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Wo die Geschichte in Büchern sitzt

Schneider, Ulrich Johannes 22 July 2014 (has links) (PDF)
Bücher, die bewegen, liest man mit dem Bleistift in der Hand, man knickt die Ecken wichtiger Seiten ab, legt Zettel ein und klebt Zeitungsausschnitte in die vorderen oder hinteren Buchspiegel, kurz: Man eignet sie sich an wie selbst geschriebene Texte. Die Geschichte sitzt hier am Rand des Satzspiegels in Anmerkungen, sie sitzt in Unterstreichungen und Kommentaren ebenso wie in Frage- und Ausrufungszeichen. Die Leser mögen so tot sein wie die Autoren: Immer aber sagen diese Zeichen der aufmerksamen Lektüre früherer Epochen, dass Bücher beweglich sind, dass sie den Text vom Autor zum Leser bringen und dort auf autorähnliche Heftigkeit stoßen, die in manchen Fällen zu einem eigenen Text führt, meist aber zu Anmerkungen und Kommentaren, für die es keinen besseren Ort gibt als eben jene Stellen, zu denen sie Anmerkungen und Kommentare sind. Die folgenden Beobachtungen sind die eines Lesers, der den schreibenden Eingriff in gedruckte Texte oft genug geübt hat und nun um Verständnis bittet, dass er nur persönlich sprechen kann und eigene Erlebnisse beim Umgang mit Büchern ausstellt. Im Aufbrechen solcher Intimität zeigen sich Spuren einer oft vernachlässigten Geschichte, die in Büchern sitzt und daraus von Fall zu Fall befreit werden muss.
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Wo die Geschichte in Büchern sitzt

Schneider, Ulrich Johannes 22 July 2014 (has links)
Bücher, die bewegen, liest man mit dem Bleistift in der Hand, man knickt die Ecken wichtiger Seiten ab, legt Zettel ein und klebt Zeitungsausschnitte in die vorderen oder hinteren Buchspiegel, kurz: Man eignet sie sich an wie selbst geschriebene Texte. Die Geschichte sitzt hier am Rand des Satzspiegels in Anmerkungen, sie sitzt in Unterstreichungen und Kommentaren ebenso wie in Frage- und Ausrufungszeichen. Die Leser mögen so tot sein wie die Autoren: Immer aber sagen diese Zeichen der aufmerksamen Lektüre früherer Epochen, dass Bücher beweglich sind, dass sie den Text vom Autor zum Leser bringen und dort auf autorähnliche Heftigkeit stoßen, die in manchen Fällen zu einem eigenen Text führt, meist aber zu Anmerkungen und Kommentaren, für die es keinen besseren Ort gibt als eben jene Stellen, zu denen sie Anmerkungen und Kommentare sind. Die folgenden Beobachtungen sind die eines Lesers, der den schreibenden Eingriff in gedruckte Texte oft genug geübt hat und nun um Verständnis bittet, dass er nur persönlich sprechen kann und eigene Erlebnisse beim Umgang mit Büchern ausstellt. Im Aufbrechen solcher Intimität zeigen sich Spuren einer oft vernachlässigten Geschichte, die in Büchern sitzt und daraus von Fall zu Fall befreit werden muss.

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