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Untersuchung des equinen Selektionsverhaltens in Bezug auf Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale L.) im HeuMüller, Clara 07 June 2022 (has links)
Einleitung: Aufgrund der Heuknappheit der letzten Jahre werden zunehmend auch extensiv bewirtschaftete Wiesen für die Heuproduktion genutzt. Teil der artenreichen Wiesen ist jedoch auch das Vorkommen von potentiell toxischen Pflanzen wie die Herbst-Zeitlose. Inwieweit Pferde getrocknete Herbst-Zeitlose im Heu erkennen und meiden, ist unzureichend erforscht. Erfahrungsberichte von Landwirten sowie Fallberichte kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen.
Ziele der Untersuchungen: Das Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand in der Beschreibung des Selektionsverhaltens von Pferden bei Vorlage von Heu, welches mit Herbst-Zeitlosen kontaminiert war.
Tiere, Material und Methoden: Die Studie (TVV-Nummer 17/19) wurde mit sechs klinisch gesunden, adulten (Alter: 11 – 17 Jahre) Warmblutwallachen (durchschnittliches Körpergewicht (KGW) ± Standardabweichung (SD): 674 ± 85 kg) durchgeführt. Die Pferde wurden in Einzelboxen auf Stroh mit täglichem Zugang zu einem Paddock gehalten. Heu wurde, mit Ausnahme der Aufenthaltszeit auf dem Paddock, ad libitum zur Verfügung gestellt und durch 50 g eines kommerziellen Mineralfuttermittels (Hoeveler, Reformin Plus©) ergänzt. Leitungswasser war zu jeder Zeit frei verfügbar. Jedes Pferd erhielt zu unterschiedlichen Tageszeiten über eine Stunde Heu, welches mit 1 oder 2 % getrockneten Herbst-Zeitlosen kontaminiert war. Das Selektionsverhalten der Tiere wurde individuell beobachtet, protokolliert und ausgewählte Beobachtungsperioden mittels Videoaufnahmen aufgezeichnet. Um Intoxikationen zu vermeiden, wurden Abbruchkriterien definiert. Nahm ein Pferd zwei Herbst-Zeitlose auf, wurde die Beobachtungsperiode abgebrochen und das kontaminierte Heu entfernt. Die Beobachtungsperiode wurde an einem anderen Tag und zu einer anderen Tageszeit wiederholt. Musste die Beobachtungsperiode erneut abgebrochen werden, wurde das entsprechende Pferd aus dem Versuch ausgeschlossen. Alle Pferde wurden zu Beginn des Versuchs und anschließend alle zwei bis drei Tage allgemein klinisch untersucht (Herz- und Atemfrequenz, Beschaffenheit der Schleimhäute, Darmgeräusche, innere Körpertemperatur, Pulsation der Gliedmaßen). Ein Blutbild sowie biochemische Blutuntersuchungen aller Pferde wurden zu Beginn und am Ende der Studie durchgeführt. Sowohl das gefütterte Heu als auch die Herbst-Zeitlosen wurden auf die Menge ihrer Rohnährstoffe und Anteile der Faserfraktionen untersucht. Eine Messung der Colchicingehalte in den getrockneten Herbst-Zeitlosen wurde durchgeführt (Flüssigkeitschromatographie/Tandem-Massenspektrometrie). Die Ergebnisse der genannten Analysen wurden mithilfe von Microsoft Excel 2016® deskriptiv und mittels SPSS 27® statistisch ausgewertet.
Ergebnisse: Keines der Pferde mied die Herbst-Zeitlose im Heu. Vier von sechs Pferden zeigten sogar eine Präferenz für die Pflanze und nahmen sie gezielt ohne umliegendes Heu auf. Lediglich ein Pferd mied die Herbst-Zeitlose während der ersten sechs Beobachtungsperioden. Innerhalb der siebten Beobachtungsperiode nahm es Anteile der Herbst-Zeitlose auf. Die Parameter der klinischen Untersuchung und die Blutwerte lagen zu jeder Zeit im physiologischen Normbereich. Bei der Messung der Rohnährstoffe konnten in der Herbst-Zeitlosen höhere Rohprotein- (CP: 12,5 ± 0,717 %) und Rohfettgehalte (CFAT: 3,86 ± 0,254 %), sowie ein höherer Anteil an stickstofffreien Extraktstoffen (NFE: 52,3 ± 1,24 %) als im Heu (CP: 7,84 ± 1,47 %; CFAT: 0,80 ± 0,237 %; NFE: 41,4 ± 1,99 %) nachgewiesen werden. Die Faserfraktion der Herbst-Zeitlosen (CF: 17,3 ± 0,837 %) stellte sich geringer als im Heu (CF: 34,5 ± 1,85 %) dar. Es wurde ein durchschnittlicher Colchicingehalt von 331 µg/g Trockensubstanz in der getrockneten Herbst-Zeitlosen gemessen.
Schlussfolgerungen: Aufgrund der unselektiven, teils gezielten Aufnahme der Herbst-Zeitlosen durch die Pferde der vorliegenden Studie, sowie das stark gehäufte, nestartige Vorkommen der Herbst-Zeitlosen im Heu, können Vergiftungen durch kontaminiertes Heu nicht ausgeschlossen werden. Daher sollten Wiesen, auf welchen Herbst-Zeitlose wachsen, von der Heugewinnung ausgeschlossen werden.
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