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Veränderungen der Todesursachen, dem Sterbealter und der Krankheitslast in einem ostdeutschen Landkreis über einen Zeitraum von 14 JahrenKnape, Ludwig 30 June 2021 (has links)
In dieser Death Certificate Only (DCO)-Studie wurde der Regierungsbezirk Altenburger Land im Osten des Freistaates Thüringen untersucht. Durch die systematische Analyse der verfügbaren Totenscheine wurde ein vierzehnjähriger Zeitraum (2002-2015) nach den Veränderungen der Todesursachen und dem Sterbealter in dieser Population untersucht. Durch die Berechnung der Krankheitslast ließ sich der Verlust an gesunder Lebenszeit durch bestimmte Krankheiten abschätzen. Grundsätzlich soll durch die Berechnung einer Krankheitslast die Inhomogenität von unterschiedlichen Krankheiten vereinheitlicht werden. Dadurch entsteht eine Vergleichbarkeit der Gesundheit in der Bevölkerung. Die neun häufigsten Erkrankungen dieser Region wurden zudem auf mögliche Unterschiede zwischen der ländlichen und städtischen Bevölkerung untersucht.
Männer und Frauen verstarben in dieser Region früher als dies in Deutschland oder Thüringen im gleichen Zeitraum der Fall war. Jedoch entwickelte sich das Sterbealter in der Allgemeinbevölkerung parallel zum bundesdeutschen beziehungsweise thüringischen Durchschnitt. Frauen lebten dabei länger als Männer. Die häufigsten Todesursachen waren bei beiden Geschlechtern die Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinsuffizienz und ischämische Herzkrankheit), dessen Anteil über die Jahre zurückging. Bei männlichen Verstorbenen war das Lungenkarzinom, bei Frauen der Brustkrebs von höchster Relevanz. Die größte Krankheitslast entstand beiden Geschlechtern durch die Krebserkrankung der Lunge. Insbesondere Frauen zeigten hier eine Häufigkeitszunahme dieser Diagnose und somit eine Progredienz der Krankheitslast. Die Bevölkerung aus der Stadt Altenburg beziehungsweise dem Landkreis Altenburger Land unterschied sich in den untersuchten Erkrankungen in der Mehrzahl der Jahre nicht signifikant voneinander.
Frauen wiesen mehrheitlich ein höheres Sterbealter als Männer auf. Es gab jedoch folgende Ausnahmen: Kein geschlechtsspezifischer Unterschied wurde bei Verstorbenen mit chronischer Niereninsuffizienz, dem Lungenkarzinom und einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) detektiert.
Bei der überwiegenden Zahl der analysierten Krankheiten wurde über die Beobachtungsperiode ein zunehmendes beziehungsweise gleichbleibendes Sterbealter erfasst. Eine Ausnahme bildeten Verstorbene mit einer COPD, welche eine antiparallele Entwicklung des Todesalters zeigten. Dies bedeutete, dass sich die Lebenszeit mit dieser Erkrankung über die Jahre sogar verkürzte. Von dieser chronischen Lungenerkrankung waren über die Beobachtungsperiode zunehmend mehr Frauen betroffen.
Im Weiteren wurde kein Einfluss einer veränderten lokalen Gesundheitsversorgung auf Verstorbene mit onkologischen Erkrankungen erfasst. Konkret wurde die Etablierung einer onkologischen Fachabteilung am „Klinikum Altenburger Land“ in Altenburg auf eine Beeinflussung der Sterbealter und Krankheitslast von Verstorbenen mit Lungenkrebs beziehungsweise Dickdarmkrebs untersucht. Ebenso fand sich kein Hinweis darauf, dass das Todesalter oder die Krankheitslast von Frauen mit einem Mammakarzinom durch die Einführung des gesetzlichen Brustkrebsscreenings in der Beobachtungszeit beeinflusst wurde.
Verstorbene mit einer ischämischen Herzkrankheit wiesen die deutlichste Korrelation hinsichtlich des Todesalters und der Krankheitslast durch die Einrichtung eines lokalen Herzkatheterlabores am „Klinikum Altenburger Land“ in Altenburg auf. Insbesondere Männer aus der ländlichen Region verstarben nach der Einrichtung dieser neuen Versorgungsstruktur später und wiesen dadurch eine signifikante Reduktion der Krankheitslast auf. Bei Frauen beziehungsweise der gesamten städtischen Bevölkerung war dieser Effekt ebenfalls vorhanden, jedoch nicht so ausgeprägt.
Über die vierzehnjährige Beobachtungsperiode veränderten sich die demografischen und sozioökonomischen Verhältnisse. Auf der einen Seite nahm der Anteil der älteren Bevölkerung über 65 Jahre deutlich zu und lag über dem Durchschnitt der Bundesrepublik beziehungsweise Thüringens. Andererseits nahm die initial sehr hohe Erwerbslosenquote über die Jahre ab. Die Bruttolöhne- und Gehälter nahmen zu. Durch diese Veränderungen waren jedoch keine wesentlichen Änderungen in der Todesursachenstatistik erkennbar.
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