1 |
Circadiane Variationen von Aufmerksamkeitsfunktionen bei extremen ChronotypenKohlhoff, Enno Ole 25 September 2014 (has links)
Die Leistungsfähigkeit vieler kognitiver Funktionen zeigt tageszeitliche Schwankungen, welche auf dem Zusammenspiel der im 2-Prozess-Modell der Schlafregulation beschriebenen Prozes- se basieren: dem homöostatischen Schlafdruck (Prozess S) sowie dem circadianen Schrittma- cher (Prozess C). Darüberhinaus existieren verschiedene Chronotypen, welche oftmals einen synchrony-effect, also eine bessere Leistung zu für sie optimalen Tageszeiten im Vergleich zu nicht-optimalen Tageszeiten, zeigen. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, in- wieweit die Leistungsfähigkeit der mittels des Attention Network Task (ANT) gemessenen Aufmerksamkeitsfunktionen tonische und phasische Alertness, Orientierung und exekutive Aufmerksamkeit aufgrund homöostatischer und circadianer Faktoren bei extremen Chrono- typen tageszeitabhängige und/oder chronotypabhängige Variationen unter synchronisierten Bedingungen (also einem normalen Tag-Nacht-Rhythmus) mit selbstgewählten Schlafzeiten zeigen. Zu diesem Zweck wurden je 20 ausgeprägte Morgen- bzw. Abendtypen zu fünf ver- schiedenen Uhrzeiten (9:00, 12:00, 15:00, 18:00 und 21:00 Uhr) in randomisierter Reihenfolge getestet. Phasische Alertness, Orientierung sowie die exekutive Aufmerksamkeit zeigten sich bei beiden Chronotypen im Tagesverlauf stabil. Die in einer ähnlichen Studie gefundenen Schwankungen der phasischen Alertness der Morgen-/Neutraltypen sowie der exekutiven Auf- merksamkeit bei beiden Chronotypen konnten nicht repliziert werden, was wahrscheinlich auf eine unterschiedliche Einteilung in Chronotypgruppen sowie ein unterschiedliches Studiende- sign zurückzuführen ist. Möglicherweise kann dies aber auch darauf hinweisen, dass es sich bei der Chronotyp-Dimension auf behavioraler Ebene nicht um ein Kontinuum handelt. Wäh- rend die tonische Alertness bei den Morgentypen gleich blieb, zeigte sich bei den Abendtypen ein synchrony-effect, d.h. sie zeigten eine Verbesserung der Leistung im Tagesverlauf, wobei nicht auszuschließen ist, dass neben der nicht-optimalen circadianen Phase der Abendtypen am Morgen auch sleep inertia sowie partielle Schlafdeprivation zu diesem Verlauf beigetragen haben können. Darüberhinaus zeigten die Morgentypen unabhängig von der Tageszeit eine generell schlechtere Orientierungsfunktion als die Abendtypen, was die Hypothese einer ver- schiedenartigen hemisphärischen Dominanz bei den verschiedenen Chronotypen unterstützt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie unterstützen die These, dass verschiedene kognitive Prozesse selektiv durch homöostatische und circadiane Prozesse moduliert werden, da selbst so ähnliche Funktionen wie die tonische und die phasische Alertness unterschiedliche Ver- läufe zeigen und in einer früheren Studie Schwankungen der phasischen Alertness und der exekutiven Aufmerksamkeit bei moderaten Morgen-/Neutraltypen bzw. moderaten Abendty- pen beschrieben wurden. Ob die unterschiedlichen Ergebnisse der vorliegenden und früherer Studien tatsächliche Unterschiede zwischen verschiedenen Chronotypen reflektieren oder Un- terschieden des jeweiligen Studiendesigns geschuldet sind, ist in weiterführenden Studien zu untersuchen.
|
Page generated in 0.1293 seconds