiden bei Hunden mit einem Bandscheibenvorfall

Einleitung: Der Verdacht, dass Hunde mit einem Bandscheibenvorfall eine Prädisposition für die Entstehung
einer Pankreatitis haben könnten, wurde in der Veterinärmedizin bereits in den frühen 1980er Jahren
diskutiert. Trotz dieser bereits vor vielen Jahren erhobenen Vermutungen, wurde der Zusammenhang
zwischen der Entstehung einer Pankreatitis und einem zeitgleich vorliegenden Bandscheibenvorfall auch im
Hinblick auf mögliche Risikofaktoren wie dem Einfluss der Narkose oder dem Einsatz von Medikamenten
(v. a. Glukokortikoide und nichtsteroidale Antiphlogistika) bisher nicht näher untersucht.
Ziele der Untersuchungen: Im Rahmen der vorliegenden prospektiven Studie sollte untersucht werden, ob
Bandscheibenvorfälle ein Risikofaktor für die Entstehung einer Pankreatitis beim Hund darstellen. Ferner
sollte geklärt werden, ob die Narkose und die Gabe von Glukokortikoiden und/oder nichtsteroidalen
Antiphlogistika zusätzlich das Risiko der Entstehung einer Pankreatitis bei Hunden mit einem
Bandscheibenvorfall erhöhen.
Material und Methoden: Insgesamt wurden 106 Hunde, bei denen aufgrund der klinischen Symptome der
Verdacht einer Rückenmarksläsion bestand, an fünf aufeinander folgenden Tagen klinisch untersucht.
Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf Symptome gelegt, welche typischerweise bei Pankreatitiden zu
beobachten sind (reduziertes Allgemeinbefinden, Schwäche, Anorexie, dolentes Abdomen, Vomitus,
Regurgitieren, Diarrhoe, Fieber, Dehydratation). Ferner wurde am Tag 0 und Tag 4 der stationären
Aufnahme die Konzentration der caninen pankreasspezifischen Lipase im Serum gemessen (Spec cPL und
Snap cPL). Am Tag 0 wurde von dem Vorliegen einer Pankreatitis ausgegangen, wenn klinische Befunde im
Sinne einer Pankreatitis sowie eine abnorm erhöhte Konzentration der caninen pankreasspezifischen Lipase
im Serum (>400 μg/L) auffällig waren. Am Tag 4 erfolgte zudem eine sonographische Untersuchung des
Abdomens. Somit basierte die Diagnosestellung einer Pankreatitis an diesem Tag auf dem Vorliegen von
zwei der folgenden drei Kriterien: klinische Befunde im Sinne einer Pankreatitis, abnorm erhöhte
Konzentration der caninen pankreasspezifischen Lipase im Serum, sonographische Hinweise für das
Vorliegen einer Pankreatitis. Im Rahmen der statistischen Auswertung wurden zudem auch Patienten
erfasst, welche in einem oder in mehreren der oben genannten Kriterien ein fragliches Ergebnis aufwiesen.
Entsprechend ihrer neurologischen Ausfallserscheinungen sowie der Befunde im Rahmen der bildgebenden
Diagnostik (Myelographie, Computertomographie, Kernspintomographie) wurden die Patienten in eine der
folgenden drei Untersuchungsgruppen eingeteilt: 1. Hunde mit einem chirurgisch versorgten
Bandscheibenvorfall (n = 71) 2. Hunde mit einem konservativ therapierten Bandscheibenvorfall (n = 20) und
3. Hunde mit einer akuten intramedullären Läsion (n = 15).
Die statistische Auswerte erfolgte aufgrund der geringen Stichprobengrößen vorwiegend deskriptiv. Die
Daten wurden mittels des Shapiro-Wilk-Tests auf Normalverteilung überprüft, die durchgeführten
Gruppenvergleiche erfolgten unter Verwendung des Kruskal-Wallis und Mann-Whitney-U-Tests. Zudem
wurden die betrachteten Merkmale mit dem Fisher Test und dem Chi-Quadrat-Test auf Unabhängigkeit
überprüft. Das Signifikanzniveau wurde für alle Tests mit p < 0,05 festgelegt.
Ergebnisse: Basierend auf den klinischen Symptomen und der Konzentration der caninen
pankreasspezifischen Lipase im Serum konnte insgesamt am Tag 0 bei vier Hunden (3,8 %) eine Pankreatitis
diagnostiziert werden. Am Tag 4 waren es, basierend auf den drei Kriterien, welche für die
Diagnosestellung einer Pankreatitis herangezogen werden, insgesamt acht Patienten (7,5 %). Hunde mit
einem Bandscheibenvorfall (chirurgisch beziehungsweise konservativ therapiert) wiesen am Tag 0
beziehungsweise Tag 4 in 4,3 % (n = 4) beziehungsweise 7,7 % (n = 7) der Fälle eine Pankreatitis auf.
Aufgrund der geringen Häufigkeiten in den einzelnen Untersuchungsgruppen, war eine Berechnung eines
signifikanten Unterschieds zwischen den Gruppen nicht möglich. Hinsichtlich einer möglichen Korrelation
zwischen einer Narkose und der Entstehung einer Pankreatitis bei Hunden mit einer Rückenmarksläsion
konnte kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Auch die Gabe von Glukokortikoiden
und/oder nichtsteroidalen Antiphlogistika hatte hier keinen signifikanten Einfluss auf die Entstehung einer
Pankreatitis.
Schlussfolgerung: Vergleicht man die Ergebnisse der vorliegenden Studie mit der in der Literatur
angegebenen Prävalenz für akute Pankreatitiden beim Hund (0,7-3,5 %), so kann geschlussfolgert werden,
dass eine Rückenmarksläsion, insbesondere ein Bandscheibenvorfall, als Risikofaktor für die Entstehung
einer akuten Pankreatitis beim Hund in Betracht gezogen werden muss. Demgegenüber erhöhen weder die
Narkose noch die Gabe von Glukokortikoiden und/oder nichtsteroidalen Antiphlogistika zusätzlich das
Risiko der Entstehung einer Pankreatitis bei Hunden mit einer Rückenmarksläsion. / Objective: The suspicion that dogs with intervertebral disc disease are at greater risk of developing
pancreatitis is being discussed in veterinary medicine since the early 1980s. So far no study has been
published examining the correlation between intervertebral disk disease and the development of
pancreatitis in dogs, especially in combination with general anaesthesia and anti-inflammatory medication
(glucocorticoids and/or nonsteroidal anti-inflammatory drugs). The aim of this study was therefore 1) to
evaluate intervertebral disk disease as possible risk factor of pancreatitis and 2) to ascertain if general
anaesthesia and the administration of glucocorticoids and/or nonsteroidal anti-inflammatory drugs further
increase the risk of pancreatitis in dogs with intervertebral disk disease.
Material and methods: One hundred and six dogs with symptoms associated with spinal cord injury were
clinically examined over a period of five days. Special attention was payed to symptoms usually seen with
pancreatitis such as anorexia, vomitus and abdominal pain. Furthermore the concentration of canine
pancreatic lipase in the blood serum was measured with Spec cPL and Snap cPL at day 0 and day 4 after
admission. At day 0 the diagnosis of pancreatitis was based on clinical symptoms associated with
pancreatitis in combination with an increased concentration of canine pancreatic lipase in the blood serum
(>400 μg/L). A sonography of the pancreas was performed at day 4 to evaluate the organ itself and the
surrounding tissue for lesions associated with pancreatitis. Therefore the diagnosis of pancreatitis at day 4
was based on positive results in at least two of the three following criteria: symptoms associated with
pancreatitis, elevation of the concentration of canine pancreatic lipase in the blood serum, sonographic
changes of the pancreas parenchyma and the surrounding tissue associated with pancreatitis. For statistical
analysis questionable results in one or more of these criteria were also documented.
According to the neurologic symptoms and the findings of diagnostic imaging (myelography, computed
tomography and magnetic resonance imaging), dogs were categorized in one of the following groups: 1.
dogs with surgically treated intervertebral disk disease (n = 71), 2. dogs with medically treated
intervertebral disk disease (n = 20), 3. dogs with an acute intramedullary lesion (n = 15).
Due to the small sample size, statistics were primarily performed descriptively. Data were tested for normal
distribution using the Shapiro-Wilk test. If Group comparisons were feasible, they were performed using the Kruskal-Wallis test and the Mann-Whitney-U test. Fisher test and the Chi-Square test were used to test
for association between group affiliation and possible risk factors for the development of pancreatitis. A
value of P < 0.5 was considered significant for all analysis.
Results: Based on clinical symptoms and an elevated concentration of the canine pancreatic lipase
(> 400μg/l) at day 0, four dogs (3.8 %) were diagnosed with pancreatitis. According to the clinical
symptoms, the concentration of the canine pancreatic lipase and sonographic changes, a total number of
eight dogs (7.5 %) were diagnosed with pancreatitis at day 4. Considering only the dogs with intervertebral
disk disease (surgically and medically treated) 4.3 % (n = 4) and 7.7 % (n = 7) were diagnosed with
pancreatitis at day 0 and day 4, respectively. Due to the small sample size, the calculation of significant
differences between the three subgroups was not feasible. There was no significant correlation between
general anaesthesia and the development of pancreatitis. Furthermore, the administration of
glucocorticoids and/or nonsteroidal anti-inflammatory drugs is not significantly associated with the genesis
of pancreatitis.

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa.de:bsz:15-qucosa-224774
Date17 May 2017
CreatorsMüller, Marie-Kerstin
ContributorsUniversität Leipzig, Veterinärmedizinische Fakultät, PD Dr. Thomas Flegel, PD Dr. Thomas Flegel, Prof. Dr. Andrea Tipold
PublisherUniversitätsbibliothek Leipzig
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
Languagedeu
Detected LanguageEnglish
Typedoc-type:doctoralThesis
Formatapplication/pdf, application/pdf, application/zip

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