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Transfusion von Erythrozytenkonzentraten bei Patienten mit akutem Atemnotsyndrom (ARDS)

Striffler, Julia 30 June 2021 (has links)
Das ARDS ist eine in der Intensivmedizin häufig diagnostizierte Erkrankung. Ebenso ist die Gabe von Erythrozytenkonzentraten eine regelmäßig durchgeführte therapeutische Intervention auf Intensivstationen - auch und gerade bei Patienten im akuten Lungenversagen. Bei diesen besteht bezüglich einer Entscheidung für oder gegen die Transfusion von Erythrozytenkonzentraten eine besondere Schwierigkeit: Einerseits zeigen zahlreiche Studien der letzten Jahrzehnte oft gravierende Nachteile oder zumindest fehlende therapeutische Vorteile durch die Gabe von Erythrozytenkonzentraten. Andererseits ist aus pathophysiologischer Sicht anzunehmen, dass bei der im Rahmen eines ARDS bestehenden Gefahr der Gewebehypoxie durch die Transfusion von Erythrozyten eine Verbesserung der Oxygenierung erzielt werden könnte. Da eine evidenzbasierte Grundlage für das richtige Transfusionsmanagement bei diesen Patienten dennoch fehlt, sahen wir die Durchführung der vorliegenden Arbeit als indiziert an, um einen Anhalt dafür zu bekommen, ob das für andere Patientenkollektive empfohlene restriktive Transfusionsmanagement auch bei Patienten mit einem ARDS sinnvoll einsetzbar ist. Wir evaluierten daher retrospektiv Daten von all denjenigen Patienten (n = 96), die zwischen 2008 und 2012 auf der interdisziplinär- operativen Intensivstation des Universitätsklinikums Leipzig mit der Hauptdiagnose eines akuten Lungenversagens behandelt wurden. Es handelte sich insgesamt um ein Kollektiv schwer kranker Patienten, bei dem die Gesamtletalität auf der Intensivstation bei 57,3 % lag. Von den eingeschlossenen Patienten litten 84,4 % an einem schweren bis sehr schweren ARDS. Bei der Untersuchung des Outcomes in Abhängigkeit von der durchschnittlichen Hämoglobinkonzentration über den gesamten intensivstationären Aufenthalt (< 8 g/dl versus ≥ 8 g/dl) ergaben sich folgende Resultate: Patienten mit einer niedrigeren durchschnittlichen Hämoglobinkonzentration (< 8 g/dl) - hatten keine höhere Letalität auf der Intensivstation, - hatten keine längere Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation, - hatten keinen höheren Bedarf an organunterstützenden Maßnahmen und tendenziell sogar weniger Tage mit Katecholamintherapie und Dialyse, - wurden an weniger Tagen antibiotisch behandelt, - zeigten bei Vergleich der durchschnittlichen SAPS II- und SOFA-Scores keine Assoziation mit einer höheren Gesamtmorbidität und - zeigten bei Vergleich physiologischer Transfusionstrigger keine vermehrten Hinweise auf eine Oxygenierungsstörung. Gleichzeitig wurde das Outcome in Abhängigkeit von der kumulativen (< 5 versus ≥ 5 Erythrozytenkonzentrate über den gesamten Aufenthalt auf der Intensivstation) beziehungsweise der täglichen (durchschnittlich < 0,3 versus ≥ 0,3 Erythrozytenkonzentrate pro Tag) Transfusionsmenge untersucht. Hierbei ergab sich aus den vorliegenden Daten: Patienten mit einem ARDS, die kumulativ beziehungsweise täglich eine höhere Menge an Transfusionen erhielten, - hatten keine geringere Letalität, vielmehr stieg die Letalität sogar mit zunehmender täglicher „Transfusionsdosis“, - waren insgesamt nicht seltener beziehungsweise kürzer auf eine Organunterstützung oder eine antibiotische Therapie angewiesen, - zeigten insgesamt keine geringere Gesamtmorbidität bei Vergleich der durchschnittlichen SAPS II- und SOFA- Scores und - zeigten anhand der Untersuchung physiologischer Transfusionstrigger keine Hinweise auf eine verbesserte Oxygenierung. Insgesamt deuten unsere Resultate somit darauf hin, dass sich das Outcome von Patienten im akuten Lungenversagen durch eine niedrige Hämoglobinkonzentration von unter 8 g/dl nicht verschlechtert und dass gleichzeitig durch die großzügige Transfusion von Erythrozytenkonzentraten bei diesen Patienten kein therapeutischer Benefit zu erzielen ist. Die Resultate unserer Arbeit sind durch das retrospektive Design, die geringe Patientenzahl bei einem insgesamt sehr heterogenen Kollektiv sowie durch die hohe Morbidität und Letalität der eingeschlossenen Patienten nur bedingt verwertbar. Bezüglich „harter“ Outcome-Parameter wie einer Beeinflussung der Letalität konnte keine definitive Aussage getroffen werden. Zudem muss die eingeschränkte Beurteilbarkeit eines Transfusionsbedarfs anhand der als Transfusionstrigger empfohlenen Parameter beachtet werden. Durch die Kombination einer Vielzahl von untersuchten Parametern, die übereinstimmend keinen Nachteil durch eine niedrige Hämoglobinkonzentration und keinen Vorteil durch eine höhere Dosis an transfundierten Erythrozytenkonzentraten belegen, kann jedoch von einer gewissen Validität ausgegangen werden. Konsekutiv kann zumindest vorsichtig die folgende Aussage formuliert werden: Ein restriktives Transfusionsmanagement ist auch im akuten Lungenversagen wahrscheinlich sicher. Falls demgegenüber in Ermangelung valider Forschungsdaten gegenwärtig bei Patienten im akuten Lungenversagen aus pathophysiologischen Überlegungen und ohne evidenzbasierte Grundlage fälschlicherweise zu liberal transfundiert wird, muss nicht nur von einer Gefährdung der Patienten, sondern auch von einer relevanten Ressourcenverschwendung ausgegangen werden. Nach unserer Auffassung sind daher multizentrische randomisiert-kontrollierte Studien, die ein restriktives mit einem liberalen Transfusionsmanagement an einem ausreichend großen Kollektiv von Patienten im akuten Lungenversagen vergleichen, dringend indiziert. Nach Möglichkeit wäre dabei angesichts der Hinweise darauf, dass der Transfusionsbedarf individualisiert betrachtet werden sollte, eine Differenzierung von Patienten nach Alter, Komorbiditäten, Schwere der Hypoxämie sowie gegebenenfalls weiteren Faktoren sinnvoll.

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