Das Verständnis der Nächstenliebe, wie sie im Neuen Testament entfaltet wird, hatte seit jeher größten Einfluss auf die konkrete Umsetzung der Inhalte christlich-sozialer Bewegungen. Sie wird begründet als eine christliche Pflicht, Berufung und Verehrung Gottes. Die Gesellschaft des 19. Jahrhundert nahm die Verbreitung der Ideen von planmäßiger Arbeit geistig und physisch behinderter Menschen, mit Verkündigung des Evangeliums und unter Ausdruck der Hilfe in christlicher Liebe (Innere Mission), also im heutigen Sinne sozialer Tätigkeiten, als Zuständigkeitsbereich religiöser Organisationen wahr. Die sozialen Prinzipien der christlichen Kirchen, die in theologisch begründeten Werten, theologisch-humanitären Motivationen und zielgerichteter Orientierung verwurzelt sind, konnten ob ihrer Normativität auch in staatlichen Institutionen angewandt werden. Ein an geistigen Werten orientiertes Management hat über die Effektivität der christlichen sozialen Organisationen entschieden. Die wichtigste Funktion eines Sozialverbandes besteht im Aufbau einer Verbindung zwischen dem Menschen, der sich in einer schwierigen Situation befindet, und den ihn umgebenden gesellschaftlichen Strukturen. Die religiösen Gemeinschaften in Litauen führen oft auch ohne als regelrechte soziale Dienste institutionalisiert worden zu sein, soziale Tätigkeiten als Teil anders gewichteter Programme durch. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg hatten unterschiedliche gesellschaftliche und religiöse Organisationen sehr... [to full text]