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Versagensanalyse der Versorgung proximaler Humerusfrakturen an einem Level-I-Traumazentrum

Huber, Meret Koroni 27 June 2019 (has links)
Die Behandlung proximaler Humerusfrakturen ist aufgrund ihrer Komplexität nach wie vor Gegenstand kontroverser Diskussionen in der Fachliteratur. Mit dieser Komplexität gehen auch zum Teil hohe publizierte Komplikationsraten einher. Die Vergleichbarkeit der veröffentlichten Studien ist durch uneinheitliche Frakturklassifikationen und eine große Variabilität der Studiendesigns deutlich erschwert. Die vorliegende Studie eines Versorgungszentrums gibt mit weit gefassten Einschlusskriterien, der Betrachtung der wichtigsten Therapieoptionen und Einschluss eines Großteils der Frakturtypen eine gute Übersicht über die Versorgungsrealität. Darüber hinaus wird die Analyse der Folgeoperationen durch die Auswertung der klinischen Ergebnisse ergänzt. Das Studiendesign der vorliegenden Arbeit umfasst eine retrospektive Datenanalyse mit Einbeziehung gespeicherter Patientendaten, Nachbefragung der Patienten sowie eine detaillierte Analyse vorhandenen Bildmaterials (Röntgen, MRT, CT). Das Gesamtkollektiv umfasst n=423 Patienten mit primärer Versorgung einer proximalen Humerusfraktur in einem Zeitraum von 3,5 Jahren. Die Therapieentscheidung folgte einem Therapiealgorithmus des untersuchten Versorgungszentrums, hierbei wurde die Frakturmorphologie ebenso berücksichtigt wie das Alter der Patienten. Im gesamten untersuchten Kollektiv liegt die Versagensrate unter 10%, ohne dass hierbei eine der untersuchen operativen und nichtoperativen Versorgungsformen eine signifikant erhöhte oder erniedrigte Komplikationsrate erreichte. Nach primär konservativer Therapie bzw. primär operativer Therapie zeigte sich eine vergleichbare Rate an Folgeoperationen. Der Literaturvergleich ergab eine vergleichsweise niedrige Folgeoperationsrate im primär operativ versorgten Teilkollektiv. Bei Betrachtung der Ergebnisse bei anatomischer Prothese fällt jedoch auf, dass hier hohe Komplikationsraten und schlechte funktionelle Ergebnisse berichtet werden. Die Indikation zu dieser Versorgungsform sollte somit kritisch diskutiert werden. Eine Analyse der Risikofaktoren für Folgeoperationen zeigte Fraktur-bezogene und Patienten-bezogene Faktoren. Zum einen sind hier die Beteiligung der medialen Kortikalis an der Fraktur und komplexe Frakturmorphologien zu nennen. Darüber hinaus sind auch Lifestyle-Einflüsse wie Nikotin- und Alkoholkonsum mit einem signifikant erhöhten Risiko für einen Folgeeingriff vergesellschaftet. Außerdem ergab die Analyse nach Altersschwerpunkten, dass das Patientenkollektiv im arbeitsfähigen Alter häufiger von Revisionseingriffen betroffen war. Diesen Eingriffen lag meist nicht ein direktes Therapieversagen zugrunde, vielmehr handelte es sich häufig um fakultative Eingriffe. Als Erklärung für dieses Phänomen kommen hohe Funktionsansprüche im (Berufs-)Alltag der Patienten in Betracht.

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