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Das modifizierte Stennert-Schema und das Infusionsschema mit Procain in der Therapie des subjektiven Tinnitus mit oder ohne begleitenden Hörverlust / The modified Stennert’s protocol and the infusion protocol with procaine in the treatment of subjective Tinnitus with or without accompanying hearing lossReime, Albrecht January 2008 (has links) (PDF)
Der subjektive Tinnitus ist ein Symptom unterschiedlicher Ursachen. Trotz vielversprechender Ansätze und deutlicher Fortschritte beim Verständnis der Pathophysiologie konnte sich bislang keine einheitliche Therapie durchsetzen. Es gibt ein Vielzahl von Therapieansätzen, deren klinische Wirksamkeit häufig nicht ausreichend untersucht sind. Ziel dieser Arbeit war es deshalb, eine Bilanz zur Anwendung des modifizierten antiphlogistisch-rheologischen Stennert-Schemas und des Infusionsschemas mit Procain bei der Behandlung des subjektiven Tinnitus (mit oder ohne begleitende Hörminderung) zu ziehen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit erfolgte deshalb eine retrospektive Auswertung von 281 Patienten, die im Zeitraum vom 01.01.1997 bis 14.12.2000 an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Universität Würzburg behandelt wurden. In einem zweitem Schritt wurden das modifizierte antiphlogistisch-rheologische Infusionsschema nach Stennert und das Infusionsschema mit Procain gegenüber einem Placebo (NaCl-Infusionen) im Rahmen einer prospektiven Studie untersucht. Dabei handelte es sich um die erste prospektive, randomisierte Doppelblindstudie zum Tinnitus, die verschiedene Infusionsschemata gegenüber einer Placebomedikation untersuchte. In der prospektiven Untersuchung lagen Ergebnisse von 34 Patienten vor, die in der Zeit vom 05.08.1999 bis 20.07.2002 behandelt wurden. Im retrospektiven Kollektiv zeigte sich bei der Behandlung akuter Ohrgeräusche mit dem modifizierten Stennert-Schema bei 45 (21%) der 216 Patienten eine Vollremission und bei 58% (n=125) der Fälle verringerte sich die Tinnituslautheit. In der Procain-Therapiegruppe wurde bei 60% (n=15) der 25 Patienten im retrospektiven Untersuchungsteil eine Abnahme der Tinnituslautheit beobachtet (Vollremission bei 4%; n=1). Bei 40 Patienten der retrospektiven Untersuchung mit chronischem Tinnitus konnte mit dem modifizierten Stennert-Schema bei 50% (n=16) und mit Procaininfusionen bei 63% (n=5) der Patienten eine Verringerung der Tinnituslautheit erzielt werden. Dabei sistierte bei 6% (n=2) der Patienten aus der mod. Stennert-Therapiegruppe das Ohrgeräusch komplett. Die Patienten im retrospektiven Kollektiv mit einer Hörminderung zeigten nach der Therapie mit dem mod. Stennert-Schema eine durchschnittliche Hörerho-lung von 18,7 dB. Bei 29% (n=26) dieser Patienten erholte sich das Hörvermö-gen vollständig und 44% (n=40) hatten eine Teilerholung. In der Procain-Therapiegruppe konnte bei Patienten mit einer Hörminderung eine Besserung in 71% der Fälle (n=5) registriert werden, eine Restitutio ad Integrum wurde nicht beobachtet. Das Hörvermögen erholte sich in dieser Therapiegruppe im Durchschnitt um 20,0 dB. 42 Patienten des retrospektiven Kollektivs, die initial mit dem mod. Stennert-Schema therapiert wurden, unterzogen sich einer Anschlussbehandlung mit Procain. Bei 45% (n=19) der Patienten verringerte sich das Ohrgeräusch, ein Sistieren des Tinnitus trat dabei nicht auf. Auf das Therapieergebnis hatte die Zeitspanne zwischen Symptom- und Therapiebeginn einen hochsignifikanten Einfluss (p=0,00002). Je eher mit der Infusionstherapie begonnen wurde, desto günstiger war die Prognose. Die besten Therapieergebnisse zeigten sich bei Latenzzeiten von weniger als 24 Stunden. Lagen zwischen Symptom- und Therapiebeginn über 28 Tage, zeigten sich Behandlungsergebnisse wie bei einem chronischen Tinnitus. Alio loco vorbehandelte Patienten zeigten schlechtere Therapieergebnisse als Patienten ohne vorherige Therapie (p=0,00003). Bei Patienten mit einem Tinnitusrezidiv lag der Anteil an Vollremissionen deutlich unter dem erstmalig erkrankter Patienten. Dies war statistisch jedoch nicht signifikant. Keinen Ein-fluss auf die Prognose hatten hingegen das Alter und Geschlecht der Patienten. Im prospektiven Untersuchungsteil konnte durch die Infusionstherapie mit dem mod. Stennert-Schema bei 57% (n=8) der 34 Patienten eine Restitutio ad Integrum und bei 43% (n=6) der Fälle eine Teilremission des Tinnitus erzielt werden. In der Procain-Therapiegruppe zeigten 50% (n=4) der Patienten eine Vollremission und 25% (n=2) der Fälle eine Teilremission. In der Kontrollgruppe mit NaCl kam es nur bei 16% (n=2) der Fälle zu einer Vollremission und bei 42% (n=5) der Patienten zu einer Teilremission des Tinnitus. Auch die Veränderung des WHF-Scores konnte die besseren Ergebnisse in der mod. Stennert-Therapiegruppe (Besserung von 15,8 Gra-den) und in der Procain-Therapiegruppe (Besserung von 14,5) darlegen. In der NaCl-Therapiegruppe fand sich nur eine Besserung um 9,8 Grade. 15 Patienten der prospektiven Untersuchung hatten einen Tinnitus und gleichzeitig eine akute Hörminderung. Nach der Infusionstherapie mit dem mod. Stennert-Schema verbesserte sich das Hörvermögen im Durchschnitt um 22,0 dB. In der Procain-Therapiegruppe ergab sich eine durchschnittliche Hörverbesserung um 22,8 dB, und in der NaCl-Therapiegruppe zeigte sich eine Verbesserung des Hörvermögens um 15,4 dB. Die Infusionstherapie mit dem modifizierten antiphlogistisch-rheologischen Stennert-Schemas und dem Infusionsschemas mit Procain waren gut verträg-lich. Nebenwirkungen, die einen Abbruch der Behandlung erfordert hätten, traten nicht auf. Die hier vorgestellten Therapieergebnisse zeigen deutlich, dass das modifizierte antiphlogistisch-rheologische Infusionsschema nach Stennert eine gute Wirksamkeit bei der Behandlung von Ohrgeräuschen hat. Dabei ist diese Wirkung einem Placebo deutlich überlegen. Das Infusionsschema mit Procain stellt eine zusätzliche Therapieoption bei chronischem Tinnitus, sowie als Anschlußbehandlung nach erfolgter Behandlung mit dem modifizierten Stennert-Schema dar. / Subjective tinnitus is a symptom having various causes. In spite of promising approaches and significant progress in the understanding of pathophysiology, no therapy has been able to achieve uniform acceptance. There are many therapeutic approaches, whose clinical effectiveness often have not been sufficiently investigated. The aim of this project was therefore to draw conclusions for the use of the modified antiphlogistic-rheologic Stennert scheme and the infusion scheme using Procain for the treatment of subjective tinnitus (with or without accompanying hearing deficits). Within the scope of the present work, there has been a retrospective evaluation of 281 patients who were treated in the period from 1 January 1997 to 14 December 2000 in the ENT clinics of the University of Würzburg, Germany. In a second step, the modified antiphlogistic-rheologic infusion scheme (according to Stennert) and the infusion scheme using Procain were investigated in comparison to a placebo (NaCl infusions) in the scope of a prospective study. This was the first prospective, randomized double-blind study of tinnitus to investigate different infusion schemes versus a placebo medication. For the prospective investigation, results from 34 patients who were treated in the period from 5 August 1999 to 20 July 2002 were available. The retrospective collection showed a complete remission in 45 (21%) of the 216 patients for treatment of acute tinnitus with the modified Stennert scheme, and in 58% (n=125) of the cases the tinnitus volume was reduced. In the Procain therapy group, a reduction in the tinnitus volume was observed for 60% (n=25) of the 25 patients in the retrospectively investigated section (complete remission for 4%; n=1). For the 40 patients with chronic tinnitus in the retrospective investigation, a reduction in the tinnitus volume was achieved in 50% (n=16) with the modified Stennert scheme, and in 63% (n=5) with Procain infusions. The tinnitus ceased completely for 6% (n=2) of the patients in the modified Stennert group. The patients with hearing deficits in the retrospective collection exhibited an average of 18.7 dB in recovered hearing ability after therapy with the modified Stennert scheme. In 29% (n=26) of these patients, the hearing ability recovered completely, and 44% (n=40) had a partial recovery. In the Procain therapy group, a recovery could be observed in 71% (n=5) of the cases with patients having hearing deficits; a restitutio ad integrum (complete recovery) was not observed. The hearing ability recovered by an average of 20.0 dB in this therapy group. 42 patients in the retrospective collection who were initially treated with the modified Stennert scheme subsequently underwent a treatment with Procain. In 45% (n=19) of the patients the tinnitus decreased, a ceasing of the tinnitus did not occur. The period of time between the onset of symptoms and therapy had a highly significant influence (p=0.00002) on the results of the therapy. As much as the infusion therapy could be started earlier, so was the prognosis improved. The best therapy results occurred with latency periods less than 24 hours. If more than 28 days passed between onset of symptoms and the start of therapy, treatments exhibited results just as for a chronic tinnitus. Patients who had undergone alio loco pre-treatment exhibited worse therapy results than patients without previous treatment (p=0.00003). In patients with a tinnitus relapse, the percentage of complete remissions was significantly lower than for patients with first-time illnesses, although this was statistically insignificant. The age and gender of the patients had no influence on prognoses. In the prospective section of the investigation, a restitutio ad integrum (complete recovery) could be achieved in 57% (n=8) of the 34 patients with the infusion therapy using the modified Stennert scheme, and a partial tinnitus remission in 43% (n=6) of the cases. In the Procain therapy group, 50% (n=4) of the patients exhibited a complete remission, and 25% (n=2) of the cases showed a partial remission. In the control group with NaCl, a complete remission was exhibited in only 16% (n=2) of the cases, and 42% (n=5) of the patients showed a partial tinnitus remission. The improved results were also demonstrated by the alteration of WHF scores in the modified Stennert scheme (improvement of 15.8 degrees) and in the Procain therapy group (improvement of 14.5 degrees). In the NaCl therapy group the improvement was only 9.8 degrees. 15 patients from the prospective investigation had simultaneously tinnitus and an acute hearing deficiency. After infusion therapy with the modified Stennert scheme, the hearing ability was improved by an average of 22.0 dB. In the Procain therapy group, there was an average hearing ability improvement of 22.8 dB, and the NaCl therapy group exhibited an improvement in hearing ability of 15.4 dB. The infusion therapy with the modified antiphlogistic-rheological Stennert scheme and the infusion schemes using Procain were well tolerated. Side effects that would have required a cessation of treatment did not occur. The therapy results presented here clearly show that the modified antiphlogistic-rheological Stennert infusion scheme has good effectiveness for the treatment of tinnitus, and the effect is clearly superior that of a placebo. The infusion scheme using Procain represents an additional therapy option for chronic tinnitus, as well as for subsequent therapy after therapy using the modified Stennert scheme.
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Pulssynchrone Ohrgeräusche – Befunderhebung bei einer standardisiert untersuchten Patientengruppe / Pulsatile tinnitus – an assessment based on a standardized, systematic examination protocolPanidis, Theodoros January 2021 (has links) (PDF)
Die Arbeit umfasst die Auswertung der klinischen Daten von 108 konsekutiv am Kopf- und Schädelbasis-Zentrum, Klinikum Fulda, zwischen Juli 2013 und September 2015 nachuntersuchten Patienten mit pulssynchronen Ohrgeräuschen. Die Patienten waren gemäß eines einheitlichen, strukturierten und routinemäßigen Diagnose- und Behandlungspfads untersucht worden. Die notwendige Bildgebung umfasste die Computertomographie, die Magnetresonanztomographie sowie die Magnetresonanzangiographie und die Sonographie der Halsgefäße. Eine digitale Subtraktionsangiographie wurde nach strenger Indikationsstellung in ausgewählten Fällen vorgenommen. Ziel war es, zugrundeliegende Ursachen und Diagnosen für das Symptom pulssynchrones Ohrgeräusch festzumachen. Die erhobenen Befunde wurden je nach Plausibilitätsgrad in 4 Gruppen klassifiziert: eindeutig, wahrscheinlich, plausibel, und unklar. Zusätzlich erfolgte die Auswertung der angewandten therapeutischen Behandlungsansätze und ihrer Ergebnisse.
Die häufigsten Ursachen waren ein hochstehender Bulbus der Vena jugularis interna mit 19%, eine Schleife der Arteria cerebelli inferior anterior im inneren Gehörgang mit 15% gefolgt von einer arteriovenösen Fistel mit 10% und Gefäßstenosen mit 9%. Bei ca. 30% unseres Patientenkollektivs konnte keine Quelle für das pulsierende Ohrgeräusch eruiert werden. Bei 29% der Patienten konnte die Ursache als eindeutig klassifiziert werden, bei 25% als plausible Ursache und bei 17% als wahrscheinlich. Bei den insgesamt 14 Patienten, die entweder eine konservative oder eine interventionell/chirurgische Behandlung erhielten, kam es bei 71% zu einer Beseitigung des Ohrgeräusches. 5 von 7 Patienten mit einer a.v. Fistel waren, nach einer erfolgreichen endovaskulären Intervention, postoperativ beschwerdefrei. Eine angioplastische Intervention mittels Stenting führte bei zwei Patienten mit einer ACI Stenose (>70%) zur Beseitigung des Ohrgeräusches. Jeweils ein Patient profitierte von der Behandlung einer Bogengangsdehiszenz, einer intrakraniellen Hypertension sowie einer chirurgischen Sanierung eines Paraganglioms, nach vorgegangener endovaskulärer Embolisation, mit der daraus resultierenden Auslöschung des Ohrgeräusches. Bei den restlichen Patienten persistierte es trotz Behandlung.
Ein pulssynchrones Ohrgeräusch hat viele äußerst unterschiedliche Ursachen. Für eine sachgerechte Evaluation und adäquate Behandlung von Patienten mit pulssynchronem Ohrgeräusch ist eine enge multidisziplinäre Zusammenarbeit unabdingbar. Eine eindeutige Diagnose kann oft nur gestellt werden, wenn alle klinischen sowie alle bildmorphologischen Befunde, die auf einem einheitlichen, routinemäßigen Untersuchungsprotokoll basieren, zusammengetragen und kritisch abgestimmt werden. / This thesis summarizes the clinical data of 108 consecutive patients with pulsatile tinnitus that had been diagnosed and treated at the Head and Skull Base Center, Klinikum Fulda, between July 2013 and September 2015. Patients‘ data had been examined retrospectively according to a systematic, standardized, structured diagnostic and treatment protocol. Necessary imaging included computed tomography, magnetic resonance imaging, magnetic resonance angiography and sonography of the neck vessels. Digital subtraction angiography was performed in selected cases under strict indication. The aim was to establish underlying causes and diagnoses for the symptom of pulsatile tinnitus. The findings were classified into four groups depending on the degree of plausibility: definite, probable, plausible, and unclear. In addition, the applied therapeutic treatment approaches and their results were evaluated.
The most frequent cause was a high-riding jugular bulb in 19%, a loop of the inferior cerebellar artery into the internal auditory canal in 15%, followed by a dural arteriovenous fistula in 10% and vascular stenoses in 9%. No cause for the pulsatile tinnitus could be identified in approximately 30% of the examined patients. In 29% the cause could be classified as definite, in 17% as probable and in 25% as plausible. An elimination of the pulsatile tinnitus was achieved in 71% of the fourteen patients who received either conservative or interventional/surgical treatment. Five patients with a dural a.v. fistula were symptom-free after successful endovascular intervention. Two patients with pulsatile tinnitus caused by ACI stenosis (>70%) were successfully treated with vascular stenting. One patient each benefited from treatment of semicircular canal dehiscence, intracranial hypertension and surgery of a paraganglioma following endovascular embolization. In few patients the pulsatile tinnitus persisted despite treatment.
Pulsatile tinnitus has many various underlying causes. Interdisciplinary teamwork is essential for a proper evaluation and adequate treatment.
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