Return to search

Zwischen dünnen Mädchen und Stofferweibern: face work im weiblichen Bodybuilding

Weibliches Bodybuilding ist ein Wettkampfsport, bei der die Körper der Athletinnen nach ihrer Muskulosität bewertet werden. Durch ihre ausgeprägte Muskulatur weichen Body-builderinnen von der Vorstellung einer eindeutigen Geschlechterbinarität ab, in welcher der weibliche Körper das kleinere und schwächere Gegenstück zum männlichen Körper ist. Aufgrund dieser Abweichung von Gendernormen erleben Bodybuilderinnen in sozi-alen Interaktionen häufig Stigmatisierung.
Die vorliegende Arbeit untersucht, basierend auf Erving Goffmans Theorie des face, welche Strategien Bodybuilderinnen einsetzen, um mit Stigmatisierung umzugehen. Die Forschungsfrage lautet somit: Wie wahren Bodybuilderinnen in der Interaktion ihr face? Um diese Frage zu beantworten, wird in Bodybuilding-Podcasts nach Stellen gesucht, an denen Bodybuilderinnen sich über vergangene face-Bedrohungen unterhalten. Diese Stellen werden positionierungsanalytisch untersucht.
In den untersuchten Podcasts nutzen die Bodybuilderinnen zwei soziale Kategorien als Positionierungsressourcen: die des ‚Mädchens‘ und die der ‚Bodybuilderin auf Stoff‘. Die Kategorie des ‚Mädchens’ nutzen Bodybuilderinnen, um Frauen zu beschreiben, welche den dominanten Weiblichkeitsnormen entsprechen. Bodybuilderinnen positionieren sich als diesen ‚Mädchen‘ körperlich und psychisch überlegen. Auf diese Art deuten sie im Gespräch mit anderen Athletinnen die Teilnahme am Bodybuilding vom potenziellen Stigma zum Zeichen der Überlegenheit um.
Die Kategorie der ‚Bodybuilderinnen auf Stoff‘ nutzen Bodybuilderinnen vor allem, um sich gegen face-bedrohliche Kritik von Nicht-Bodybuilder:innen zu wehren. Nicht-Bodybuilder:innen werten Bodybuilderinnen häufig ab, da sie mit weiblichem Bodybuilding die Vorstellung von Frauen verbinden, die stark von Weiblichkeitsnormen abweichen. Bodybuilderinnen gehen mit dieser face-Bedrohung um, indem sie argumentieren, dass diese Beschreibung nur auf ‚Bodybuilderinnen auf Stoff‘, die leistungssteigernde Drogen nehmen, zutrifft. Von diesen ‚Bodybuilderinnen auf Stoff‘ grenzen sich die Bodybuilderinnen vehement ab.
Schließlich nutzen Bodybuilderinnen epistemische Positionierung, um sich gegen face-Bedrohungen zu immunisieren, indem sie Bodybuilderinnen die Wissensautorität zum Thema Bodybuilding zuschreiben und Nicht-Bodybuilder:innen das notwendige Wissen absprechen, um die Körper und Körperpraxen von Bodybuilderinnen zu bewerten.
Die Ergebnisse dieser Arbeit bieten einen Einblick darin, wie Individuen mit Stigmatisierung auf Grund von Gendernormabweichung umgehen können.:1. Einleitung
2. Stigma und face work
3. Positionierungsanalyse
4. Methodik
5. 'Mädchen' und 'zarte Pflänzlein': soziale Kategorien der Normalität
5.1. 'Mädchen' und Weiblichkeitsnormen
5.2. Vom 'Mädchen' zur Bodybuilderin: eine Coming-of-Age-Geschichte
5.3. Die Sorge um verletzliche 'Mädchen'
6. 'die haben einfach keine Ahnung': face work durch epistemische Positionierung
6.1. Epistemische Selbstpositionierung
6.2. Epistemische Fremdpositionierung und face work
7. 'diese Stofferweiber': face work durch Abgrenzung
7.1. 'Bodybuilderin auf Stoff' als Ressource des face work
7.2. 'Bodybuilderinnen auf Stoff' als Opfer
8. Fazit
9. Literatur
10. Danksagung

Identiferoai:union.ndltd.org:DRESDEN/oai:qucosa:de:qucosa:88683
Date18 December 2023
CreatorsLadwig, Rahel
ContributorsMeier-Vieracker, Simon, Bergmann, Regina, Technische Universität Dresden
Source SetsHochschulschriftenserver (HSSS) der SLUB Dresden
LanguageGerman
Detected LanguageGerman
Typeinfo:eu-repo/semantics/publishedVersion, doc-type:masterThesis, info:eu-repo/semantics/masterThesis, doc-type:Text
Rightsinfo:eu-repo/semantics/openAccess

Page generated in 0.4007 seconds