Spelling suggestions: "subject:"mikrodeletionssyndrom"" "subject:"mikrodeletionssyndrome""
1 |
Genotypisierung und klinische Charakterisierung zu dem 22q11.2-Mikrodeletionssyndrom bei Patienten und Patientinnen mit schizophrenen Psychosen / Genotyping and clinical characterization of the 22q11.2-Deletion Syndrome in the patients with schizophrenic psychosesSchneider, Paul January 2024 (has links) (PDF)
Schizophrene Psychosen sind schwerwiegende psychische Erkrankungen mit einer Prävalenz von etwa 1 %, die alle Facetten des Lebens Betroffener und ihrer Angehörigen beeinträchtigen können. Die Genese dieser Erkrankungen wird oft unter Verwendung des Vulnerabilitäts-Stress-Modells veranschaulicht. Hierbei entsteht durch genetische Faktoren eine Prädisposition und der Ausbruch der Krankheit kann durch verschiedene Umweltfaktoren getriggert beziehungsweise ausgelöst werden. Diese genetische Komponente wird heute mit 60 – 80 % beziffert. Die molekulargenetische Erforschung der psychischen Erkrankungen nahm in letzten Jahrzehnten rapide zu. Deren Ergebnisse helfen uns diese Erkrankungen zu verstehen, sie effektiver zu behandeln und potentiell auch Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Ein Beispiel solcher prädisponierenden genetischen Faktoren ist das 22q11.2-Mikrodeletionssyndrom (22q11-MDS), dass das höchste bekannte Risiko für die Entstehung schizophrener Psychosen mit sich bringt.
In unserer Studie untersuchten wir mit Hilfe quantitativer Real-Time-PCR genetisches Material von Patient*innen mit schizophrenen Psychosen auf Vorliegen einer 22q11.2-Mikrodeletion. Eine Klassifikation der Subtypen erfolgte nach ICD-10 sowie nach der „Aufteilung der endogenen Psychosen“ nach Karl Leonhard. Insgesamt wurden hierzu 1177 Patient*innen untersucht, bei sechs von ihnen konnte ein 22q11-MDS identifiziert werden. Das entspricht 0,51 % der Stichprobe. Somit konnten wir die unterschiedlich durch zahlreiche Kollegen angegebene erhöhte Prävalenz des 22q11-MDS bei Patienten mit schizophrenen Psychosen korrigieren. Da wir bis heute die derart größte Stichprobe untersuchten, gelang es uns die bisherigen Angaben zu präzisieren – laut unserer Daten ist die Prävalenz des 22q11-MDS bei Patient*innen mit schizophrenen Psychosen um das 10- bis 20-fache höher als die der Allgemeinbevölkerung. Dabei ergab sich ein um 10- bis 20-fach erhöhtes relatives Risiko für Entwicklung einer schizophrenen Psychose bei diesen Patient*innen.
Wir konnten zudem eine Häufung des 22q11-MDS in Fällen mit einer affektvollen Paraphrenie feststellen. Vier Patient*innen mit einer solchen Diagnose wiesen eine 22q11.2-Mikrodeletion auf, was 2,7 % dieser Subgruppe der schizophrenen Psychosen entspricht. Somit konnten wir die Beobachtungen von Karl Leonhard bestätigen. Er konnte bei der affektvollen Paraphrenie eine hohe familiäre Häufung feststellen und von einer starken genetischen Komponente dieser Subgruppe ausging.
Unter dem Aspekt der ICD-10-Klassifikation konnten wir hingegen keinen besonderen Phänotyp feststellen. Wir fanden die gleiche stark erhöhte Prävalenz des 22q11-MDS sowohl bei Patienten mit schizophrenen Psychosen als auch mit schizoaffektiven Störungen, beiden Hauptgruppen des Schizophreniespektrums. Daher können wir unseren zahlreichen Kollegen zustimmen, die das 22q11-MDS als das genetische Model der schizophrenen Psychosen ansehen.
Theoretisch ist es denkbar, die Träger*innen der 22q11.2-Mikrodeletion bereits im frühen Alter zu identifizieren. Sie und ihre Angehörigen könnten auf diese Weise über die Erkrankungen aufgeklärt und bezüglich der möglichen negativen Umweltfaktoren und der diversen Trigger wie z.B. Drogen geschult werden. Solche Maßnahmen könnten vielen Betroffenen helfen, durch die Erkennung der eventuellen Prodromi sich einer rechts-zeitigen Therapie zu unterziehen. Das könnte einen prognostischen Vorteil für die Patient*innen bedeuten und ihnen eine höhere Lebensqualität bitten. / Schizophrenic psychoses are severe mental Illnesses with a prevalence of 1 % that can impair all facets of the lives of the patients and their families. The genesis of this group of diseases is often illustrated using the vulnerability-stress model. In this model, a predisposition result through genetic factors and the outbreak of the disease can be triggered or initiated by various environmental factors. The genetic component is currently estimated at 60 – 80 %. In recent decades the molecular-genetic research of mental illnesses has rapidly increased and help us to understand schizophrenic psychoses, to treat these more effectively and potentially take preventive strategies. One example of such predisposing genetic factors is the 22q11.2-Deletion Syndrome (22q11-DS), which carries the highest known risk for developing a schizophrenic psychosis.
In our study we used quantitative real-time PCR to examine genetic material from patients with schizophrenic psychoses for the 22q11-DS. We used the classification according to ICD-10 and the “classification of endogenous psychoses” formulated by Karl Leonhard. In total we examined 1177 patients and identified a 22q11-DS in six of them. This corresponds to 0.51 % of the samples. This allowed us to correct varying prevalence of the 22q11-DS in patients with schizophrenic psychoses that had been reported. Using the largest sample of this design to date we were able to refine the previous information – according to our data the prevalence of 22q1-DS in patients with schizophrenic psychoses is 10 – 20 times higher than in the general population. This revealed a 10 – 20-fold increased relative risk for developing a schizophrenic psychosis.
We also identify a clustering of 22q11-DS in patients with affect-laden paraphrenia – four patients, which corresponds to 2.7 % of this subgroup of schizophrenic psychoses. So, we can confirm the observation of Karl Leonhard, who identified a high familial clustering in affect-laden paraphrenia and suspected a strong genetic component in this subgroup.
Considering the ICD-10 classification we could not identify any special phenotype. We found the same strongly increased prevalence of 22q11-MDS in patients with schizophrenic psychoses as well as schizoaffective disorders, both major groups of the schizophrenia spectrum. Therefore, we can agree with our numerous colleagues who consider 22q11-MDS to be the genetic model of schizophrenic psychoses.
Theoretically, the carriers of the 22q11.2 microdeletion could be identified at an early age. In this way, they and their relatives could be informed about the disease and educated about the possible negative environmental factors and the various triggers such as drugs. Such measures could help many affected people to earlier undergo treatment by recognizing possible prodromes. This could mean a prognostic advantage for the patients and offer them a higher quality of life.
|
2 |
Verhaltensauffälligkeiten und elterliche Stressbelastung bei 22q11.2- Deletionssyndrom - eine Längsschnittstudie / Behaviour problems and parental stress in 22q11.2 deletion syndrome - a longitudinal studyAndritschky, Christoph January 2013 (has links) (PDF)
Fragestellung: Querschnittstudien konnten bei Kindern und Jugendlichen mit Deletion 22q11.2 eine Tendenz zu mit dem Alter zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten verbunden mit einem Anstieg der elterlichen Stressbelastung zeigen. Die aktuelle Längsschnittstudie sollte diese Ergebnisse überprüfen.
Methodik: Mit Hilfe der deutschen Selbsthilfegruppe KiDS 22q11 wurden alle Hauptbezugspersonen, die bereits vier Jahre zuvor an einer Befragung zu Verhaltensauffälligkeiten und Stress teilgenommen hatten, anonymisiert um die Bearbeitung verschiedener Fragebögen gebeten.
Ergebnisse: 59 von 94 Hauptbezugspersonen sandten ausgefüllte Fragebögen zurück. Dabei wurden 54% aller Kinder und Jugendlichen (29 männlich, 30 weiblich, im Alter von 5,8 bis 18,9 Jahren, Mittelwert: 10,8 Jahre) von ihren Hauptbezugspersonen als verhaltensauffällig eingestuft (Gesamtwert Child Behavior Checklist [CBCL] bzw. Fragebogen über das Verhalten junger Erwachsener [YABCL]). In nahezu allen Bereichen der Child Behavior Checklist, mit der die Erfassung der Verhaltensauffälligkeiten erfolgte, kam es im Verlauf zu einer statistisch signifikanten Zunahme. Auch stieg die Stressbelastung der Hauptbezugspersonen, erfasst mittels Fragebogen Soziale Orientierungen von Eltern behinderter Kinder, im Vergleich zur Erstbefragung signifikant an, ohne dass sich jedoch die Lebenszufriedenheit signifikant verändert hätte. Das Ausmaß der elterlichen Stressbelastung korrelierte signifikant mit dem Gesamtproblemwert der CBCL.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der aktuellen Längsschnittstudie bestätigen die Befunde früherer Querschnittuntersuchungen hinsichtlich Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Deletion 22q11.2. Aufgrund der zunehmenden Verhaltensprobleme und der damit einhergehenden Stressbelastung ist mit einem erhöhten Beratungsbedarf der Hauptbezugspersonen und einer zunehmenden Behandlungsbedürftigkeit der Patienten zu rechnen. / Backround: Cross-sectional studies have shown a tendency to age increasing behaviour problems associated with an increase in parental stress in children and adolescents with 22q11.2 deletion. The current longitudinal study should review these results.
Method: Using the German self-help group KiDS 22q11 all main caregivers who had four years earlier participated in a survey about behaviour problems and stress, were asked anonymously to answer again different questionnaires.
Results: 59 of 94 primary caregivers sent back the completed questionnaires. 54% (29 male, 30 female, aged 5.8 to 18.9 years, mean 10.8 years) were classified clinical for behaviour problems by their primary caregivers (total problems scale of Child Behavior Checklist [CBCL] resp. Young Adult Behavior Checklist [YABCL]). In almost all areas of the Child Behavior Checklist occurred in the course a statistically significant increase. The stress of the main caregivers rose, recorded by questionnaire Social orientations of parents of disabled children, compared to the initial survey significantly, without any significantly change in life satisfaction. The extent of parental stress was significantly correlated with the total problems score of the CBCL.
Conclusion: The results of this longitudinal study confirm the findings of previous cross-sectional studies on behaviour problems in children and adolescents with 22q11.2 deletion. Due to the increasing behaviour problems and the associated stress is to be expected with an increased need for counseling the main caregivers and an increasing need for treatment of patients.
|
3 |
Putative Biomarker neuropsychiatrischer Entwicklungskomorbiditäten beim Deletionssyndrom 22q11.2 / Potential biomarkers of neuropsychiatric comorbidities in 22q11.2 Deletion SyndromeHolweck, Julia January 2022 (has links) (PDF)
Vom Deletionssyndrom 22q11.2 Betroffene sind einem überdurchschnittlich hohen Risiko ausgesetzt im Entwicklungsverlauf psychisch zu erkranken. Häufige Störungsbilder sind unter anderem ADHS, Angsterkrankungen, affektive Störungen, Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis und Morbus Parkinson. Ziel der Studie war es, phänotypische Auffälligkeiten beim DS22q11 zu identifizieren, die dabei helfen könnten, Hochrisikogruppen innerhalb des Syndroms frühzeitig identifizieren zu können und in Form von Biomarkern messbar sind. Hierzu wurden die bereits in Forschung und teilweise auch in der Klinik etablierten Verfahren der transkraniellen Sonographie und der standardisierten Riechtestung eingesetzt. / Individuals affected with 22q11.2 Deletion Syndrome (22q11.2DS) are at an above average risk to develop neuropsychiatric disorders (such as attention-deficit/hyperactivity disorder, anxiety disorders, affective disorders, schizophrenia and Parkinson's disease). The aim of this study is to identify phenotypical characteristics in 22q11.2DS to help point out high-risk groups within the syndrome and then be measured as biomarkers. To achieve this, we performed transcranial sonography and olfactory testing which are known to be established clinical and research methods.
|
Page generated in 0.0659 seconds