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Informationstechnische Grundlagen, Werkzeuge und Praktiken des öffentlichen VernunftgebrauchsUllrich, Stefan 16 May 2017 (has links)
Wir befinden uns mitten im Langzeitprojekt »Aufklärung«, dem Ausgang der Menschheit aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit – und bislang sieht es gut aus: Die Freiheit der Andersdenkenden, die Gleichheit aller vor dem Gesetz und die Solidarität unter den Menschen auf dem Erdball sind allgemein akzeptierte Entwicklungsziele. Über den Weg dahin lässt sich trefflich streiten, am besten in einer der schwatzhaftesten Staatsformen, eben in der parlamentarischen Demokratie. Der Aushandlungsprozess wird medienöffentlich geführt, von Kants Leserwelt bis zum world wide web von Berners-Lee nutzt der politische Mensch die Kulturtechniken Schrift, Bild und Zahl, um öffentlich von seiner Vernunft Gebrauch zu machen. Informatik ist die technische Wissenschaft, die sich mit dem Entwurf von informations- und kommunikationstechnischen Artefakten und deren Auswirkungen auf die Lebenswelt des Menschen beschäftigt, diese Arbeit fokussiert die technischen Bedingungen der Möglichkeit des öffentlichen Vernunftgebrauchs. Unter Technik soll in dieser Arbeit nicht nur die Gesamtheit der technischen Artefakte oder Systeme verstanden werden, sondern auch Handwerk, Handwerkskunst und sogar Geisteshaltungen, Gedankenketten sowie Algorithmen – ganz wie es die Etymologie des griechischen Wortes τέχνη verrät. Die vorliegende Untersuchung einer technē der Publizität führt uns von der antiken Agora über die aufklärerischen Salons bis zu den virtuellen und realen Orten der Netzöffentlichkeit. Technisch Handelnde besitzen eine ungeheure Macht, die öffentliche Deliberation zu ermöglichen oder zu bremsen. In der nun ausgerufenen Turing-Galaxis muss nun gerade die Informatik in allen Bindestrich-Varianten Verantwortung für die Gewährleistung von Öffentlichkeit übernehmen. Diese Arbeit soll dazu beitragen. / The long term project »Enlightenment« is in full swing: the freedom to dissent, equality under public law, and solidarity with all the people from all over the world – these self-imposed development goals are widely accepted by all human beings. Since everything is exquisitely debated in a parliamentary democracy, this chatty form of government, citizens will of course exquisitely debate on how to achieve these goals. The negotiation process is conducted in and by public media, from Kant''s world of readers (»Leserwelt«) on to the hypermedia of the world wide web, the homo politicus uses cultural techniques like writing, image and number for his public display of reasoning. Informatics (and also computer science for that matter) is the study of designing information and communications technology and assessing it in all social respects; this dissertation focuses on the necessary conditions for the possibility of public reasoning. The Greek word τέχνη is translated as either craft or art, in this political context technē also means mindset, chain of ideas or algorithms. In this enquiry entitled »technē der Publizität«, we will visit places of the public, starting from the Greek »agora« via Victorian coffee houses to the contemporary locations of the networked public sphere. Technicians yield the power to enable or suppress public deliberation; in the so called Turing Galaxy, Informaticians have the responsibility to ensure the possibilities of the existence of an informed public. This thesis tries to accept this responsibility.
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